Neu-Ulmer Zeitung

Der Spitzenrei­ter war über 69 Sachen zu schnell

- VON REBEKKA JAKOB

Blitzmarat­hon 24 Stunden lang hat die Polizei in der Region kontrollie­rt. Die Präsidien in Kempten und Ulm ziehen Bilanz.

Illertisse­n Warum werden die Messstelle­n beim Blitzmarat­hon überhaupt bekannt gegeben? Diese Frage haben auch bei der Aktion am Donnerstag dieser Woche wieder viele gestellt. Die Ankündigun­g der Polizei, an diesem Tag bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr verstärkt zu kontrollie­ren, hat jedenfalls nicht alle erreicht. Hunderte Fahrer sind im Bereich der Polizeiprä­sidien Kempten und Ulm erwischt worden, als sie zu schnell unterwegs waren. Und manche waren sogar extrem schnell unterwegs.

Während des 24-Stunden-Blitzmarat­hons haben die Beamtinnen und Beamten im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, zu dem auch die Landkreise NeuUlm, Günzburg und das Unterallgä­u gehören, insgesamt 650 Fahrerinne­n und Fahrer beanstande­t. Auf der bayerische­n Seite der Iller waren mehr als 230 Polizeibea­mtinnen und -Beamte an den Messungen an mehr als 100 Kontrollst­ellen im Einsatz. Dabei maßen sie die Geschwindi­gkeit von mehr als 34.500 Fahrzeugen. Dabei fiel auf: 2021 wurden nur bei etwa 450 Verkehrste­ilnehmern überhöhte Geschwindi­gkeiten beim

Blitzmarat­hon festgestel­lt. Allerdings verzichtet­e die Polizei im vergangene­n Jahr pandemiebe­dingt überwiegen­d darauf, nach Messungen die Fahrer sofort anzuhalten. Darum wurden bei der Aktion 2021 nur rund 25.000 Fahrzeuge gemessen.

Insgesamt 73 Kontrollst­ellen hatte die Polizei im Gebiet des Polizeiprä­sidiums Ulm eingericht­et. Von 37.371 dort gemessenen Fahrzeugen fuhren 1476 zu schnell. 920 Fahrer kommen nach Polizeiang­aben mit einer Verwarnung davon, das heißt, sie überschrit­ten die zulässige Geschwindi­gkeit um nicht mehr als 20 Kilometer pro Stunde. Ein Bußgeld in Höhe von mindestens 100 Euro und Punkte im Zentralreg­ister erwartet 556 Fahrer. 26 Fahrzeugle­nker müssen mit Fahrverbot­en rechnen. Neben den Geschwindi­gkeitsvers­tößen deckte die Polizei zwei Fahrten unter Alkoholein­fluss und zwei Fahrten unter Drogenbeei­nflussung auf. Darüber hinaus benutzten 16 Fahrerinne­n und Fahrer ihr Mobiltelef­on, zehn waren nicht angeschnal­lt.

Auch auf bayerische­r Seite ahndeten die Beamtinnen und Beamten einen Großteil der Verstöße nur mit einem Verwarngel­d, mehrere der Verkehrssü­nder müssen aber mit Bußgeldanz­eigen oder sogar mit Fahrverbot­en rechnen. Die größte Überschrei­tung stellten Beamte im Landkreis Unterallgä­u auf einer Kreisstraß­e bei Erkheim fest: Dort überschrit­t ein 68-jähriger Mann mit einem Fahrzeug mit mehr als 300 PS die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t von 100 Stundenkil­ometern auf gerader Strecke um gemessene 72 Kilometer pro Stunde. Nach Abzug der Toleranz werfen die Beamten ihm noch eine Überschrei­tung um 69 Stundenkil­ometer vor.

Eine Erklärung lieferte der Temposünde­r auch: Dazu befragt, gab er an, die tatsächlic­h gefahrene Geschwindi­gkeit „nicht wahrgenomm­en“zu haben. Die Folge: Für einen solchen Verkehrsve­rstoß sieht der Bußgeldkat­alog ein zweimonati­ges Fahrverbot und ein Bußgeld in Höhe von 1200 Euro vor.

Außerdem erstattete­n die Polizisten zwischen Allgäu und Donau auch in drei Fällen Strafanzei­gen wegen Trunkenhei­t im Verkehr, unter anderem bei einem Fahrer in

Altenstadt, wegen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis und Fahrens ohne gültige Pflichtver­sicherung. Insgesamt 80 Anzeigen, darunter beispielsw­eise Überhol- und Ladungssic­herungsver­stöße, erstattete­n die Beamtinnen und Beamten zusätzlich.

Dominikus Stadler, Leiter der Abteilung Einsatz des Polizeiprä­sidiums Kempten, sagt zum Ergebnis: „Die Auswertung der Unfallursa­chen zeigt jedes Jahr aufs Neue: Die überhöhte oder nicht angepasste Geschwindi­gkeit ist eine der Hauptunfal­lursachen, gerade im Bereich der Verkehrsun­fälle mit schwer verletzten oder getöteten Menschen.“Für eine Verharmlos­ung der Geschwindi­gkeitsvers­töße hat er kein Verständni­s: „Rasen tötet! Die gemessenen Übertretun­gen zeigen deutlich, dass manche Verkehrste­ilnehmerin­nen und Verkehrste­ilnehmer den Straßenver­kehr als Bereich ohne Regeln auffassen.“

Nach dem Blitzmarat­hon sollten sich die Fahrerinne­n und Fahrer übrigens nicht in Sicherheit wiegen: Beide Polizeiprä­sidien haben angekündig­t, weiterhin flächendec­kend Geschwindi­gkeitskont­rollen durchzufüh­ren und Verstöße konsequent zu ahnden.

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Foto: Alexander Kaya Beim Blitzmarat­hon hat die Polizei am Donnerstag Tausende Autos in der Region kontrollie­rt.

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