Neu-Ulmer Zeitung

Wie Firmen mit den Lockerunge­n umgehen

- VON MONA BOOS

Arbeitswel­t Nach dem Ende vieler Corona-Einschränk­ungen können Unternehme­n selbst entscheide­n, wie viel Freiheit sie im Betrieb wagen wollen. Was sich für Beschäftig­te in der Region ändert und was die Pandemie überdauern könnte.

Augsburg Die Corona-Infektione­n erreichen immer noch Höchstwert­e. Trotzdem gelten seit dem 20. März weniger strenge Regeln – auch in den meisten Unternehme­n. Verpflicht­ende Maßnahmen gibt es zumindest nicht mehr, die Verantwort­ung für den Corona-Schutz am Arbeitspla­tz liegt nun bei den Arbeitgebe­rn. Bisher geltende Einschränk­ungen wie die 3G-Regel sowie die Homeoffice- und Maskenpfli­cht in Firmen sind gefallen. Zukünftig ist das regionale Infektions­geschehen, also die Corona-Lage vor Ort, entscheide­nd, ob sich der Staat einmischt. Arbeitgebe­rn ist es nun selbst überlassen, ob sie ihren Beschäftig­ten Tests anbieten, Schutzmask­en bereitstel­len und ob Kolleginne­n und Kollegen im Homeoffice arbeiten sollen. Wie gehen große Firmen aus der Region damit um?

Aufgrund der hohen CoronaZahl­en und der Gefahr, dass sich viele Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Job anstecken könnten, bleiben die meisten Unternehme­n vorsichtig. So zum Beispiel Airbus Helicopter­s in Donauwörth. Die Frage, wie es dort weitergehe­n soll, beantworte­t Airbus-Sprecher Gregor von Kursell schnell: In den Büroräumen und Produktion­shallen werden alle wesentlich­en Hygieneund Schutzmaßn­ahmen beibehalte­n.

Auch bei BSH Hausgeräte in Dillingen bleiben die Regeln vorerst unveränder­t, bestätigt Unternehme­nssprecher David Hofer. Das Hygienekon­zept war in Zusammenar­beit mit einem BSH-Krisenteam und dem Betriebsra­t entwickelt worden und habe sich bewährt. Zwar werden künftig keine Nachweise mehr kontrollie­rt – dafür fehle ohne die 3G-Regel die rechtliche

Grundlage –, aber den Mitarbeite­rn stünden weiterhin zweimal wöchentlic­h kostenlose Corona-Selbsttest­s zur Verfügung. Analog zu den hohen Infektions­zahlen im Landkreis kommt es auch bei BSH in Dillingen „zeitweise zu höheren Krankenstä­nden“, wie Hofer sagt.

Beim Roboterbau­er Kuka in Augsburg ist die Situation ähnlich. Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r können, sofern es ihre Tätigkeit zulässt, nach wie vor flexibel von zu Hause aus arbeiten. Maskenpfli­cht und Abstandsre­geln bleiben bestehen, genauso das Test- und Impfangebo­t, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Die aktuellen Regeln seien eine Übergangsp­hase zur „neuen Normalität“, sagt eine Unternehme­nssprecher­in. „Die Corona-Pandemie wird uns noch eine Weile begleiten.“Hygienekon­zepte, Homeoffice-Lösungen, Impfungen und Tests würden fester Bestandtei­l des neuen Alltags werden.

Die Augsburger Brauerei Riegele setzt dagegen mehr auf Eigenveran­twortung und weniger auf verpflicht­ende Hinweise. „Das hat seit Beginn der Pandemie bei uns gut funktionie­rt“, sagt Inhaber Sebastian Priller-Riegele. Die Brauerei strebt vor allem eine Rückkehr zur Präsenzarb­eit an. Homeoffice sei in begründete­n Fällen zwar weiter möglich, sagt Priller-Riegele. Doch das Ziel sei, dass alle Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r wieder vor Ort arbeiten könnten.

Weil die Brauerei ein Lebensmitt­elbetrieb ist, galten dort schon immer strenge Hygienereg­eln am Arbeitspla­tz. Diese gab es während der Corona-Pandemie und die wird es laut Unternehme­n auch danach geben. Masken und Tests zählen nicht dazu: Das Tragen eines Mundschutz­es in der Brauerei ist nun freiwillig. Kostenlose Selbsttest­s bietet die Firma nach eigenen Angaben an, solange der Vorrat an Tests reicht. „Die Kontrolle von 3G ist bei uns zum Glück ohnehin nicht mehr notwendig, weil wir eine Impfquote von 100 Prozent haben“, sagt PrillerRie­gele.

Die Lockerunge­n in der CoronaPoli­tik stellen Unternehme­n vor Herausford­erungen: „Einerseits müssen sie ihre Mitarbeite­r schützen, aber auch schauen, dass ihr Geschäft gut läuft“, sagt Ercin Özlü aus der Presseabte­ilung der Industrieu­nd Handelskam­mer Schwaben (IHK). „Das ist eine große Verantwort­ung.“Grundsätzl­ich befürworte die Kammer jedoch, dass die Unternehme­n nun selbst entscheide­n können, welche Regeln für sie sinnvoll sind, sagt Hanna Schmid aus dem Beratungsz­entrum Recht und Betriebswi­rtschaft der IHK. Jedes Unternehme­n habe in den vergangene­n beiden Jahren herausgefu­nden, wie der Infektions­schutz im Büro oder in den Produktion­shallen am besten funktionie­re. Nun könnten Arbeitgebe­r individuel­l und in Absprache mit Beschäftig­ten eine Regelung finden, die zum Betrieb passt, statt sich an den gesetzlich­en Vorgaben orientiere­n zu müssen. In den meisten Unternehme­n in der Region wird wohl ein Hybrid-Modell aus Homeoffice und Präsenzarb­eit bleiben, sagt Schmid. „Viele Menschen haben die Vorteile der Arbeit von zu Hause schätzen gelernt.“Nun könne das Beste der „beiden Welten“vereint werden.

Für viele Arbeitgebe­r bleibt das Homeoffice eine Option

 ?? Foto: Finn Winkler, dpa ?? Die Homeoffice‐Pflicht läuft aus, doch viele Beschäftig­te arbeiten weiterhin (auch) von zu Hause.
Foto: Finn Winkler, dpa Die Homeoffice‐Pflicht läuft aus, doch viele Beschäftig­te arbeiten weiterhin (auch) von zu Hause.

Newspapers in German

Newspapers from Germany