Der Spitzenreiter war über 69 Sachen zu schnell
Blitzmarathon 24 Stunden lang hat die Polizei in der Region kontrolliert. Die Präsidien in Kempten und Ulm ziehen Bilanz.
Illertissen Warum werden die Messstellen beim Blitzmarathon überhaupt bekannt gegeben? Diese Frage haben auch bei der Aktion am Donnerstag dieser Woche wieder viele gestellt. Die Ankündigung der Polizei, an diesem Tag bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr verstärkt zu kontrollieren, hat jedenfalls nicht alle erreicht. Hunderte Fahrer sind im Bereich der Polizeipräsidien Kempten und Ulm erwischt worden, als sie zu schnell unterwegs waren. Und manche waren sogar extrem schnell unterwegs.
Während des 24-Stunden-Blitzmarathons haben die Beamtinnen und Beamten im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, zu dem auch die Landkreise NeuUlm, Günzburg und das Unterallgäu gehören, insgesamt 650 Fahrerinnen und Fahrer beanstandet. Auf der bayerischen Seite der Iller waren mehr als 230 Polizeibeamtinnen und -Beamte an den Messungen an mehr als 100 Kontrollstellen im Einsatz. Dabei maßen sie die Geschwindigkeit von mehr als 34.500 Fahrzeugen. Dabei fiel auf: 2021 wurden nur bei etwa 450 Verkehrsteilnehmern überhöhte Geschwindigkeiten beim
Blitzmarathon festgestellt. Allerdings verzichtete die Polizei im vergangenen Jahr pandemiebedingt überwiegend darauf, nach Messungen die Fahrer sofort anzuhalten. Darum wurden bei der Aktion 2021 nur rund 25.000 Fahrzeuge gemessen.
Insgesamt 73 Kontrollstellen hatte die Polizei im Gebiet des Polizeipräsidiums Ulm eingerichtet. Von 37.371 dort gemessenen Fahrzeugen fuhren 1476 zu schnell. 920 Fahrer kommen nach Polizeiangaben mit einer Verwarnung davon, das heißt, sie überschritten die zulässige Geschwindigkeit um nicht mehr als 20 Kilometer pro Stunde. Ein Bußgeld in Höhe von mindestens 100 Euro und Punkte im Zentralregister erwartet 556 Fahrer. 26 Fahrzeuglenker müssen mit Fahrverboten rechnen. Neben den Geschwindigkeitsverstößen deckte die Polizei zwei Fahrten unter Alkoholeinfluss und zwei Fahrten unter Drogenbeeinflussung auf. Darüber hinaus benutzten 16 Fahrerinnen und Fahrer ihr Mobiltelefon, zehn waren nicht angeschnallt.
Auch auf bayerischer Seite ahndeten die Beamtinnen und Beamten einen Großteil der Verstöße nur mit einem Verwarngeld, mehrere der Verkehrssünder müssen aber mit Bußgeldanzeigen oder sogar mit Fahrverboten rechnen. Die größte Überschreitung stellten Beamte im Landkreis Unterallgäu auf einer Kreisstraße bei Erkheim fest: Dort überschritt ein 68-jähriger Mann mit einem Fahrzeug mit mehr als 300 PS die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 Stundenkilometern auf gerader Strecke um gemessene 72 Kilometer pro Stunde. Nach Abzug der Toleranz werfen die Beamten ihm noch eine Überschreitung um 69 Stundenkilometer vor.
Eine Erklärung lieferte der Temposünder auch: Dazu befragt, gab er an, die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit „nicht wahrgenommen“zu haben. Die Folge: Für einen solchen Verkehrsverstoß sieht der Bußgeldkatalog ein zweimonatiges Fahrverbot und ein Bußgeld in Höhe von 1200 Euro vor.
Außerdem erstatteten die Polizisten zwischen Allgäu und Donau auch in drei Fällen Strafanzeigen wegen Trunkenheit im Verkehr, unter anderem bei einem Fahrer in
Altenstadt, wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Fahrens ohne gültige Pflichtversicherung. Insgesamt 80 Anzeigen, darunter beispielsweise Überhol- und Ladungssicherungsverstöße, erstatteten die Beamtinnen und Beamten zusätzlich.
Dominikus Stadler, Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeipräsidiums Kempten, sagt zum Ergebnis: „Die Auswertung der Unfallursachen zeigt jedes Jahr aufs Neue: Die überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ist eine der Hauptunfallursachen, gerade im Bereich der Verkehrsunfälle mit schwer verletzten oder getöteten Menschen.“Für eine Verharmlosung der Geschwindigkeitsverstöße hat er kein Verständnis: „Rasen tötet! Die gemessenen Übertretungen zeigen deutlich, dass manche Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer den Straßenverkehr als Bereich ohne Regeln auffassen.“
Nach dem Blitzmarathon sollten sich die Fahrerinnen und Fahrer übrigens nicht in Sicherheit wiegen: Beide Polizeipräsidien haben angekündigt, weiterhin flächendeckend Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen und Verstöße konsequent zu ahnden.