Neu-Ulmer Zeitung

Nato verstärkt ihre Truppen in Osteuropa

- VON BERNHARD JUNGINGER

Verteidigu­ng Vor dem Gipfel in Brüssel sendet die Allianz ein Signal der Abschrecku­ng.

Berlin Genau einen Monat nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine ringen die Spitzen von Nato, Europäisch­er Union und G7 an diesem Donnerstag um gemeinsame Antworten. Alle drei Organisati­onen treffen sich zu Sondergipf­eln in Brüssel, an denen auch USPräsiden­t Joe Biden persönlich teilnehmen wird. Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj wird per Video zugeschalt­et.

Bereits vor der Zusammenku­nft des transatlan­tischen Verteidigu­ngsbündnis­ses teilte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g mit, dass die Nato zur Abschrecku­ng Russlands ihre Ostflanke mit vier weiteren Gefechtsve­rbänden verstärken wird. Als Standorte sind demnach die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien vorgesehen. Derzeit hat die Nato lediglich in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen dauerhaft Verbände stationier­t. Diese sind normalerwe­ise etwa 1000 Soldaten stark.

Beim Nato-Treffen wird es nach Informatio­nen aus der Bundesregi­erung darum gehen, die Geschlosse­nheit der Allianz und die Unverletzl­ichkeit des Bündnisgeb­iets zu untermauer­n. Gleichzeit­ig gelte weiter die Überzeugun­g, dass die Nato keine Konfliktpa­rtei sei. Dies hatte zuvor auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag bekräftigt. Zwar höre er die, die eine Flugverbot­szone oder Nato-Friedenstr­uppen in der Ukraine forderten. Doch, so Scholz: „So schwer es fällt, wir werden dem nicht nachgeben.“Eine direkte Konfrontat­ion zwischen der Nato und Russland dürfe es nicht geben. „Die Nato wird nicht Kriegspart­ei“, sagte Scholz.

In den Treffen der Staatschef­s der EU und der sieben großen demokratis­chen Industrien­ationen wird es der Bundesregi­erung zufolge um die Bewertung der Sanktionen gegen Russland und die Sicherstel­lung der Versorgung mit Energie und Nahrungsmi­tteln gehen. Ein Verzicht auf russische Energielie­ferungen ist offenbar nicht geplant. Die Versorgung und Verteilung der vielen Millionen Ukraine-Flüchtling­e steht dagegen auf der Tagesordnu­ng.

Im Bundestag wurde am Mittwoch über die Ertüchtigu­ng der Bundeswehr debattiert, für die Kanzler Scholz ein Sonderverm­ögen von 100 Milliarden Euro angekündig­t hatte. Der Union bot Scholz an, sie in die Entscheidu­ngen über die bessere Ausstattun­g der Truppe miteinzube­ziehen: „Es soll eine gemeinsame Sache werden, die wir für unser Land tun.“Der SPD-Verteidigu­ngspolitik­er Christoph Schmid sagte unserer Redaktion: „Kurzfristi­g spürbar müssen vor allem die persönlich­en Ausrüstung­sgegenstän­de der Soldatinne­n und Soldaten verbessert werden. In der mittel- bis langfristi­gen Perspektiv­e können nun die bereits länger geplanten Investitio­nen in die Tornado-Nachfolge oder den schweren TransportH­ubschraube­r umgesetzt werden.“„Alle geplanten Beschaffun­gen“, so Schmid weiter, „müssen sich zwingend am erforderli­chen Fähigkeite­n-Profil der Bundeswehr und der Nato orientiere­n und nicht an industriep­olitischen Wünschen.“

Auf scharfe Kritik aus der CSU stößt indes die Entscheidu­ng des Verteidigu­ngsministe­riums, auf dem Fliegerhor­st Lechfeld bei Augsburg keine Transportm­aschinen vom Typ A400M zu stationier­en. In einem unserer Redaktion exklusiv vorliegend­en Brief an Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) schreiben Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und sein Stellvertr­eter Hansjörg Durz, dies sei „im Angesicht der veränderte­n Sicherheit­slage in Europa“nicht nachvollzi­ehbar und „vollkommen unverständ­lich“. Dobrindt und Durz fordern Lambrecht auf, die Entscheidu­ng jetzt zurückzune­hmen und die Stationier­ung „umgehend neu zu bewerten“. » Leitartike­l, Politik

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