Haifischzähne warnen vor gefährlichem Bahnübergang
Verkehr Der Umbau des umstrittenen Gerlenhofer Überwegs ist nun sozusagen auf das Gleis gesetzt worden. Nach dem tödlichen Unfall fand sich die Lösung schnell. Doch bis die Maßnahme umgesetzt wird, kann es dauern.
Neu‐Ulm‐Gerlenhofen Auf einmal ging es sehr schnell: Der umstrittene Bahnübergang an der Gerlenhofer St.-Wolfgang-Straße kann umgebaut werden, der zuständige Planungs- und Umweltausschuss der Stadt Neu-Ulm hat sich ohne große Umstände auf eine Lösung festgelegt. Damit endet eine jahrelange Debatte. Allerdings gehen vermutlich noch rund drei Jahre ins Land, bis die Bahn die Kreuzung komplett umgebaut hat. Bis dahin will die Stadt aber noch einige provisorische Sicherungsmaßnahmen ergreifen.
Kann das wirklich sicher sein? Gleich rauscht der Regionalzug heran, mit Tempo 140 darf er den Bahnübergang passieren. Drei Warnlichter leuchten rot auf, doch die sind verhältnismäßig klein und wirken nicht sonderlich hell vor diesem strahlend blauen Nachmittagshimmel über Gerlenhofen. Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses blicken beim Ortstermin eher skeptisch auf die Lichter, nachdem nun schon der dritte Zug an ihnen vorbeigerattert ist. Die Leuchtkraft der Warnlampen sei ja nun wirklich nicht sehr stark, merkt Roland
Prießnitz (FWG) an. Doch heller wird’s nicht, macht Thomas Schäfer als Vertreter der Deutschen Bahn klar. Das sei alles geregelt und festgelegt und dürfe nicht verändert werden. „Wir sind schließlich in Deutschland“, sagt er, da sei alles genau reguliert. Sicherer würde der Übergang nur durch eine Schranke, doch auch die kann nicht einfach so nachträglich nachgerüstet werden, das ist nicht erlaubt. Was geht: ein kompletter Neubau. Der benötigt aber einiges an Vorlauf. Deshalb drängt der Vertreter des Planungsbüros Fuchs, das mehrere mögliche Umbauvarianten untersucht hat, die Volksvertreter, möglichst in den nächsten acht Wochen zu einer Einigung zu kommen. Dann könne der Umbau bis 2025 fertig sein.
Viele Möglichkeiten blieben dem Ausschuss nicht. Von sechs Varianten, welche die Fachplaner untersucht haben, kommen nur zwei infrage: Die eine fiel sofort unter den Tisch, denn sie sah vor, künftig nur noch Fußgänger und Radler über die Bahngleise zu lassen. Der motorisierte Verkehr hätte einen weiten
Umweg fahren müssen. Doch auf einen Vorschlag konnten sich schließlich alle einigen: Fachplaner Mike Hartmann schlug vor, den Übergang auch für Fahrzeuge offen zu lassen, ihn zu verbreitern und mit einer Schranken- und Lichtanlage zu versehen. Die einzige Einschränkung: Der Verkehr aus der St-Wolfgang-Straße darf nur noch geradeaus und nach rechts in den Adelheidweg abbiegen. Der würde künftig als Einbahnstraße ausgewiesen. Fahrzeuge vom freien Feld dürften bei der Einfahrt in den Ort an dieser Stelle nicht mehr nach links abbiegen. Das erschien den Mitgliedern des Ausschusses vertretbar. Allerdings fallen für den Umbau einige Parkplätze des angrenzenden Wohn- und Geschäftshauses weg. Der Eigentümer der Flächen hat der Stadtverwaltung aber offenbar schon signalisiert, dass man sich bei der Grundabtretung einigen könnte.
Eigentlich war die Sache klar, alle wollten diese Lösung. So stand zuletzt nur noch die Frage im Raum, wann und wie die Bürgerinnen und Bürger beteiligt würden. Das sollte möglichst noch innerhalb der nächsten acht Wochen geschehen. „Wir kriegen das diesmal ohne Bierzelt hin“, sagte Johannes Stingl (CSU), der in Vertretung der Oberbürgermeisterin die Sitzung leitete. Er spielte damit auf die Bürgerversammlung an, die vergangenes Jahr coronabedingt auf dem Sportplatz der Grundschule stattfinden musste. Nachdem sich der Ausschuss auf die Ausbauvariante mit Einbahnstraßenregelung festgelegt hatte, soll demnächst mit den Bürgern diskutiert werden.
Damit hat die Bahn einen klaren Planungsauftrag erhalten, wie es Fachingenieur Hartmann formulierte, das Verfahren liegt nun nicht mehr in der Hand der Stadt. Doch die Bauverwaltung will einiges tun, um den Übergang vorerst sicherer zu machen. So möchte sie die Fahrbahn über die Gleise als eine Art auffälligen „roten Teppich“markieren und sogenannte weiße Haifischzähne auf den Asphalt malen. Das sind spitze Dreiecke, die vor einer gefährlichen Kreuzung warnen. Ferner sollen die Andreaskreuze einen dreieckigen Hintergrund bekommen, damit sie stärker auffallen. „Wir haben dann optisch alles gemacht, was in unserer Macht steht“, versicherte ein Verwaltungsvertreter.