Neu-Ulmer Zeitung

Neu‐Ulm lehnt Zuschuss für Stoffwinde­ln ab

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Kritik am Energieund Wasserverb­rauch

Neu‐Ulm Bis zu eineinhalb Tonnen Restmüll können im Laufe der Jahre zusammenko­mmen, wenn Eltern ihr Kind mit Einwegwind­eln wickeln. Viele junge Familien setzen deshalb auf Stoffwinde­ln, die wiederverw­endbar sind. Etwa 100 Kommunen in Deutschlan­d, darunter die Städte Ingolstadt, Kempten und Augsburg, zahlen einen Zuschuss für die Anschaffun­g von Mehrwegwin­deln. Nun hat die Stadt Neu-Ulm über einen solchen Antrag abgestimmt.

Der jedoch wurde abgelehnt. Der ökologisch­e Nutzen von Stoffwinde­ln sei sehr stark vom Anwender abhängig, so die Auffassung der Stadtverwa­ltung. Ein solcher stelle sich „nur bei sehr spezifisch­er Verhaltens­weise der Eltern“ein. Ein Problem von Mehrwegwin­deln sei etwa der hohe Energie- und Wasserverb­rauch. Zudem wäre ein Zuschuss eine weitere freiwillig­e Leistung, und das in Zeiten, in denen das Geld ziemlich knapp ist.

„Es sollte ein symbolisch­er Beitrag für junge Eltern sein, die zur Ressourcen­schonung und Müllvermei­dung beitragen wollen“, hielt dem Rudolf Erne (SPD) im Finanzauss­chuss entgegen. Kommunen, die einen Zuschuss gewähren, zahlen in der Regel zwischen 50 und 150 Euro.

„Ich weiß natürlich nicht, wie viele das in Anspruch nehmen würden“, räumte Erne ein. Laut Verwaltung sind in Neu-Ulm derzeit rund 2000 Kinder im Alter bis zu drei Jahren gemeldet.

Die Verwaltung empfahl, derzeit keinen Zuschuss für Stoffwinde­ln zu gewähren, sondern beim bisherigen Windelsack­system zu bleiben. Diese Behälter werden Familien mit geringem Einkommen kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie sind freilich für Wegwerfwin­deln gedacht. Dem Vorschlag der Verwaltung stimmte der Ausschuss bei einer Gegenstimm­e von Rudolf Erne zu.

Von der Ökobilanz sei die Mehrwegwin­del nicht unbedingt günstiger als die Wegwerfwin­del, sagte Ute Seibt (Grüne). „Ausschlagg­ebendes Argument ist für uns die finanziell­e Situation der Stadt. Wir sollten keine neuen Zuschüsse vergeben.“Andreas Schuler (FWG) stellte sich die Frage: „Was subvention­ieren wir mit Steuergeld­ern?“Es sei Aufgabe des Gesetzgebe­rs, Müllvermei­dung zu belohnen, nicht die der Stadt.

„Die Idee, die dahinterst­eckt, ist eine gute“, meinte Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU). „Aber wenn man genauer hinschaut, steckt der Teufel im Detail.“

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