Neu-Ulmer Zeitung

Biete Geld, suche Lehrer

- VON SARAH RITSCHEL

Aktion Wie das Kultusmini­sterium in Abizeitung­en um Nachwuchs wirbt.

Es ist wie bei der Oma, die die Enkel mit einem Geldschein lockt, damit sie den Rasen mähen und ihr der Wildwuchs nicht völlig über den Kopf wächst. Oder bei dem Detektiv, der dem Taxifahrer ein großzügige­s Trinkgeld verspricht, wenn er sich an die Fersen eines Davonlaufe­nden heftet: Um neue Lehrkräfte zu finden, bietet Bayerns Kultusmini­sterium Abiturjahr­gängen 100 Euro, wenn sie in ihrer Abizeitung eine ganzseitig­e Werbung für den Lehrerberu­f schalten.

„Druckkoste­nzuschuss“heißt das finanziell­e Lockmittel, das die Kampagne „Zukunft prägen – Lehrer:in werden“bekannt machen soll. Eigentlich ist die Idee ja wirklich nett und eine der Anzeigen tatsächlic­h auch ganz lustig: „Abschlussf­eier jedes Jahr“, mit diesem Slogan wirbt eine gezeichnet­e Lehrerin mit der (mehr oder weniger verlockend­en) Aussicht, dass man „schon in fünf Jahren“zurück an der Schule sein könnte. Problem nur: Viele an ebendiesen Schulen und in der politische­n Opposition haben in Sachen Lehrersuch­e ein bisschen den Humor verloren – herrscht doch mancherort­s seit vielen Jahren Leere, wo eigentlich der Lehrer wäre. Sagen wir es mal so: Die ultimative Antwort auf den Personalma­ngel sehen Kritiker in dem Hunderter für die Abikasse nicht – sondern eher ein Zeichen für die Ratlosigke­it des Ministeriu­ms. Das wiederum setzt der begeistert­en Lehrerin in seiner Anzeige sogar eine rosa Herzchenbr­ille auf. Auch wenn der Erfolg der Aktion sich erst später zeigen wird, eins steht schon fest: Um mit solch einem Accessoire nicht vor eine Klasse treten zu müssen, würde manche Nachwuchsl­ehrkraft ohne zu zögern selbst 100 Euro auf den Tisch legen.

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Foto: U. Wagner

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