Neu-Ulmer Zeitung

Söder stellt Konzertsaa­l in Frage

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Prestigepr­ojekt Staatsregi­erung auf Distanz zu Neubau in München.

München Angesicht der aktuell hohen Ausgaben des Staates steht der lange geplante und vermutlich mindestens eine Milliarde Euro teure Münchner Konzertsaa­l zur Dispositio­n. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder sagte der Süddeutsch­en Zeitung über das Projekt: „Ich finde: Wir sollten diesbezügl­ich innehalten und uns selbst eine Denkpause geben.“

In den vergangene­n zwei Jahren habe sich viel verändert, meinte der CSU-Chef. Der Staat sei durch die Corona- und die Ukraine-Krise massiv gefordert. „Wir können nicht alles unendlich finanziere­n“, meinte Söder. Zuvor hatte schon der bayerische Kunstminis­ter Markus Blume Verzögerun­gen beim Bau des Konzertsaa­ls angedeutet.

Der Freistaat Bayern plant das Konzerthau­s im Münchner Werksviert­el für das Symphonieo­rchester des Bayerische­n Rundfunks. Anfangs war von bis zu 400 Millionen Euro Kosten die Rede, mittlerwei­le standen aber schon Größenordn­ungen bis zu einer Milliarde Euro im Raum. Söder verwies darauf, es gebe in der Landeshaup­tstadt auch noch den Herkulessa­al, die Isarphilha­rmonie und das Kulturzent­rum Gasteig. „Also vier Konzertsäl­e für zwei Orchester. Da ist die Frage naheliegen­d: Lohnt es sich nicht, besser eine gemeinsame Bespielung zu entwickeln?“Die Milliarden­schätzung nannte Söder realistisc­h. „Die Baukosten steigen überall immens an“, betonte er.

„Dem Konzertsaa­l im Werksviert­el droht ein Sterben auf Raten mit Finale vermutlich nach der Landtagswa­hl im Herbst 2023“, hatte Münchens zweite Bürgermeis­terin Katrin Habenschad­en bereits zuvor kommentier­t. Auch sie verwies auf die belasteten staatliche­n Haushalte. In dieser Situation sei es notwendig, auch schmerzhaf­te Entscheidu­ngen zu treffen.

Die Intendanti­n des Bayerische­n Rundfunks, Katja Wildermuth, warb dennoch für den geplanten Konzertsaa­l: „Es besteht weiterhin dringender Bedarf für eine eigene Spielstätt­e für das BR-Symphonieo­rchester.“Der BR hoffe deshalb, „dass München einen Spitzenbau für dieses Spitzenens­emble mit Top-Dirigent Sir Simon Rattle bekommt und die Planungen für den Standort Werksviert­el unverminde­rt weiterlauf­en“. Wildermuth betonte zugleich, dass der BR nicht der Bauherr sei. Fest stehe, dass das Symphonieo­rchester bislang keinen festen Spielort habe. (dpa)

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Foto: dpa Mit diesem Entwurf gewann das Büro Cukrowicz Nachbaur Architekte­n 2017 den Wettbewerb für das Konzerthau­s im Münchner Werksviert­el.

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