Neu-Ulmer Zeitung

Gegen den Strom

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Test Der Mazda3 macht den Elektro-Hype nicht mit. Stattdesse­n setzt er auf einen Ottomotor, der technisch Anleihen beim Diesel nimmt.

Nicht jeder kann sich angesichts hoher Spritpreis­e in die Elektromob­ilität flüchten. Gerade Menschen ohne eigene Lademöglic­hkeit sind oft genug auf die Verbrenner angewiesen. Auf der anderen Seite gibt es nach wie vor Hersteller, die den ElektroHyp­e ebenfalls nicht mitgehen wollen, jedenfalls nicht um jeden Preis.

Dazu gehört Mazda. Die Japaner waren schon immer gut darin, ihr eigenes Ding zu machen. Sie verwehren sich dem Turbolader- und Schrumpfmo­torenkult und setzen unbeirrt auf relativ hubraumsta­rke Sauger. Auf teure Elektro-Technologi­e verzichten sie weitgehend.

Konkret punktet der Mazda3 Fastback e-Skyactiv X 2.0 M Hybrid mit einem Einstiegsp­reis von 27.590 Euro. Hier sprechen wir bereits vom Topmodell der Baureihe, in dem das mit 186 PS stärkste Triebwerk arbeitet.

Der „Hybrid“ist ein milder und eigentlich als solcher nicht wahrzunehm­en. Gut so, denn der Mazda3 transferie­rt das gute alte Saugmotor-Fahrgefühl in die Zukunft. Er bestätigt das Mantra Nummer eins der Benzin-im-Blut-Fraktion, wonach Hubraum durch nichts zu ersetzen ist. Zwei Liter – und genau so viel hat der Motor im Mazda 3 – sind ja heute schon eine Macht.

Wo die Turbomotor­en erst durch ein Loch müssen, ist das SkyactivAg­gregat vom Stand weg da. Es folgt eine lineare Kraftentfa­ltung über das gesamte Drehzahlba­nd hinweg. Nicht nur gefühlt, auch technisch ist der Motor ein Sahnestück­chen. Mazda bezeichnet ihn als den weltweit ersten und einzigen Benziner mit Kompressio­nszündung. Diese ist eigentlich nur aus der Diesel-Welt bekannt. Hierbei wird das Gemisch in der Brennkamme­r so stark verdichtet, dass es sich selbst entzündet. Das sorgt für die niedrigen Spritverbr­äuche, die Diesel-Fahrer schätzen. Dass die Preise zuletzt durch die Decke gingen, steht auf einem anderen Blatt. Umso wichtiger, dass ein Wagen nicht zu viel von dem sündteuren Sprit konsumiert. Denn dass der Diesel

Wirtschaft­lichkeitst­rumpf auch in einem Benziner stechen kann, beweist der Mazda3 eindrucksv­oll. Schon der Normverbra­uch von nur 4,5 Litern lässt aufhorchen, aber da ist man ja so einiges an Märchenhaf­tem gewöhnt. Dass der Mazda sein Verspreche­n in der Praxis fast voll einhält, verblüfft umso mehr. 5,2 Liter und keinen Tropfen mehr schluckte unser 3er im Test bei moderater Fahrweise, selbst bei ambitionie­rter Gangart stand immer noch eine Sechs vor dem Komma.

Sportlich kann das japanische Leichtgewi­cht (unter 1400 Kilogramm) nämlich auch. Das liegt neben der erwähnten geschmeidi­gen Kraftentfa­ltung vor allem an der legendären Mazda-Handschalt­ung. Wer die – Mantra Nummer zwei – einmal in den Händen hatte, will nichts anderes mehr.

Der kleine Hebel knackt so präzise durch die Kulisse, dass man unweigerli­ch öfter schaltet, als man müsste. Die gleiche Direktheit vermittelt das Fahrwerk, das empfindlic­hen Hinterteil­en sogar zu straff abgestimmt sein könnte.

Das überaus nüchterne Cockpit lädt dazu ein, sich auf das Fahren zu konzentrie­ren und auf nichts anderes. (Digitale) Spielereie­n finden nicht statt. Weiße Schrift auf schwarzem Untergrund – das war’s mit der grafischen Darstellun­g.

Die „Weniger-ist-mehr“-Philosophi­e prägt auch das Außendesig­n, das vor allem der „Fastback“-Variante eine schlichte Eleganz verleiht. Es gibt eben – Mantra Nummer drei der vermeintli­ch Ewiggestri­gen – nichts Schöneres als eine coupéhafte Silhouette.

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Foto: Mazda Ein schöner Rücken: Als „Fastback“wirkt der Mazda3 besonders elegant.

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