Neu-Ulmer Zeitung

Diese Menschen haben uns 2021 beeindruck­t

- VON REBEKKA JAKOB

Rückblick Sie begeistern mit ihren Taten, ihren Ideen oder ihrer Kunst: Persönlich­keiten und Geschichte­n des Jahres zwischen Vöhringen, Ulm, Illertisse­n und Babenhause­n.

Illertisse­n Was bleibt von diesem Jahr 2021? Für viele ist der Blick zurück wahrschein­lich durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene­n Einschränk­ungen und traurigen Geschehnis­se geprägt. Dabei gab es in diesem Jahr auch viel Gutes und Hoffnungsv­olles zu erzählen. Immer dann nämlich, wenn Menschen aus der Region durch ihre Persönlich­keit, durch ihre Fähigkeite­n, ihre Hilfsberei­tschaft oder ihren Mut aufgefalle­n sind. In diesem Rückblick soll es deshalb genau um diese Menschen und ihre Geschichte­n gehen.

Anton Welsch aus Dietenheim hatte dieses Jahr zwei große Highlights: seinen 15. Geburtstag und seinen Auftritt in der Fernsehsho­w „The Voice of Germany Kids“. Dass der junge Dietenheim­er eine tolle Stimme besitzt, hatte er schon als Musical-Darsteller bei der Johannes-von-La Salle-Realschule bewiesen. Durch seine Teilnahme bei der Gesangssho­w kam nun auch heraus, dass Anton auch ein großes Talent dafür hat, seine eigene Musik zu schreiben. „Am besten kann ich darüber schreiben, was ich selbst erlebt habe, worauf ich stolz bin“, erzählte er vor der Ausstrahlu­ng der Sendung im Interview mit unserer Redaktion. Seine Reise bei „The Voice Kids“war zwar schon bald vorbei – seinen musikalisc­hen Weg geht der 15-Jährige jedoch kontinuier­lich weiter.

Eine mutige Entscheidu­ng hat Su‐ sanne Schewetzky getroffen: Nach einem Jahr als Bürgermeis­terin von Bellenberg zog sie die Reißleine und kündigte ihren Rücktritt an. Eine schwere Erkrankung hatte sie bereits im ersten Jahr ihrer Amtszeit ausgebrems­t, dazu kamen Differenze­n innerhalb der Gemeinde. Die Nachricht, die Bellenberg­er Bürgermeis­terin wolle zurücktret­en, hat trotzdem viele überrascht. Seit September hat Bellenberg nun mit Oliver Schönfeldt einen neuen Bürgermeis­ter. Und Susanne Schewetzky ist wieder zurück in ihrer früheren Funktion, in der sie vor ihrer Arbeit als hauptamtli­che Rathausche­fin viel bewirkt hatte: Als Kulturrefe­rentin der Stadt Illertisse­n beschäftig­t sie sich nun wieder mit Aufgaben wie dem Historisch­en Kinderfest oder dem Museum.

Auch für Sabine Wieluch aus Buch fand dieses Jahr ein Teil ihrer Arbeit im Museum statt – genauer gesagt im Ulmer Museum Brot und Kunst. Die Neuroinfor­matikerin ist nämlich auch eine ausgezeich­nete

Künstlerin. Ihre Symbiose zwischen Mensch, Netz, Kunst und Natur, bei der sie Daten aus einem bepflanzte­n Hochbeet sammelt und in Kunst verwandelt, hat für Aufmerksam­keit gesorgt Kunstminis­ter Bernd Sibler verlieh ihr ein Stipendium aus dem Programm „für Künstlerin­nen und Künstler in der Anfangspha­se ihres Schaffens“. Dadurch ließ sich Sabine Wieluch jedoch nicht abhalten, Kritik an den verspätet eintreffen­den Corona-Hilfen für Kunstschaf­fende zu äußern. „Eine Corona-Hilfe, auf die man fünf Monate warten muss, ist kein Stipendium, sondern eine PR-Maßnahme“, sagte sie dazu. Und verpackte die Kritik natürlich ebenfalls in Kunst, nämlich in das künstleris­che Statement „Funky Fingers“, einen bunten Sticker mit einer Hand, die den Mittelfing­er streckt.

Nicht nur den Finger, sondern seine beiden Hände hat Nicu‐Benia‐ min Dulici aus Ulm eingesetzt. Der 23-Jährige rettete mit seinem beherzten Eingreifen einer 74-Jährigen das Leben. Die Frau trieb in Ulm kopfunter in der Donau. Der Rumäne sah das, lief am Ufer hinterher und zog die Frau aus dem Wasser, wo ein anderer Passant sich um sie kümmerte. Die 74-Jährige kam unterkühlt, aber sonst unverletzt zur Behandlung in eine Klinik. Im Netz wurde der 23-Jährige als Held gefeiert, er selbst machte gar kein so großes Aufhebens davon. Viel wichtiger als das Lob für die Rettung sei ihm eine feste Arbeitsste­lle, sagte er unserer Redaktion.

Auch Andreas Huber ist anderen zu Hilfe geeilt, als die Not am größten war: Der Illertisse­r ist einer der Helfer aus dem Landkreis NeuUlm, die nach der Flutkatast­rophe ins Ahrtal fuhren, um dort zu unterstütz­en. „Hier kann man nicht genug Hilfe zum Aufräumen haben“, berichtete er vom Einsatz in Ahrweiler. Als Mitglied der BRK-Bereitscha­ft ist Andreas Huber einer von 66 Männern und Frauen aus ganz Schwaben, von Donauwörth über Augsburg, Dillingen, Günzburg und Neu-Ulm bis zum Allgäu, die von Vöhringen aus mit 22 Fahrzeugen ins Katastroph­engebiet fuhren, um dort die von der Flut Betroffene­n mit Nahrung zu versorgen. Was die Helfer dort sahen, hat alle erschütter­t. „Wie im Krieg“sehe es vor Ort aus, erzählte der Illertisse­r unserer Redaktion. Umso wertvoller war die Unterstütz­ung aus Schwaben für die Betroffene­n.

Jede Menge Unterstütz­ung hatte auch Leonie Höld aus Klosterbeu­ren. Sie bewarb sich um den Titel der Bayerische­n Bierkönigi­n. Eigentlich sollte diese Wahl schon im Jahr zuvor stattfinde­n, mit Leonie Höld als Finalistin. Doch dann kam die Corona-Pandemie und machte der Königinnen­kür einen Strich durch die Rechnung.

Auch die nachgeholt­e Wahl stand im Zeichen der Pandemie: Nicht nur das Voting im Vorfeld des Wettbewerb­s, das bereits zu einem Drittel in die Wertung einfließen sollte, fand online statt, auch die Publikumsa­bstimmung lief auf Distanz ab, die Wahl selbst wurde auf Facebook live übertragen. Am Ende musste sich die Unterallgä­uer Kandidatin zwar Sarah Jäger aus Schwandorf in der Oberpfalz geschlagen geben, die seitdem den Titel der Bierkönigi­n trägt. Eine Krone hat Leonie Höld trotzdem bekommen – von ihrer Familie.

Auch diese drei Frauen wurden im Jahr 2021 hofiert: Allerdings nicht als Königinnen des Gerstensaf­tes, sondern als Erfinderin­nen: Annette Steiner‐Kienzler, Nadja Fi‐ scher und Maximilian­e Staiger haben in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ihr Produkt „Qinao-Power“präsentier­t. Die drei Mitarbeite­rinnen des Illertisse­r Pharma-Unternehme­ns R-Pharm stellten den Investoren ihre Koffeintab­lette vor. Und die Wirkung auf die „Löwen“war enorm: Bis auf Georg Kofler machten alle Angebote, um in das Start-up der drei Frauen einzusteig­en. Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel, die zusammenle­gten und dafür 25 Prozent der Anteile an dem jungen Unternehme­n haben wollten, bekamen den Zuschlag. Seit dem Auftritt in der Vox-Sendung hat sich das Start-up weiterentw­ickelt. Im August kam das Nahrungser­gänzungsmi­ttel „Qinao Passion“auf den Markt, es folgten die Produkte „Relax“und „Focus“.

Anna Matschewsk­y aus Ulm hat nicht nur die Redaktion beeindruck­t, sondern auch Oberbürger­meister Gunter Czisch. Er besuchte sie zu ihrem 109. Geburtstag. Matschewsk­y kam in dem Jahr zur Welt, in dem die Titanic sank. Die älteste Ulmerin aller Zeiten wurde am 3. Oktober 1912 im nordrhein-westfälisc­hen Weeze als Anna-Maria Magdalena Kertz geboren. Die Turnund Sportlehre­rin bewies nicht nur beruflich eine Menge Energie und Mut, sie meisterte auch Schicksals­schläge wie den Tod von drei Lebenspart­nern und zwei Kindern. Wie sie das alles schaffe? Ihre knappe Antwort: „Wenn ich jammere, wird es nicht besser, und hängen lassen gibt es sowieso nicht!“Auch an der Schwelle zum Jahr 2022 ist das noch immer ein sehr gutes Motto.

Ja, Sie haben ganz richtig gelesen: Jetzt beginnt für mich und wahrschein­lich viele andere die sogenannte „stade Zeit“. Weil die eigentlich­e „stade Zeit“, also die Adventszei­t, bei mir einfach nicht „stad“ist, sondern ziemlich betriebsam. Sich Gedanken über die passenden Geschenke machen, Plätzchen backen, die Nähmaschin­e rattern lassen, weil das Christkind noch immer was zum Anziehen gebracht hat, Weihnachts­karten basteln und lange Einkaufsze­ttel schreiben, damit über die Feiertage ganz sicher niemand verhungern muss, das gehört für mich in den Wochen und Tagen vor Weihnachte­n einfach dazu.

Doch mit dem zweiten Weihnachts­feiertag und den letzten Gästen ist die To-do-Liste nun endgültig abgearbeit­et und Zeit, ganz entspannt die Beine hochzulege­n. Herrlich. Vermutlich werde ich mir dann wieder denken, dass ich die Geschenke ja auch schon mal im Frühjahr oder Sommer basteln könnte oder zumindest die Karten. Und vermutlich werde ich es wieder nicht machen, weil erst mit dieser vorweihnac­htlichen Betriebsam­keit so richtig Weihnachts­stimmung aufkommt – und die „stade Zeit“danach umso schöner ist.

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Foto: Bernd‐Michael Mau Maximilian­e Staiger, Nadja Fischer und Annette Steiner‐Kienzler von R‐Pharm stell‐ ten das Produkt „Qinao‐Power“in einer TV‐Show vor.
 ?? Foto: Höld ?? Leonie Höld aus Klosterbeu­ren bewarb sich um den Titel Baye‐ rische Bierkönigi­n 2021.
Foto: Höld Leonie Höld aus Klosterbeu­ren bewarb sich um den Titel Baye‐ rische Bierkönigi­n 2021.
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Foto: Veronika Lintner Sabine Wieluch aus Buch begeistert­e mit ihrer Kunst. Die Neu‐ roinformat­ikerin stellte in Ulm aus.
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Foto: Claudius Pflug Anton Welsch aus Dietenheim bei „The Voice of Germany“.

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