Im Topolino Figurentheater lernen Kinder den Löwenmenschen kennen
Kinder Die Eiszeitfigur macht sich im neuen Stück auf die Suche nach seiner eigenen Vergangenheit. So wird früheste Menschheitsgeschichte für kleine Zuschauer erfahrbar.
Neu‐Ulm 2019 erschien Kathrin Schulthess’ Kinderbuch „Das Geheimnis des Löwenmenschen“, das farbig illustriert und in eine spannende Regionalgeschichte verpackt jungen Lesern die wahrscheinlichste Funktion des vor etwa 40.000 Jahren entstandenen ältesten Chimären-Kunstwerks der Menschheit erklärt. Das Neu-Ulmer Topolino-Figurentheater macht aus dem Buch jetzt ein reizvolles Stück für Kinder ab vier Jahren, das am kommenden Sonntag in der Neu-Ulmer Musikschule Premiere hat.
Verschieben musste TopolinoGründer Andreas Blersch diese Premiere wegen der Pandemie mehrfach, doch nun passt alles: Alle Marionettenspieler sind gesund, die Auslastung der Veranstaltungsräume wieder erhöht – und der Löwenmensch, den Blersch in etwa 40 Stunden Arbeit als Marionette geschaffen hat, wartet auf seinen Einsatz. Und nicht nur er: Mit dem Löwenmenschen warten dessen Freunde aus dem Ulmer Museum (die schwäbelnde Schöne Ulmerin, der Fuchs Fofo mit dem abgebrochenen Ohr und der feuerrote Museums-Kobold Dilldapp) darauf, auf die Topolino-Bühne zu dürfen – und dazu eine ganze Mannschaft liebevoll gearbeiteter Wesen aus der Vergangenheit, von den Männern eines eiszeitlichen Stammes über ein Wollhaarmammut bis zum vegetarischen Brontosaurier.
Blersch hat Kathrin Schulthess’ Erzählung von der Geschichte und Funktion der weltbekannten Löwenmenschen-Statuette für kleine Zuschauer visueller gemacht, mit weniger Text versehen, und natürlich geht bei der Zeitreise von Dilldapp und dem Löwenmenschen zunächst einiges schief.
Wegen der ungenauen Erinnerungen des Löwenmenschen geraten beide irrtümlich in die Zukunft, wo sie als gefährlich identifiziert werden, und in eine Vergangenheit weit vor der Existenz der ersten Menschen. Doch im dritten Anlauf dann klappt die Zeitreise – und der Löwenmensch entdeckt, was er vergessen hatte: seine Aufgabe in der Lebenswelt der Eiszeit-Jäger, und dass er zudem auch eine Aufgabe in der Gegenwart im Museum Ulm hat.
Reizend sind die Szenen um den Eiszeit-Häuptling, der seine Jäger als „Hosenscheißer“beschimpft, obwohl er selbst an deren furchtsamem Verhalten schuld ist, hat er doch den Talisman des Stammes, den aus einem Mammut-Stoßzahn geschnitzten Löwenmenschen, verschlampert.
Eine für Kinder liebenswerte Figur ist vermutlich auch die schwäbisch schwätzende „Schöne Ulmerin“, deren Vermutung zur Herkunft des Löwenmenschen nicht so ganz richtig sein dürfte, meint sie doch, der Künstler „hod z’erscht an Mensch schnitza wella“, danach sei dem Künstler aber eingefallen, doch lieber einen Löwen schnitzen zu wollen. Zur Aufklärung möchte die „Scheene“lieber doch nichts beitragen, sie bleibt im Museum, als sich Dilldapp und Löwenmensch auf die Suche nach dem Geheimnis hinter der Existenz der Chimäre machen.
Fofos Beitrag ist eher philosophisch: „Wir sind das, wozu wir erschaffen wurden“, verkündet er – und bleibt auch (anders als im Buch) im Museum. Das Bühnenbild, die reizend gestaltete Werkstatt im Museum Ulm und die Eiszeitlandschaft am Hohlenstein-Stadel, schuf Daniel Fernandez, der schon Kathrin Schulthess’ Buch illustriert hat.
Info Die beiden ersten Aufführungen des Stückes am Sonntag, 27. März sind ausverkauft. Vier weitere Aufführungen stehen aber bereits fest, sie finden am 10. und am 24. April statt. Zudem kommt das Topolino‐Theater bei Buchung auch an andere Veranstaltungsorte wie Kindergärten.