Neu-Ulmer Zeitung

Gemeindera­t bleibt beim Baustopp hart

- VON WILLI BAUR

Kommunalpo­litik Das Mehrfamili­enhaus in Holzheim liegt immer noch auf Eis. Das Landratsam­t ist nun wieder am Zug.

Holzheim Der Neubau eines Mehrfamili­enhauses an der Hirbishofe­r Straße in Holzheim ruht weiterhin. Wegen verschiede­ner Abweichung­en vom Bauplan hat das Landratsam­t das Vorhaben gestoppt (wir berichtete­n). Das bleibt vorerst so, denn die Nachtragsp­lanung für die schwarz gebauten Gebäudetei­le wurde vom Gemeindera­t jetzt einstimmig abgelehnt.

„Wir wollten unseren Beschlussv­orschlag diplomatis­ch formuliere­n und damit den Antrag indirekt ablehnen“, sagte Bürgermeis­ter Thomas Hartmann am Ende einer intensiven Debatte, plädierte anschließe­nd jedoch für eine unmissvers­tändliche Kehrtwende: „Wenn wir unsere Ablehnung deutlich signalisie­ren wollen, gehe ich auch mit.“Mit Blick auf die möglichen Folgen fügte er hinzu: „Dann schauen wir eben, was passiert.“Das Landratsam­t Neu-Ulm hatte den Neubau des Mehrfamili­enhauses mit sieben Wohneinhei­ten wegen verschiede­ner Abweichung­en vom genehmigte­n Bauplan gestoppt. Der Bauherr räumt auf Nachfrage ein, die kurzfristi­g vorgenomme­nen Änderungen seien baurechtli­ch nicht in Ordnung gewesen, doch das sei gängige Praxis auf vielen Baustellen. Die Baubehörde des Landkreise­s will prüfen, ob die festgestel­lten Planabweic­hungen vertretbar und nachträgli­ch genehmigun­gsfähig seien.

Am liebsten hätten Holzheims Rathausche­f Hartmann und Bauamtslei­ter Alexander Gehr die Entscheidu­ng über die Nachtragsp­lanung schon mit dem Beschlussv­orschlag „an das Landratsam­t delegiert“, wie Hartmann im Laufe der Diskussion angeregt hatte.

Ihr Kalkül: Die im ursprüngli­chen Bauplan nicht vorgesehen­e Dachgaube auf der Nordseite und die größer als geplant realisiert­e

Gaube samt vorgelager­ter Terrasse im südlichen Bereich führten womöglich zu einer größeren Geschossfl­äche und damit zu einer Einstufung als drittes Vollgescho­ss. Weil der Bebauungsp­lan aber nur zwei Vollgescho­sse vorsieht, könnte die Genehmigun­g auf diesem Wege plausibel versagt werden. „Eine Befreiung sollte aus Sicht der Verwaltung nicht erteilt werden“, hatte das Bauamt in diesem Zusammenha­ng geraten.

Demgegenüb­er sind Dachaufbau­ten und Gauben laut Bauleitpla­nung zwar ebenfalls unzulässig, hier wurden in der Vergangenh­eit jedoch bereits Befreiunge­n erteilt. Zahlreiche Ratsmitgli­eder wollten sich dieser Sichtweise indes nicht anschließe­n. Dritter Bürgermeis­ter Martin Pietschman­n (CSU/DG) etwa sah mit der Nachtragsp­lanung „angesichts der zuvor schon genehmigte­n Ausnahmen die Grenze des Vertretbar­en erreicht“. Fragwürdig sei überdies die offenbar bewusst unterblieb­ene Nachbarsch­aftsbeteil­igung. Jörg Jehle (FWG) erklärte: „Ich hätte seitens des Bauherrn nach den großzügige­n Ausnahmere­gelungen eher Demut und Verständni­s erwartet, stattdesse­n erfahren wir Beschimpfu­ngen.“Die Taktik des Unternehme­ns, zunächst Tatsachen zu schaffen und diese nachträgli­ch absegnen zu lassen, sei mit dem Grundsatz der Rechtstreu­e nicht vereinbar. „Uns einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen, ist kein gutes Prozedere“, befand auch Alexandra Seeburger (CSU/DG). Schon die bisher genehmigte­n Ausnahmen seien grenzwerti­g, erklärte Martin Volk (UWH), „weiteren kann ich nicht mehr zustimmen“.

Das gemeindlic­he Einvernehm­en dürfe nur aus triftigen Gründen verweigert werden, machte indes Bauamtsche­f Gehr deutlich, nachdem Ralph Mayer (CSU/DG) und Michael Kraus (FWG) Zweifel an den kommunalen Möglichkei­ten angemeldet hatten. „Sind das keine triftigen Gründe?“, hakte Liane Bieniasz (UWH) nach. „Meines Erachtens nicht“, so Gehr, das werde aber vom Landratsam­t sicher geprüft. Diesem obliege auch die exakte Berechnung der Wohnfläche, „wir sind dazu nicht in der Lage“.

Gemeindera­t Mayers Vermutung, die Fertigstel­lung des Neubaus werde dadurch wohl weiter verzögert, wurde vom Bürgermeis­ter bestätigt. „Davon gehe ich aus“, sagte Hartmann, „aber das ist nicht unsere Schuld.“

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Foto: Willi Baur Dieses Bauprojekt in Holzheim liegt weiterhin auf Eis.

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