Neue Pflegeschule hat nun ein eigenes Gebäude
Gesundheit Um die Personalprobleme in der Pflege in den Griff zu bekommen, baut die Kreisspitalstiftung in Illertissen wieder eine eigene Berufsfachschule auf. Bis September muss allerdings noch einiges getan werden.
Illertissen Es ist vollbracht: Am Mittwoch wurde der Mietvertrag für das Gebäude unterschrieben – und nun kann es in Illertissen nach rund 16 Jahren Pause wieder eine Berufsfachschule für Krankenpflege unter der Regie der Kreisspitalstiftung geben. Die will mit der wiederbelebten Einrichtung vorwiegend ihren eigenen Bedarf decken. Der liegt nach wie vor hoch. Eines war Stiftungsdirektor Marc Engelhard bei diesem Projekt besonders wichtig: „Es sollte Illertissen sein.“Die intensive Suche nach dem richtigen Gebäude hat sich ausgezahlt. Allerdings gibt es noch einiges zu tun, denn im September sollen bereits die ersten 25 angehenden Pflegerinnen und Pfleger mit dem Unterricht beginnen.
Seit gut drei Jahren laufen die Vorbereitungen für die neue Fachschule. Sie sind Teil des damals verabschiedeten Krankenhauskonzepts, mit dem die Kliniklandschaft im Landkreis nach und nach umgestaltet wird. Für die Illertalklinik brachte das die einschneidendste Veränderung: Sie ist künftig lediglich ein Gesundheitszentrum und kein vollständiges Krankenhaus mehr. Dass in Illertissen nun die Berufsfachschule für Pflege etabliert wird, hat damit zunächst nichts zu tun. Wie Stiftungsdirektor Engelhard gegenüber unserer Redaktion sagt, sei es darum gegangen, ein Ausbildungsangebot zu schaffen, das für viele Menschen zentral liegt, die sonst täglich nach Mindelheim, Kempten, Memmingen, Ulm oder Günzburg fahren müssten. „Das sind schließlich weite Strecken, wir wollten einen attraktiven Standort haben.“Um den Nachwuchskräften für die erste Zeit auch Wohnraum bieten zu können, stehen mittlerweile Zimmer im ehemaligen historischen Ärztehaus an der Klinik zur Verfügung. Das wollte der Landkreis eigentlich abreißen lassen, doch nun ist es saniert und dient als Wohnheim.
Und so suchte Heike Preßmar, die neue Leiterin der Schule, seit
Herbst vergangenen Jahres jeden Abend die Immobilienangebote durch, wie sie erzählt, und sprach viel mit Bürgermeister Jürgen Eisen, der sie in ihrer Arbeit intensiv unterstützt habe. Schließlich fand sich das Bürogebäude in der Wilhelm-Walker-Straße im Illertisser Nordwesten. Dort sei genügend Platz für die Schulungs- und Übungsräume und alles, was eine Schule sonst noch benötigt. Innerhalb des Gebäudes müssten nur noch die Raumzuschnitte verändert werden. Damit alles seine Ordnung hat, wurde das Raumprogramm von der Regierung von Schwaben bereits begutachtet und genehmigt.
Mit der neuen Berufsfachschule für Pflege setzt die Kreisspitalstiftung eine Tradition fort, die 2006 beendet werden musste. Die Krankenpflegeschule Illertissen war im ehemaligen Landratsamt untergebracht und bildete zuletzt nur noch 26 junge Menschen aus, obwohl 60 Plätze zur Verfügung standen. Die Kliniken mussten schon damals sparen und taten das bevorzugt bei den Beschäftigten. Den schwindenden Bedarf bekam die Schule massiv zu spüren. Zudem ließen sich damals die neu erlassenen Vorgaben für den Schulunterricht in einer solchen kleinen Einrichtung einfach nicht mehr erfüllen. Deshalb erwies es sich für die Stiftung als günstiger, einen Kooperationsvertrag mit der Berufsfachschule für Krankenpflege im Bezirkskrankenhaus Günzburg abzuschließen. Dort gab es genügend Kapazitäten, denn statt 180
Ausbildungsstellen konnten nur 80 besetzt werden.
Nun sind die Vorzeichen andere, denn auf dem Pflege-Arbeitsmarkt herrscht bekanntlich eine gewaltige Flaute. Kliniken und Pflegeeinrichtungen suchen händeringend nach Beschäftigten, denn seit 2019 müssen sie bestimmte Personaluntergrenzen erfüllen. Die Zeiten sind vorbei, in denen etwa eine einzelne Nachtwache mehrere Krankenhausstationen betreuen musste. Bemerkbar macht sich auch die Konkurrenz der Tageskliniken, in denen eben kein Schichtbetrieb verlangt wird. Den Diskussionen um die Vergütung im Pflegebereich hält Heike Preßmar entgegen, dass es in diesem Beruf auch um die innere Einstellung gehe. Die Wertschätzung der Menschen für diese Arbeit, die Dankbarkeit der Patienten sei sehr hoch: „Das macht was mit einem.“Sie spricht von einem sehr erfüllenden Beruf, was auch an der ausgeprägten Teamarbeit und dem Zusammengehörigkeitsgefühl auf den Stationen liege. Heike Preßmar weiß, wovon sie redet, denn die Frau aus Unterelchingen hat selbst jahrzehntelang an der Uniklinik Ulm in der Pflege gearbeitet, hat Pflegepädagogik studiert, unter anderem an der Valckenburgschule unterrichtet und zuletzt die Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe an der Kreisklinik DillingenWertingen aufgebaut. Stiftungsdirektor Engelhard ist „froh und dankbar“, sie für das Schulprojekt in Illertissen gewonnen zu haben.
Im September startet die erste Klasse mit maximal 25 angehenden Pflegefachkräften, um die Schule „erst mal zu etablieren“, im Jahr darauf kommt eine weitere dazu. Drei Jahre dauert die Ausbildung. Daneben werden ab 2023 auch Pflegehelferinnen und Helfer ausgebildet, die lediglich ein Jahr lang lernen. Die Kreisspitalstiftung wirbt bereits um Interessierte.
Info Wer sich bewerben möchte, findet alle wichtigen Informationen im Inter‐ net unter kliniken‐kreisspitalstiftung.de unter dem Menüpunkt „Karriere“.