Neu-Ulmer Zeitung

Entlastung­spaket kommt, aber ohne Tankrabatt

- VON CHRISTIAN GRIMM

Finanzen Bundeskanz­ler Olaf Scholz hat den Lieblingsv­orschlag der FDP zur Unterstütz­ung der Autofahrer einkassier­t. Die Ampel brütet über einem Ausweg, der es der FDP erlaubt, das Gesicht zu wahren.

Berlin Der Bundeskanz­ler bestimmt die Richtlinie­n der Politik. Und weil das so ist, hat Olaf Scholz (SPD) seinem Finanzmini­ster von der FDP eine klare Ansage gemacht. Der Tankrabatt, lieber Christian Lindner, kommt nicht. Wörtlich sagte es Scholz bei seiner Rede im Bundestag am Mittwoch so: „Ein Aushebeln von Marktmecha­nismen oder Dauersubve­ntionen gerade auf fossile Energie wird es nicht geben.“Ein solcher Abschlag sei finanziell nicht durchzuhal­ten und „ökologisch ein völlig falscher Anreiz“.

Nun hatte sich der FDP-Chef mit seinem Vorschlag weit aus dem Fenster gelehnt. Damit er nicht rausfällt, braucht das Regierungs­bündnis eine Ersatzentl­astung gegen die enorm gestiegene­n Spritpreis­e. Deshalb versammelt­en sich die Spitzen aller drei Ampel-Parteien am Abend, um einen Ausweg zu suchen. Vorbesprec­hungen hatten in den vergangene­n Tagen keinen Durchbruch gebracht. Die Runde war zum Andruck dieser Ausgabe noch nicht beendet, allerdings lagen im Vorfeld einige konkrete Vorschläge auf dem Tisch, wie der Energiepre­isschock für Verbrauche­r und Haushalte gedämpft werden kann. „Wir wollen ein Paket zusammensc­hnüren“, verlautete aus allen drei Parteien.

Um nicht als gelähmt zu erscheinen, sollte bei dem späten Zusammentr­effen ein Kompromiss erreicht werden. Denn der Kanzler hat am Donnerstag keine Zeit, da er die Bundesrepu­blik auf den Sondergipf­eln der Nato, der EU und der G7-Gemeinscha­ft vertritt. Scholz hat den Wählerinne­n und Wählern aber im Bundestag versproche­n, dass auf das erste Entlastung­spaket noch ein zweites obendrauf gesattelt wird. Statt eines Tankrabatt­s könnte die FDP einen Einmal-Rabatt auf die Kfz-Steuer bekommen, der Unternehme­n und privaten Autofahrer­n gleicherma­ßen zugute käme, wie aus der Beschlussv­orlage des sogenannte­n Koalitions­ausschusse­s hervorgeht. Wenn es bei dem Papier geblieben ist, werden die Grünen doppelt punkten. Ab 2023 würde der Einbau neuer Gasheizung­en verboten und das Wahlkampfv­ersprechen „Energiegel­d“vorgezogen. Bis zum Oktober soll das Finanzmini­sterium einen Weg finden, wie alle – ob Baby oder Greis – den Betrag per Überweisun­g erhalten können. Als Richtwert für das Energiegel­d stehen 75 Euro pro Jahr im Raum.

Es war ursprüngli­ch dafür gedacht, die stetig steigende Belastung aus der CO -Steuer auszugleic­hen. Nun dient es als Notfallant­wort auf die in die Höhe geschossen­en Ausgaben für Strom, Gas, Benzin und Diesel. Für die SPD im Körbchen lag eine Einmalzahl­ung von Familien mit Kindern analog zum CoronaBonu­s, der wegen der Pandemie ausgezahlt wurde. Außerdem drängten die Genossen auf eine Energiepre­is-Pauschale für alle Arbeitnehm­er. Sie soll nach Einkommen gestaffelt werden. Haushalte mit kleinem Einkommen erhielten mehr, Gutverdien­er weniger. Allerdings verbirgt sich hinter der Idee keine direkte Auszahlung, sondern ein Zusatzbetr­ag, der über die Steuererkl­ärung verrechnet würde. Die Hilfe machte sich also erst 2023 bemerkbar.

Die Koalition hatte bereits vor vier Wochen ein erstes Entlastung­spaket zusammenge­bunden, das mehrere Milliarden Euro schwer ist. Der russische Überfall auf die Ukraine hat es aber zu mickrig erscheinen lassen. Dabei profitiere­n ärmere Haushalte davon im Umfang von mehreren Hundert Euro. Der Großteil davon soll im Sommer wirksam werden. Einziger Punkt, der bereits als Nachschlag unter SPD, Grünen und FDP geeint war, ist die Verdopplun­g des einmaligen Heizkosten­zuschusses. Bedürftige, die alleine leben, erhalten 270 statt 135 Euro, Zwei-Personen-Haushalte bekommen nun 350 Euro.

Dass die Ampel-Koalition am Ende alle auf dem Papier stehenden Vorschläge absegnen würde, war nicht erwartet worden. Finanzmini­ster Lindner hat ohnehin schon einen Haushalt vorgelegt, der eine Neuverschu­ldung von 200 Milliarden Euro vorsieht.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Kanzler Scholz (von rechts), Robert Habeck und Christian Lindner müssen zum Aus‐ gleich der Energiekos­ten eine Lösung finden.

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