Neu‐Ulm lehnt Zuschuss für Stoffwindeln ab
Kritik am Energieund Wasserverbrauch
Neu‐Ulm Bis zu eineinhalb Tonnen Restmüll können im Laufe der Jahre zusammenkommen, wenn Eltern ihr Kind mit Einwegwindeln wickeln. Viele junge Familien setzen deshalb auf Stoffwindeln, die wiederverwendbar sind. Etwa 100 Kommunen in Deutschland, darunter die Städte Ingolstadt, Kempten und Augsburg, zahlen einen Zuschuss für die Anschaffung von Mehrwegwindeln. Nun hat die Stadt Neu-Ulm über einen solchen Antrag abgestimmt.
Der jedoch wurde abgelehnt. Der ökologische Nutzen von Stoffwindeln sei sehr stark vom Anwender abhängig, so die Auffassung der Stadtverwaltung. Ein solcher stelle sich „nur bei sehr spezifischer Verhaltensweise der Eltern“ein. Ein Problem von Mehrwegwindeln sei etwa der hohe Energie- und Wasserverbrauch. Zudem wäre ein Zuschuss eine weitere freiwillige Leistung, und das in Zeiten, in denen das Geld ziemlich knapp ist.
„Es sollte ein symbolischer Beitrag für junge Eltern sein, die zur Ressourcenschonung und Müllvermeidung beitragen wollen“, hielt dem Rudolf Erne (SPD) im Finanzausschuss entgegen. Kommunen, die einen Zuschuss gewähren, zahlen in der Regel zwischen 50 und 150 Euro.
„Ich weiß natürlich nicht, wie viele das in Anspruch nehmen würden“, räumte Erne ein. Laut Verwaltung sind in Neu-Ulm derzeit rund 2000 Kinder im Alter bis zu drei Jahren gemeldet.
Die Verwaltung empfahl, derzeit keinen Zuschuss für Stoffwindeln zu gewähren, sondern beim bisherigen Windelsacksystem zu bleiben. Diese Behälter werden Familien mit geringem Einkommen kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie sind freilich für Wegwerfwindeln gedacht. Dem Vorschlag der Verwaltung stimmte der Ausschuss bei einer Gegenstimme von Rudolf Erne zu.
Von der Ökobilanz sei die Mehrwegwindel nicht unbedingt günstiger als die Wegwerfwindel, sagte Ute Seibt (Grüne). „Ausschlaggebendes Argument ist für uns die finanzielle Situation der Stadt. Wir sollten keine neuen Zuschüsse vergeben.“Andreas Schuler (FWG) stellte sich die Frage: „Was subventionieren wir mit Steuergeldern?“Es sei Aufgabe des Gesetzgebers, Müllvermeidung zu belohnen, nicht die der Stadt.
„Die Idee, die dahintersteckt, ist eine gute“, meinte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU). „Aber wenn man genauer hinschaut, steckt der Teufel im Detail.“