Gnadenlos effektiv
Regionalliga Der SSV Ulm 1846 Fußball nutzt eine seiner wenigen Chancen und gewinnt 1:0 gegen den FC Astoria Walldorf. Souveränität lassen die Spatzen dieses Mal aber vermissen.
Ulm Die beiden Männer unterhielten sich auf dem Weg zum Parkplatz über den Ketchup-Flaschen-Effekt. Man klopft und klopft hinten auf die Flasche, aber es kommt einfach nichts raus. Bis sich völlig überraschend fast der gesamte Inhalt auf einmal über den Teller ergießt. So ähnlich war das beim 1:0-Sieg des SSV Ulm 1846 Fußball im Regionalliga-Heimspiel gegen Astoria Walldorf. Bis auf den kleinen Unterschied, dass am Dienstagabend im Donaustadion anstelle von Ketchup große Emotionen im Spiel waren.
Die Partie lief eigentlich unspektakulär. 85 Minuten lang war sie strategisch geprägt, blieb bis auf das frühe Aus für Ulms Adrian Beck wegen muskulärer Probleme (36.) ohne großen Aufreger. Man fühlte sich im einen Moment an ein Schachspiel erinnert, bei dem sich die Akteure ausgiebig Gedanken über den nächsten, vielleicht entscheidenden Zug machen. Im anderen Moment an eine Handball-Partie, bei der am Kreis geduldig der Ball durch die Reihen geht, bis sich endlich die Lücke im gegnerischen Abwehrbollwerk auftut. Doch von einer Sekunde auf die andere wurde es in den letzten fünf Minuten und der ebenso langen Nachspielzeit hektisch auf dem Spielfeld und drumherum. Erst sah Walldorfs Trainer Matthias Born die Gelbe Karte wegen Reklamierens, dann kickte er wütend seinen Stuhl durch die Luft. Von den Rängen ertönte ein gellendes Pfeifkonzert und vor der Ulmer Bank gestikulierten Trainer Thomas Wörle und sein Assistent Max Knauer wild umher.
Aber was war der Grund für diese plötzliche emotionale Explosion bei allen Beteiligten? Abschließend geklärt wurde diese Frage auch in der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht. Wörle meinte, er sei mit der fünfminütigen Nachspielzeit „überhaupt nicht einverstanden“gewesen. Eine Zusatzschicht, in der seine Mannschaft platt und vereinzelt von Krämpfen geplagt war. Sich dennoch tapfer in alle gegnerischen Schüsse warf und blockte, was das Zeug hielt, während Walldorf noch einmal anrannte. Der späte Ausgleich lag in der Luft, gelang den Gästen aber nicht mehr. Und das wiederum brachte deren Coach Born auf die Palme. „Wir sind maximal enttäuscht. Wir haben an unsere starken Leistungen der Vorwochen angeknüpft, aber uns dafür nicht belohnt. Ich habe uns mindestens auf Augenhöhe gesehen“, meinte er.
In der Tat hatte Walldorf die eine oder andere gute Chance. Doch das Tor des Tages gelang den Hausherren, die dieses Mal gnadenlos effektiv waren. Einen langen Pass aus der eigenen Hälfte von Milan Petrovic verwertete Phil Harres direkt und schloss mit einem satten Schuss ins lange Eck zum 1:0 (20.) ab. Ein Konter noch von Nicolas Jann vor der Pause, ein Torschuss des eingewechselten Simon Klostermann in der 92. Minute. Viel mehr war da nicht. Jannik Rochelt sprach hinterher von einem „dreckigen Arbeitssieg“. Der 23-jährige Allgäuer meinte: „Die Teamleistung war spitze. Jeder hat sich für den anderen reingeworfen, wir haben mit aller Macht das Tor verteidigt.“
Dieses Füreinander und Miteinander hob auch Wörle hervor. Er sagte aber auch: „Das war kein besonders attraktives Spiel. Wir haben uns von Anfang bis Ende schwergetan. Der Gegner stand hinten kompakt. Wir haben uns nicht getraut, mutig Fußball zu spielen. Das war sehr viel Stückwerk.“Den SpatzenFans unter den 1623 Zuschauern im Donaustadion war’s freilich egal. Sie feierten mit der Mannschaft nach dem Abpfiff weitere drei Punkte im Aufstiegsrennen. Der SSV Ulm 1846 Fußball ist nun wieder Tabellenzweiter, zwei Zähler hinter Spitzenreiter Elversberg.