Neu-Ulmer Zeitung

Neu‐Ulmer startet Online‐Petition zu teuren Spritpreis­en

- VON MICHAEL KROHA

Engagement Hunderttau­sende haben die Petition schon unterzeich­net. Doch Reichweite genügt dem Initiator nicht.

Neu‐Ulm Mario Wanner studiert in Neu-Ulm, ursprüngli­ch kommt er aber aus Biberach und ist deshalb auf sein Auto angewiesen. Dass jüngst die Spritpreis­e in bislang nicht gekannte Höhen stiegen und noch immer mehr als zwei Euro pro Liter kosten, nervt den 25-Jährigen: „Das spielt bei mir als Student schon eine Rolle, ob ich 1,50 oder 2,50 Euro pro Liter zahle.“Vor wenigen Tagen startet er daher eine OnlinePeti­tion, gerichtet an die Bundesregi­erung. „Die geht durch die Decke“, sagt er. Tatsächlic­h haben in kürzester Zeit Hunderttau­sende den digitalen Antrag unterzeich­net. Was hat er nun damit vor?

In der Online-Petition, die auf der Internetpl­attform change.org abrufbar ist, schildert Wanner sein Anliegen: „Die letzten Tage und Wochen haben mit Start des Ukraine Krieges deutlich vor Augen geführt, dass die Energiewen­de in Deutschlan­d massiv gescheiter­t ist“, schreibt er dort. Vor diesem Hintergrun­d weiterhin eine CO2-Besteuerun­g vorzunehme­n, sei unverantwo­rtlich. Denn was viele nicht wissen würden: Die sogenannte CO2-Steuer werde jedes Jahr erhöht – 2021 fielen 25 Euro pro Tonne CO2 an, 2022 sind es 30 Euro und 2025 bereits 55 Euro. Wanner rechnet weiter: 2025 würden circa 15 Cent pro Liter Sprit reine CO2-Steuer fällig.

Und das sei nicht die einzige Steuer. Folgende Abgaben kämen hinzu: Energieste­uer (früher Mineralöls­teuer), Erdölbevor­ratungsabg­abe (EBV-Abgabe) und die Mehrwertst­euer. Sodass eine Abgabenlas­t von rund 65 Prozent entstehe. „Das heißt, ein Liter Super würde mit dem aktuellen Preis von 2€ pro Liter ohne Steuern nur noch 0,90€ pro Liter kosten!!!“, schreibt Wanner. Er gibt zu bedenken, dass „der abnorm hoch versteuert­e Sprit mit bereits versteuert­em Einkommen von uns bezahlt wird“. Besonders Geringverd­iener belaste dies enorm. Für viele Menschen gebe es zudem keine Alternativ­e zum Auto. Bus und

Bahn würden nur unzureiche­nd fahren, seien überteuert und würden in ländlichen Gebieten komplett fehlen. Näher an die Arbeitsste­lle zu ziehen sei derzeit auch keine Option – siehe Mietpreise beziehungs­weise Wohnungsno­t, so Wanner weiter.

Seine Schlussfor­derung: In Deutschlan­d gelten sieben Prozent Mehrwertst­euer für lebensnotw­endige Güter und 19 Prozent für Luxusgüter. „Ich frage mich, wieso Sprit als Luxusgut versteuert wird, nachdem es für die meisten lebensnotw­endig und alternativ­los ist“, so der 25-Jährige. An die Bundesregi­erung richtet er daher folgende drei Forderunge­n:

● Ersatzlose

CO2-Abgabe.

● Reduktion der Mehrwertst­euer von 19 auf sieben Prozent.

● Einführung einer Spritpreis­bremse: Super für 1,45 Euro und Diesel für 1,35 Euro. Die Energieste­uer muss hierfür an den jeweils geltenden Rohölpreis angepasst werden, um diese Grenzen nicht zu überschrei­ten.

Am Samstag, 5. März, hat Wanner, der an der Hochschule NeuUlm Informatio­nsmanageme­nt und Unternehme­nskommunik­ation (Imuk) studiert und aktuell seine Bachelorar­beit schreibt, die Petition online gestellt. „Ich dachte, ich probiere es mal.“Anfangs habe er sie selber an Freunde geteilt via Facebook und WhatsApp. Am Sonntag seien es erst nur 70 Unterschri­ften

Streichung

der gewesen, am Dienstag bereits 800 und am 10. März – also nur fünf Tage später – schon 80.000. „Das ging relativ schnell. Jetzt hat sie sich verselbsts­tändigt“, sagt er. Die Unterzeich­ner würden aus ganz Deutschlan­d kommen. „Köln, Hamburg, Dresden, Berlin“, zählt er auf. Nur rund 200 Personen würde er tatsächlic­h persönlich kennen.

Viel Erfahrung mit Petitionen habe Wanner bislang nicht gemacht. Es sei seine erste, die er gestartet hat. Doch nur allein mit der Reichweite will er sich nicht zufriedeng­eben. Wanner, der als DJ unter dem Namen „Luca Leone“unter anderem in Klubs wie das Gleis 44 in Ulm unterwegs ist, will die Petition, die am Mittwochmi­ttag knapp 360.000 Nutzer unterzeich­net hatten, dem Petitionsa­usschuss des Deutschen Bundestage­s zukommen lassen – aber auch Bundesfina­nzminister Christian Lindner (FDP), Verkehrsmi­nister sowie Bundeskanz­ler Olaf Scholz. Und will er natürlich dranbleibe­n, ob und wann ja, wie darauf reagiert wird.

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 ?? Foto: Sammlung Wanner ?? Mario Wanner hat eine erfolgreic­he On‐ line‐Petition aufgrund der hohen Sprit‐ preise gestartet.
Foto: Sammlung Wanner Mario Wanner hat eine erfolgreic­he On‐ line‐Petition aufgrund der hohen Sprit‐ preise gestartet.

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