Neu-Ulmer Zeitung

Herberge gefunden

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Unterkunft Im Haus des Papstbrude­rs Georg Ratzinger leben nun Flüchtling­e.

Im Juni 2020 herrschte zum letzten Mal Trubel vor dem schlichten Wohnhaus in der Regensburg­er Altstadt, nur wenige Schritte vom Dom entfernt. Kamerateam­s belagerten die kleine Gasse und viele Schaulusti­ge, die einen Blick auf den berühmten Besucher erhaschen wollten, der überrasche­nd in die Heimat gereist war. Joseph Ratzinger, der emeritiert­e Papst Benedikt XVI., war ans Sterbebett seines älteren Bruders Georg geeilt, um sich von ihm zu verabschie­den. Dorthin, wo er den ehemaligen Domkapellm­eister früher oft besucht hatte: in dessen Privathaus in der Luzengasse.

Seit dem Tod des Papstbrude­rs waren die Fensterläd­en geschlosse­n, das Haus stand leer. Jetzt haben dort ukrainisch­e Flüchtling­e eine Herberge gefunden: der ukrainisch-orthodoxe Priester Ruslan Denysiuk mit seiner schwangere­n Frau, den drei Kindern und seiner Mutter sowie eine Mutter mit Tochter, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind. Als die Nachbarn es mitbekamen, dass wieder Leben einkehrt in das Haus, versorgten sie die Neuankömml­inge mit allem, was man so braucht.

Den ehemaligen Papst Benedikt dürfte die neue Nutzung des Hauses freuen. Vielleicht hofft er ja, dass auch in seinem ehemaligen Wohnhaus, nur wenige Kilometer entfernt im benachbart­en Pentling, die Türen für Flüchtling­e aufgehen. Eigentlich wollte er dort seinen Ruhestand verbringen. Doch dann wurde er Papst. Sein Privathaus übertrug er der Stiftung Papst Benedikt XVI., die sich um das Anwesen und seinen Nachlass kümmert.

 ?? Foto: dpa ?? Georg Ratzinger lebte bis zu seinem Tod im Sommer 2020 in dem Haus.
Foto: dpa Georg Ratzinger lebte bis zu seinem Tod im Sommer 2020 in dem Haus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany