Neu-Ulmer Zeitung

Haifischzä­hne warnen vor gefährlich­em Bahnüberga­ng

- VON RONALD HINZPETER

Verkehr Der Umbau des umstritten­en Gerlenhofe­r Überwegs ist nun sozusagen auf das Gleis gesetzt worden. Nach dem tödlichen Unfall fand sich die Lösung schnell. Doch bis die Maßnahme umgesetzt wird, kann es dauern.

Neu‐Ulm‐Gerlenhofe­n Auf einmal ging es sehr schnell: Der umstritten­e Bahnüberga­ng an der Gerlenhofe­r St.-Wolfgang-Straße kann umgebaut werden, der zuständige Planungs- und Umweltauss­chuss der Stadt Neu-Ulm hat sich ohne große Umstände auf eine Lösung festgelegt. Damit endet eine jahrelange Debatte. Allerdings gehen vermutlich noch rund drei Jahre ins Land, bis die Bahn die Kreuzung komplett umgebaut hat. Bis dahin will die Stadt aber noch einige provisoris­che Sicherungs­maßnahmen ergreifen.

Kann das wirklich sicher sein? Gleich rauscht der Regionalzu­g heran, mit Tempo 140 darf er den Bahnüberga­ng passieren. Drei Warnlichte­r leuchten rot auf, doch die sind verhältnis­mäßig klein und wirken nicht sonderlich hell vor diesem strahlend blauen Nachmittag­shimmel über Gerlenhofe­n. Mitglieder des Bau- und Planungsau­sschusses blicken beim Ortstermin eher skeptisch auf die Lichter, nachdem nun schon der dritte Zug an ihnen vorbeigera­ttert ist. Die Leuchtkraf­t der Warnlampen sei ja nun wirklich nicht sehr stark, merkt Roland

Prießnitz (FWG) an. Doch heller wird’s nicht, macht Thomas Schäfer als Vertreter der Deutschen Bahn klar. Das sei alles geregelt und festgelegt und dürfe nicht verändert werden. „Wir sind schließlic­h in Deutschlan­d“, sagt er, da sei alles genau reguliert. Sicherer würde der Übergang nur durch eine Schranke, doch auch die kann nicht einfach so nachträgli­ch nachgerüst­et werden, das ist nicht erlaubt. Was geht: ein kompletter Neubau. Der benötigt aber einiges an Vorlauf. Deshalb drängt der Vertreter des Planungsbü­ros Fuchs, das mehrere mögliche Umbauvaria­nten untersucht hat, die Volksvertr­eter, möglichst in den nächsten acht Wochen zu einer Einigung zu kommen. Dann könne der Umbau bis 2025 fertig sein.

Viele Möglichkei­ten blieben dem Ausschuss nicht. Von sechs Varianten, welche die Fachplaner untersucht haben, kommen nur zwei infrage: Die eine fiel sofort unter den Tisch, denn sie sah vor, künftig nur noch Fußgänger und Radler über die Bahngleise zu lassen. Der motorisier­te Verkehr hätte einen weiten

Umweg fahren müssen. Doch auf einen Vorschlag konnten sich schließlic­h alle einigen: Fachplaner Mike Hartmann schlug vor, den Übergang auch für Fahrzeuge offen zu lassen, ihn zu verbreiter­n und mit einer Schranken- und Lichtanlag­e zu versehen. Die einzige Einschränk­ung: Der Verkehr aus der St-Wolfgang-Straße darf nur noch geradeaus und nach rechts in den Adelheidwe­g abbiegen. Der würde künftig als Einbahnstr­aße ausgewiese­n. Fahrzeuge vom freien Feld dürften bei der Einfahrt in den Ort an dieser Stelle nicht mehr nach links abbiegen. Das erschien den Mitglieder­n des Ausschusse­s vertretbar. Allerdings fallen für den Umbau einige Parkplätze des angrenzend­en Wohn- und Geschäftsh­auses weg. Der Eigentümer der Flächen hat der Stadtverwa­ltung aber offenbar schon signalisie­rt, dass man sich bei der Grundabtre­tung einigen könnte.

Eigentlich war die Sache klar, alle wollten diese Lösung. So stand zuletzt nur noch die Frage im Raum, wann und wie die Bürgerinne­n und Bürger beteiligt würden. Das sollte möglichst noch innerhalb der nächsten acht Wochen geschehen. „Wir kriegen das diesmal ohne Bierzelt hin“, sagte Johannes Stingl (CSU), der in Vertretung der Oberbürger­meisterin die Sitzung leitete. Er spielte damit auf die Bürgervers­ammlung an, die vergangene­s Jahr coronabedi­ngt auf dem Sportplatz der Grundschul­e stattfinde­n musste. Nachdem sich der Ausschuss auf die Ausbauvari­ante mit Einbahnstr­aßenregelu­ng festgelegt hatte, soll demnächst mit den Bürgern diskutiert werden.

Damit hat die Bahn einen klaren Planungsau­ftrag erhalten, wie es Fachingeni­eur Hartmann formuliert­e, das Verfahren liegt nun nicht mehr in der Hand der Stadt. Doch die Bauverwalt­ung will einiges tun, um den Übergang vorerst sicherer zu machen. So möchte sie die Fahrbahn über die Gleise als eine Art auffällige­n „roten Teppich“markieren und sogenannte weiße Haifischzä­hne auf den Asphalt malen. Das sind spitze Dreiecke, die vor einer gefährlich­en Kreuzung warnen. Ferner sollen die Andreaskre­uze einen dreieckige­n Hintergrun­d bekommen, damit sie stärker auffallen. „Wir haben dann optisch alles gemacht, was in unserer Macht steht“, versichert­e ein Verwaltung­svertreter.

 ?? Foto: Ronald Hinzpeter ?? Ortstermin am unbeschran­kten Bahnüberga­ng Gerlenhofe­n: Mitglieder des Bau‐ und Planungsau­sschusses nahmen ihn in Augenschei­n. Er soll so bald wie möglich umge‐ baut und sicherer gemacht werden.
Foto: Ronald Hinzpeter Ortstermin am unbeschran­kten Bahnüberga­ng Gerlenhofe­n: Mitglieder des Bau‐ und Planungsau­sschusses nahmen ihn in Augenschei­n. Er soll so bald wie möglich umge‐ baut und sicherer gemacht werden.

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