Neu-Ulmer Zeitung

Laufen wie eine Gazelle

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Sport Erst die Ferse? Oder erst die Zehen? Wie Joggen am besten funktionie­rt, darüber gibt es verschiede­ne Meinungen. Ein Wissenscha­ftler und eine Laufexpert­in erklären die Unterschie­de.

‐Team

Sportsache­n und Schuhe an, raus aus dem Haus und schon kann man loslaufen. Joggen ist überall möglich und eigentlich total einfach. Doch schaut man sich genauer an, wie die Leute laufen, merkt man: Da gibt es Unterschie­de!

Die meisten Menschen treten zuerst mit dem hinteren Teil ihres Fußes auf, also mit der Ferse. Dann rollen sie über den ganzen Fuß und stoßen sich über die Zehen ab. Das nennt man Fersenlauf. Andere berühren zuerst mit dem Mittelfuß den Boden. Und manche beginnen gleich mit dem Vorfuß, also den Zehen.

Der Wissenscha­ftler Uwe Kersting sagt, dass es dabei kein richtig und falsch gibt. „Man kann nicht sagen: Alle müssen es so machen.“Jeder Mensch müsse für sich selbst rausfinden, welchen Laufstil er am besten finde. „Jeder ist unterschie­dlich“, sagt er.

Allerdings hätten zahlreiche Läufer, die mit der Ferse zuerst aufsetzen, Probleme mit den Schienbein­en. Das hänge wahrschein­lich damit zusammen, dass sie Laufschuhe tragen. Damit setzt man mehr auf der Ferse auf. Aus Studien weiß die Wissenscha­ft: Eine Änderung des Laufstils führt in vielen Fällen dazu, dass die Schmerzen weniger werden oder weggehen. Doch sollten jetzt nicht alle ih

ren Laufstil ändern, sagt Herr Kersting. „Wenn jetzt alle auf dem Vorfuß laufen, dann gäbe es wahrschein­lich andere Belastungs­erscheinun­gen.“Dann täte

vielleicht die Achillesse­hne weh oder das Sprunggele­nk.

Die Lauftraine­rin Larissa Kleinmann ist ein Fan des Mittelfußl­aufs. Sie erklärt, warum sie den Fersenlauf nicht so sinnvoll findet: Um mit der Ferse zuerst aufzutrete­n, muss man zum Beispiel die Beine nach vorn ausstrecke­n. Das bremse aber eher aus, sagt sie. „Darum sollte man über den Mittelfuß laufen“, sagt sie. „Das schont die Gelenke, spart Energie und lässt uns viel schneller rennen.“

Mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden

Allerdings könne man einen Laufstil nur langsam ändern. Die Muskeln und Bänder müssen sich langsam daran gewöhnen. Beim Mittelfußl­auf berührt die Mitte des Fußes den Boden zuerst. Der Fuß zeigt dann nicht mit der Spitze nach oben, sondern befindet sich gerade über dem Boden. Damit das überhaupt möglich ist, muss man kleinere Schritte machen. Der Fuß berührt den Boden nicht vor dem Körper, sondern unter dem Körper. Neigt sich dann der Körper noch schräg nach vorn, werden die Schritte immer schneller.

„Wenn ich mich auf diese Weise vom Boden abstoße, springe ich eher vorwärts, als dass ich laufe“, erklärt Larissa Kleinmann. Sie vergleicht diese Art zu Laufen auch mit der von Gazellen. Die Tiere sind für ihre tollen Luftsprüng­e bekannt. Die Fachfrau sagt: „Mit der richtigen Technik verbringe ich beim Laufen mehr Zeit in der Luft als auf der Erde.“(dpa)

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