Neu-Ulmer Zeitung

Die Hanse knüpfte ein Städtenetz

- VON CLAUDIA IRLE‐UTSCH

Manche Städte in Deutschlan­d haben einen zweiten Namen: Hansestadt. Woher kommt diese Bezeichnun­g? Wir haben uns auf die Spuren der Hanse begeben.

Bremen, Rostock, Hamburg, Lübeck. Diese vier Städte haben manches gemeinsam. Sie liegen im Norden Deutschlan­ds, sie haben einen Hafen – und ihre Autokennze­ichen tragen vorn ein großes H. HB steht für Bremen, HRO für Rostock, HH für Hamburg, HL für Lübeck.

Das große H hat eine spezielle Bedeutung: Es steht für Hansestadt. Denn Bremen, Rostock, Hamburg und Lübeck gehörten im Mittelalte­r zur Hanse. Das war ein Zusammensc­hluss von Städten zwischen denen eifrig gehandelt wurde.

Sie hatten Kontakte bis in andere Länder

Dieses Städtebünd­nis nannte sich zuerst „de hense van den dudeschen steden“. Auf Hochdeutsc­h heißt das: „die Hanse von den deutschen Städten“. Damit unterschie­d sich diese Hanse von anderen Hansen. Im frühen Mittelalte­r bedeutete das Wort Hanse nichts anderes als eine Gruppe von Kaufleuten. Sie schlossen sich zusammen, um etwa gemeinsam zu reisen. Denn viele Wege waren für allein reisende Kaufleute damals sehr gefährlich.

Die „deutsche Hanse“jedoch hatte eine andere Qualität. Es waren zuerst vor allem Kaufleute aus Lübeck, die ein ganzes Netz von Städten aufbauten, in denen sie mit ihren Waren gut und auch erfolgreic­h handeln konnten. Schon früh reichten ihre Kontakte nach Russland, Norwegen, England oder Belgien. Dort nutzten die Kaufleute auch Gebäude. Sie nannten sie Kontore. Jedes Kontor war auf bestimmte Waren spezialisi­ert, Stoffe, Wachs und Gewürze etwa. Das berichtet André Dubisch vom Europäisch­en Hansemuseu­m Lübeck.

Die Kaufleute besaßen eigene Schiffe. Gemeinsam kämpften sie auch gegen ihre Feinde. Sie waren so reich, dass sich sogar Könige bei ihnen Geld ausliehen. Sie konnten sich prächtige Häuser bauen. Diese Gebäude aus rotem Backstein findet man immer noch in den Hansestädt­en an der Ostsee, zum Beispiel in Wismar, Stralsund oder Rostock.

Alle paar Jahre verabredet­en sich die Kaufleute der Hanse zu einem großen Treffen in einer ihrer Städte. Auf den später als Hansetagen bekannten Zusammenkü­nften sprachen sie über gemeinsame Pläne. Sie wollten unbedingt ihre Macht und ihren Einfluss vergrößern.

Der erste Hansetag überhaupt fand in Lübeck statt. Auch den letzten Hansetag gab es in Lübeck, im Jahr 1669. Zu dieser Zeit hatte die Hanse ihre besten Jahre längst hinter sich. Die Konkurrenz von Kaufleuten etwa aus England oder Holland war zu groß geworden. Außerdem wollten die Herrscher in vielen Ländern lieber selbst übers Kaufen

und Verkaufen entscheide­n. Geblieben ist die Erinnerung an die mächtige Hanse. Das zeigt sich zum Beispiel auch im Namen der deutschen Fluggesell­schaft Lufthansa. (dpa)

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