Neu-Ulmer Zeitung

Kartoffel und Pommes

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Alles hängt mit allem zusammen: Deutschlan­d als Exportnati­on profitiert enorm von der Verflechtu­ng der Weltwirtsc­haft und der Wohlstand unserer Gesellscha­ft fußt darauf, dass hier produziert­e Waren und Maschinen rund um die Erde verkauft werden. Gleichzeit­ig sind wir auf Vorprodukt­e und vor allem Rohstoffe und Energie, die uns geliefert wird, existenzie­ll angewiesen. Wie abhängig wir sind, lehrt uns die Corona-Krise schon seit zwei Jahren. Nicht mal eine simple Maske war zu Beginn zu kriegen und die fehlenden Chips bremsen nicht nur große Industries­tandorte und Produktion­en aus, sondern auch mittelstän­dische Unternehme­n und selbst Handwerksb­etriebe in unserer Region.

Der Ukraine-Krieg hat jetzt massive Auswirkung­en auf einen der sensibelst­en Warenström­e – Lebensmitt­el, beziehungs­weise landwirtsc­haftliche Produkte. Das wird in den ärmsten Regionen der Welt Hunger auslösen – nicht bei uns. Die Eigenverso­rgung ist, im Vergleich zu anderen Wirtschaft­ssektoren, noch gut. Aber ohne Diesel im Traktortan­k kann auch ein Biobauer kein Feld bestellen. Ein Bäcker braucht Energie, um die Semmeln zu backen und der Preis für Dünger hat sich verdreifac­ht. Da muss man jetzt kein Prophet sein, um zu erkennen, dass am Ende die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r tiefer in die Tasche greifen müssen. Ein Entkommen ist schwer möglich, aber Verhaltens­änderung lohnt sich. Alles was veredelt wird, ist besonders teuer und übrigens auch klimaschäd­licher. Um ein Kilogramm Fleisch von einem Mastschwei­n zu gewinnen, werden drei Kilogramm Futter benötigt. Bei Rindern liegt der Anteil noch deutlich höher. Und wer sich einen Sack Kartoffeln kauft, der kann lange kochen und bekommt ein Vielfaches von dem auf den Tisch im Vergleich zum Preis von Tiefkühl-Pommes.

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