Sein Ziel: Olympia 2024
Kampfsport Imran Özkaya hat mit sechs Jahren erstmals ein Training beim Taekwondo-Verein Varol in Neu-Ulm besucht. Inzwischen ist er deutscher Meister und international erfolgreich.
Neu‐Ulm Imran Özkaya hat wieder einmal erfolgreich zugeschlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der 22-Jährige wurde in Weißenburg bei Nürnberg deutscher Taekwondo-Meister, schon zum dritten Mal. Er ist in seiner Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm weiterhin die Nummer eins im Land. Mit Freude und Stolz blickt Özkaya auf die jüngsten Wettkämpfe zurück. Dass der Kampfsportler aus Neu-Ulm momentan in einer bemerkenswerten Form ist, hatte sich schon in den vergangenen Wochen angekündigt.
Bei internationalen Turnieren in der Türkei und Albanien wurde er jeweils Zweiter, sammelte Weltranglistenpunkte und kletterte im Klassement weiter nach oben. Seine Ziele sind inzwischen recht ehrgeizig. Das Ticket für die Europameisterschaft Mitte Mai in Manchester hat er schon längst in der Tasche, die Teilnahme an der WM Ende des Jahres in Mexiko wäre ein weiterer Karriereschritt. Der 22-Jährige sagt außerdem: „Mein großer Traum sind die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Dort mitkämpfen zu dürfen und am Ende vielleicht sogar noch eine Medaille zu gewinnen – das wäre einfach perfekt.“
So abwegig ist das gar nicht. Özkaya hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Als Sportsoldat ist er bei der Bundeswehr in Sonthofen im Allgäu stationiert, trainiert aber in Stuttgart bei Vanja Babic. Dort profitiert der Neu-Ulmer auch von der Erfahrung und Klasse des ehemaligen Weltmeisters und Olympia-Teilnehmer Alexander Bachmann, der ebenfalls zur Trainingsgruppe gehört. „Das hat mir sehr viel geholfen in den vergangenen Monaten“, sagt Özkaya. Sein Alltag, erzählt er weiter, drehe sich eigentlich nur um Training und Wettkampf. Athletik und Ausdauer am Vormittag, Zweikampf und weitere spezifische Inhalte nachmittags und abends. Jeden Tag in der Woche. „Alles ist dem Taekwondo-Sport untergeordnet“, meint er. Am Wochenende stehen zuhause in Neu-Ulm zusätzliche Übungseinheiten mit Heimtrainer Senol Varol auf dem Programm. Demnächst will Özkaya nach Nürnberg umziehen, um dort am Stützpunkt der Deutschen TaekwondoUnion beim neuen Bundestrainer Marco Scheiterbauer noch bessere
Bedingungen zu haben. Der junge Sportler sagt: „Man opfert so viel, auch viel Freizeit. Und natürlich gibt es auch Tage, an denen man platt ist und weniger Lust aufs Training hat. Aber spätestens dann, wenn man ungezogen in der Halle steht, ist die Motivation zurück.“
Wahrscheinlich ist es genau das – dieser Ehrgeiz, diese große Liebe zum Sport – was Özkaya zu einem Champion macht. Als Sechsjähriger hat er zum ersten Mal ein Taekwondo-Training besucht. „Ich habe mich inspirieren lassen von AnimeFilmen, bin beim Fußball immer schon mit den Füßen statt mit dem Kopf an hohe Bälle gegangen. Irgendwie war ich immer schon mehr der Kampfsportler“, erzählt er lachend. Fußball spielt er nebenbei immer noch, sogar recht gut. Aber der koreanische Kampfsport mit der über 2000-jährigen Geschichte fasziniert ihn mehr. Es sei eine Kunst für Fuß, Faust und Geist. „Taekwondo hat mir auch psychisch geholfen, ich habe mich durch diesen Sport als Persönlichkeit weiterentwickelt“, sagt Özkaya.
Der Neu-Ulmer hat sich aber auch die härteste Disziplin ausgesucht, kämpft im Vollkontakt. Beim Wettkampf sind die Kontrahenten durch eine Kampfweste sowie Kopf- und Tiefschutz, Unterarmund Schienbeinschoner geschützt. Attackiert werden dürfen zwar nur bestimmte Angriffszonen, einstecken muss man trotzdem können. Özkaya sagt: „Es ist was für harte Jungs. Man kriegt auch mal den einen oder anderen Kick ins Gesicht. Aber ängstlich darf man auf keinen Fall in einen Kampf gehen. Sonst hat man schon verloren.“
Der Nachwuchs beim Taekwondo-Verein Varol freut sich jedes Mal, wenn der Meister vorbeischaut. „Es ist für mich eine Ehre, wenn mich die Kinder als ihr Vorbild sehen“, sagt er. Und Özkaya ist nicht er Einzige, der es von NeuUlm aus in die internationale Spitze geschafft hat. Auch sein Klubkamerad Cemal-Can Malkoc ist in der Klasse bis 58 Kilo momentan die Nummer eins in Deutschland. Auch er hat in Weißenburg einen weiteren Titel gewonnen.