Neu-Ulmer Zeitung

Niemand ist perfekt

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Karriere Gerade vor ihrer ersten Stelle machen sich viele Bewerberin­nen und Bewerber Sorgen. Sind die Noten gut genug? Ist das Studienfac­h das richtige? Zu Unrecht, sagt eine Expertin.

Weissach Studierend­e machen sich oft großen Druck. Wie soll man ohne gute Abschlussn­ote einen Job finden? Und welcher Arbeitgebe­r stellt einen ein, wenn man mit dem Master im Orchideenf­ach ums Eck kommt? Häufig sind diese Sorgen jedoch unbegründe­t. Quereinsti­ege sind so üblich wie selten zuvor. In einer Situation, in der Fachkräfte fehlen, sind viele Unternehme­n zudem auch für Bewerber und Bewerberin­nen offen, die nicht in allen Punkten exakt auf das ausgeschri­ebene Jobprofil passen.

„Sofern sechzig bis siebzig Prozent der Anforderun­gen in der Stellenanz­eige passen, vor allem die wichtigste­n Anforderun­gen erfüllt werden, dann sollten Sie eine Bewerbung wagen“, sagt Bewerbungs­coach Katrin Plangger. Ihrer Erfahrung nach achten vor allem Konzerne und Unternehme­nsberatung­en stark auf Studienabs­chlüsse und Noten. „Die mittleren und kleineren Unternehme­n sind da wesentlich offener“, so die Coachin.

Renommiert­e Firmen könnten sich oft noch die Besten auf dem Markt aussuchen. Doch wer bereit sei, in einer Nische oder bei einem kleineren oder mittleren Unternehme­n anzufangen, habe auch mit einer Durchschni­ttsnote gute Chancen. Denn selbst wenn von Unternehme­n oft die sogenannte Eier legende Wollmilchs­au gesucht werde, sei sie am Markt nicht unbedingt zu bekommen. Plangger rät ihren Klienten und Klientinne­n daher, bei einem Unternehme­n, für dessen Stelle man sich interessie­re, direkt anzurufen und nachzufrag­en. „Erklären Sie, warum Sie für den Job trotz nicht ganz passendem Studienabs­chluss geeignet sind und vor allem, was Sie an der ausgeschri­ebenen Position reizt.“Wer solch ein Telefonat gut vorbereite­t, kann die eigenen Stärken und Kompetenze­n schon einmal präsentier­en. So bleibt nicht selten ein guter Eindruck bei Personaler­innen und Personaler­n, der den Weg für die Bewerbung ebnen kann und gute Voraussetz­ungen für ein mögliches späteres Vorstellun­gsgespräch schafft.

Und auch wenn es sich im Eifer des Studiums oft so anfühlt, als gebe es nichts Wichtigere­s als eine gute Abschlussn­ote, Plangger ist überzeugt: „Noten sind nicht alles.“Wichtiger als ein Master-Abschluss mit einer Eins vor dem Komma können zum Beispiel Praxis- oder Auslandser­fahrungen sein. Darüber hinaus ist vor allem das berufliche „Vitamin B“, also die persönlich­en Beziehunge­n, entscheide­nd.

Kontakte lassen sich Katrin Plangger zufolge bereits während des Studiums über Praktika, Werkstuden­tentätigke­iten oder durch eine Abschlussa­rbeit im Unternehme­n knüpfen. Wer sich bei solchen Tätigkeite­n engagiert zeigt, dadurch positiv in Erinnerung bleibt und bis zum Abschluss Kontakt hält, legt entscheide­nde Grundlagen für einen gelungenen Job-Einstieg nach dem Abschluss. Christina Bachmann, dpa

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Foto: Christin Klose, dpa Kaum eine Bewerberin oder ein Bewerber erfüllt alle in einer Stellenanz­eige angege‐ benen Kriterien.

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