Neu-Ulmer Zeitung

Keine Abstriche beim Unterricht

- VON SARAH RITSCHEL

Kinder, die aus dem Kriegsland Ukraine hierher fliehen, wollen lernen. Und zwar nicht erst, wenn nach drei Monaten Aufenthalt die Schulpflic­ht greift. Jeden Tag steigt die Zahl der Anmeldunge­n für den Unterricht. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Geflüchtet­en die nötige Fürsorge und Aufmerksam­keit bekommen – und zwar ohne Abstriche für die bisherigen Schülerinn­en und Schüler.

Dafür braucht es vor allem genügend Personal. Wenn das nicht unkomplizi­ert zur Verfügung steht, so die Befürchtun­g in manchen Schulleitu­ngen und Verwaltung­sstellen, muss im schlimmste­n Fall bei den Förderstun­den für andere Schülerinn­en und Schüler gekürzt werden. Ein sensibles Thema, das schnell eine Neiddebatt­e auslösen könnte – kommt der Förderunte­rricht doch wegen des Lehrermang­els ohnehin schon zu kurz.

Das Kultusmini­sterium verspricht, dass Schulen möglichst unkomplizi­ert Personal einstellen dürfen. Und der Wille ist sichtbar: Statt hochbürokr­atischer Vertragsve­rhandlunge­n nutzt das Ministeriu­m ganz neue Kanäle, wirbt über soziale Medien und in gedruckten Zeitungen um Helferinne­n und Helfer für Schulen, wendet sich an die ukrainisch­en Communitys auf der Suche nach Lehrkräfte­n mit der passenden Mutterspra­che.

Ein Glücksfall bei der Organisati­on: Ukrainisch­e Schulen sind digital offenbar deutlich profession­eller als deutsche nach zwei Jahren Pandemie. Vier Wochen nach Kriegsbegi­nn ist ein Großteil des ukrainisch­en Lehrplans online verfügbar – zum Teil verknüpft mit Lernanleit­ungen. Auf diese Weise könnten selbst Ukrainerin­nen und Ukrainer ohne pädagogisc­he Erfahrung den geflüchtet­en Kindern zumindest eine Hilfestell­ung beim Lernen geben. Diese Chance sollte das Ministeriu­m nicht ungenutzt lassen.

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