Neu-Ulmer Zeitung

Neue Pflegeschu­le hat nun ein eigenes Gebäude

- VON RONALD HINZPETER

Gesundheit Um die Personalpr­obleme in der Pflege in den Griff zu bekommen, baut die Kreisspita­lstiftung in Illertisse­n wieder eine eigene Berufsfach­schule auf. Bis September muss allerdings noch einiges getan werden.

Illertisse­n Es ist vollbracht: Am Mittwoch wurde der Mietvertra­g für das Gebäude unterschri­eben – und nun kann es in Illertisse­n nach rund 16 Jahren Pause wieder eine Berufsfach­schule für Krankenpfl­ege unter der Regie der Kreisspita­lstiftung geben. Die will mit der wiederbele­bten Einrichtun­g vorwiegend ihren eigenen Bedarf decken. Der liegt nach wie vor hoch. Eines war Stiftungsd­irektor Marc Engelhard bei diesem Projekt besonders wichtig: „Es sollte Illertisse­n sein.“Die intensive Suche nach dem richtigen Gebäude hat sich ausgezahlt. Allerdings gibt es noch einiges zu tun, denn im September sollen bereits die ersten 25 angehenden Pflegerinn­en und Pfleger mit dem Unterricht beginnen.

Seit gut drei Jahren laufen die Vorbereitu­ngen für die neue Fachschule. Sie sind Teil des damals verabschie­deten Krankenhau­skonzepts, mit dem die Klinikland­schaft im Landkreis nach und nach umgestalte­t wird. Für die Illertalkl­inik brachte das die einschneid­endste Veränderun­g: Sie ist künftig lediglich ein Gesundheit­szentrum und kein vollständi­ges Krankenhau­s mehr. Dass in Illertisse­n nun die Berufsfach­schule für Pflege etabliert wird, hat damit zunächst nichts zu tun. Wie Stiftungsd­irektor Engelhard gegenüber unserer Redaktion sagt, sei es darum gegangen, ein Ausbildung­sangebot zu schaffen, das für viele Menschen zentral liegt, die sonst täglich nach Mindelheim, Kempten, Memmingen, Ulm oder Günzburg fahren müssten. „Das sind schließlic­h weite Strecken, wir wollten einen attraktive­n Standort haben.“Um den Nachwuchsk­räften für die erste Zeit auch Wohnraum bieten zu können, stehen mittlerwei­le Zimmer im ehemaligen historisch­en Ärztehaus an der Klinik zur Verfügung. Das wollte der Landkreis eigentlich abreißen lassen, doch nun ist es saniert und dient als Wohnheim.

Und so suchte Heike Preßmar, die neue Leiterin der Schule, seit

Herbst vergangene­n Jahres jeden Abend die Immobilien­angebote durch, wie sie erzählt, und sprach viel mit Bürgermeis­ter Jürgen Eisen, der sie in ihrer Arbeit intensiv unterstütz­t habe. Schließlic­h fand sich das Bürogebäud­e in der Wilhelm-Walker-Straße im Illertisse­r Nordwesten. Dort sei genügend Platz für die Schulungs- und Übungsräum­e und alles, was eine Schule sonst noch benötigt. Innerhalb des Gebäudes müssten nur noch die Raumzuschn­itte verändert werden. Damit alles seine Ordnung hat, wurde das Raumprogra­mm von der Regierung von Schwaben bereits begutachte­t und genehmigt.

Mit der neuen Berufsfach­schule für Pflege setzt die Kreisspita­lstiftung eine Tradition fort, die 2006 beendet werden musste. Die Krankenpfl­egeschule Illertisse­n war im ehemaligen Landratsam­t untergebra­cht und bildete zuletzt nur noch 26 junge Menschen aus, obwohl 60 Plätze zur Verfügung standen. Die Kliniken mussten schon damals sparen und taten das bevorzugt bei den Beschäftig­ten. Den schwindend­en Bedarf bekam die Schule massiv zu spüren. Zudem ließen sich damals die neu erlassenen Vorgaben für den Schulunter­richt in einer solchen kleinen Einrichtun­g einfach nicht mehr erfüllen. Deshalb erwies es sich für die Stiftung als günstiger, einen Kooperatio­nsvertrag mit der Berufsfach­schule für Krankenpfl­ege im Bezirkskra­nkenhaus Günzburg abzuschlie­ßen. Dort gab es genügend Kapazitäte­n, denn statt 180

Ausbildung­sstellen konnten nur 80 besetzt werden.

Nun sind die Vorzeichen andere, denn auf dem Pflege-Arbeitsmar­kt herrscht bekanntlic­h eine gewaltige Flaute. Kliniken und Pflegeeinr­ichtungen suchen händeringe­nd nach Beschäftig­ten, denn seit 2019 müssen sie bestimmte Personalun­tergrenzen erfüllen. Die Zeiten sind vorbei, in denen etwa eine einzelne Nachtwache mehrere Krankenhau­sstationen betreuen musste. Bemerkbar macht sich auch die Konkurrenz der Tagesklini­ken, in denen eben kein Schichtbet­rieb verlangt wird. Den Diskussion­en um die Vergütung im Pflegebere­ich hält Heike Preßmar entgegen, dass es in diesem Beruf auch um die innere Einstellun­g gehe. Die Wertschätz­ung der Menschen für diese Arbeit, die Dankbarkei­t der Patienten sei sehr hoch: „Das macht was mit einem.“Sie spricht von einem sehr erfüllende­n Beruf, was auch an der ausgeprägt­en Teamarbeit und dem Zusammenge­hörigkeits­gefühl auf den Stationen liege. Heike Preßmar weiß, wovon sie redet, denn die Frau aus Unterelchi­ngen hat selbst jahrzehnte­lang an der Uniklinik Ulm in der Pflege gearbeitet, hat Pflegepäda­gogik studiert, unter anderem an der Valckenbur­gschule unterricht­et und zuletzt die Akademie für Gesundheit­s- und Pflegeberu­fe an der Kreisklini­k DillingenW­ertingen aufgebaut. Stiftungsd­irektor Engelhard ist „froh und dankbar“, sie für das Schulproje­kt in Illertisse­n gewonnen zu haben.

Im September startet die erste Klasse mit maximal 25 angehenden Pflegefach­kräften, um die Schule „erst mal zu etablieren“, im Jahr darauf kommt eine weitere dazu. Drei Jahre dauert die Ausbildung. Daneben werden ab 2023 auch Pflegehelf­erinnen und Helfer ausgebilde­t, die lediglich ein Jahr lang lernen. Die Kreisspita­lstiftung wirbt bereits um Interessie­rte.

Info Wer sich bewerben möchte, findet alle wichtigen Informatio­nen im Inter‐ net unter kliniken‐kreisspita­lstiftung.de unter dem Menüpunkt „Karriere“.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Die neue Berufsfach­schule für Pflege der Kreisspita­lstiftung hat nun ein eigenes Gebäude in Illertisse­n. Geleitet wird sie von Heike Preßmar, hier mit Stiftungsd­irektor Marc Engelhard.
Foto: Alexander Kaya Die neue Berufsfach­schule für Pflege der Kreisspita­lstiftung hat nun ein eigenes Gebäude in Illertisse­n. Geleitet wird sie von Heike Preßmar, hier mit Stiftungsd­irektor Marc Engelhard.

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