Aus für Aschenbrenner? Das sagen Bäckerei‐Chefs
Wirtschaft Die Chefin des Unternehmens in Burlafingen sagt nur wenig zu den Hintergründen. In der Bäckerei-Branche aber wird gesprochen. Werden Standorte zum Teil übernommen?
Neu‐Ulm Das mögliche Aus der Bäckerei Aschenbrenner bewegt die Menschen in der Region. Schließlich prägt der Neu-Ulmer Familienbetrieb mit Sitz in Burlafingen schon seit Jahrzehnten die hiesige Brotund Brezellandschaft. Doch wie berichtet, könnte jene Ära zu Ende gehen. Während aus Mitarbeiterkreisen von Schließungen und Kündigungen die Rede ist, will Geschäftsführerin Heidi Aschenbrenner zu den Hintergründen aktuell nichts sagen. In der Bäcker-Branche aber wird gesprochen.
„Ich als Kollege bedauere es sehr, finde es sehr traurig, wenn aus irgendwelchen Gründen Handwerksbetriebe schließen“, sagt Marcus Staib, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei mit 66 Verkaufsstellen im Raum Ulm/Neu-Ulm und zugleich Obermeister der Ulmer Bäckerinnung. Über die Umstände könne er nichts sagen. Prinzipiell aber habe sein Handwerk derzeit mit Problemen zu kämpfen.
Da sei zum einen der Nachwuchs. „Viele Menschen wollen nicht mehr um die Uhrzeiten arbeiten. Auch nicht am Wochenende“, so Staib. Zum anderen herrsche aktuell eine Verknappung der Rohstoffe aus diversen Gründen: „Ukraine-Krieg, zu wenig Düngemittel, zu wenig Wasser im Erdreich“, zählt der Chef von mehr als 600 Beschäftigten auf. Pflanzenöl sei nicht mehr zu bekommen, der Mehlpreis habe sich verdoppelt. Was hilft? „Wir versuchen durchzuhalten“, sagt er. „Uns bleibt nichts anderes mehr übrig.“Doch gegen jenen Entwicklungen sei auch er quasi machtlos.
Zum Fall Aschenbrenner will Staib aus Rücksicht vor einem Kollegen nicht viel mehr sagen, lässt dann aber durchblicken: „Vielleicht geht es ja weiter – zumindest aus Sicht der Verbraucher.“Möglich wäre, dass jemand die Standorte oder ein Teil davon übernimmt. Sein Unternehmen schließt Staib dabei aus. Mehr verraten will er dazu nicht. Wo er sich aber ganz offen zeigt, sind die Beschäftigten: „Die brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir würden jeden Mitarbeiter gerne nehmen.“
Ähnlich mitfühlend äußert sich auch Ulrich Bayer, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei mit 16 Verkaufsstellen im Raum Ulm/ Neu-Ulm. Die jüngsten Entwicklungen bei Aschenbrenner machten ihn „traurig“, seien „schade“und „bedauerlich“. Er kenne die Familie „sehr gut“, wolle aber aus Respekt nichts zu den Gründen preisgeben. Nur so viel: Mit einem Insolvenzoder Restrukturierungsverfahren habe es nichts zu tun. Vielmehr könnten persönliche Gründe eine
Rolle spielen. Was kein Geheimnis sei: Die Branche habe ein Nachfolger-Problem. „Das haben wir alle“, so der Bäckerei-Geschäftsführer und fügt hinzu: „Man muss als Betrieb attraktiv sein für die Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter – aber auch seine potenziellen Nachfolger.“
Aus jenen Gründen prophezeit er, würden noch weitere Bäckerbetriebe im Raum Ulm/Neu-Ulm in Schwierigkeiten geraten und vielleicht sogar schließen. Doch Krisen seien im Backwarengeschäft nichts Neues. Sein Großvater habe damit zu kämpfen gehabt, Material zu bekommen. Sein Vater musste gucken, dass er die Produktion aufgestockt bekommt. Und jetzt würden eben Personal und Rohstoffe knapp werden.
Auch Bäcker-Kollege Martin Müller mit seinen Niederlassungen in Straß und Gerlenhofen will nicht allzu laut klagen. „Uns geht es relativ gut.“Zur Bäckerei Aschenbrenner will er öffentlich nichts sagen. „Wir sind gute Freunde. Wir helfen uns gegenseitig“, sagt er und bedauert, dass es womöglich zum Aus kommen wird. Ist die Bäckerei vom Aussterben bedroht? Als er vor 31 Jahren das Geschäft von seinen Eltern übernahm, seien noch 54 Betriebe in der hiesigen Innung vertreten gewesen. Aktuell seien vielleicht noch zehn, schätzt Müller.
Seine Familienbäckerei in der nunmehr vierten Generation sei von der derzeitigen Krise aber nicht so arg betroffen. Sie sei mehr auf die Grundversorgung der Menschen ausgerichtet und weniger auf Cafés, die während der Pandemie zeitweise geschlossen waren. Natürlich bekommt auch er die gestiegenen Rohstoffpreise zu spüren. An seine Kundschaft aber wolle er das nicht direkt weitergeben, zumindest nicht in voller Höhe.
Um seine Nachfolge macht er sich noch keine Sorgen. „Zehn Jahre wird es schon noch gehen.“Seine Hoffnung ruht auf seinen vier Kindern, die sind allerdings noch im Schulalter. „Ich will da aber keinen Druck ausüben. Dieser Beruf muss von Herzen kommen.“