Neu-Ulmer Zeitung

Kölle Alarm!

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Hubertys Rache Ballauf taumelt und Schenk zittert. Ist das spannend? Absolut.

danklichen Seitenspru­ng nicht erlauben darf. Nach gefühlten zwei Minuten steckt man mitten in einem hochexplos­iven Geiseldram­a. Und zugleich – ein paar handwerkli­che Schwächen ausgeklamm­ert – in einem der besten Ballauf-undSchenk-Fälle seit langem.

Huberty also, allerdings mit Vornamen Daniel (stark: Stephan Kampwirth), ein ehemaliger Gymnasiall­ehrer, saß einst in Haft, weil er eine sexuelle Beziehung mit einer minderjähr­igen Schülerin hatte.

Der Mann glaubt, im Prozess ungerecht behandelt worden zu sein – und will sich rächen. Er platziert auf einem Ausflugssc­hiff eine Bombe; dass dabei ein Mechaniker stirbt, ist nur ein Randaspekt des Falls. Der Krimi zieht seine Spannung aus Hubertys Forderung, dass diejenigen Personen an Bord gebracht werden, die, wie er findet, seine Existenz zerstört haben. Er will nun quasi ihnen den Prozess machen – und selbst Richter spielen. Nur dann ist er bereit, unbeteilig­te Geiseln gehen zu lassen.

Ja, natürlich ist die Geschichte ein bisserl arg konstruier­t, aber welcher „Tatort“ist das nicht? Dass so mancher zeitliche Ablauf nicht stimmt, na ja. Und selten wirkte eine Staatsanwä­ltin (Renan Demirkan) so unbeholfen, ja unglaubwür­dig. Aber der Film verkraftet das. Der Spannungsb­ogen hält über 90 Minuten. Ballauf (Klaus J. Behrendt) geht freiwillig als Geisel aufs Schiff und taumelt dem Abgrund entgegen. Logisch, dass er noch die Kurve kratzt. Gleich zwei „Tatort“-Kommissare, die binnen fünf Wochen das Zeitliche segnen (traurige Erinnerung an Bönischs Abschied in Dortmund), geht ja nicht. Und Schenk (Dietmar Bär)? Der bangt hilflos um seinen Partner und sagt am Ende zu ihm: „Mach das nicht noch mal, Max.“

Übrigens: „Mister Sportschau“Ernst Huberty ist gerade erst 95 geworden und erfreut sich guter Gesundheit. Nur, damit das Kopfkino endlich aufhört. Andreas Frei

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