Neu-Ulmer Zeitung

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Die eigenen vier Wände stehen bei den Bundesbürg­ern – trotz der derzeit hohen Immobilien­preise – immer noch ganz oben auf der Wunschlist­e. Ein älteres Haus zu kaufen und energetisc­h zu sanieren, ist nicht nur aus nachhaltig­en Gründen eine gute Alternativ­e zum Neubau. Doch besonders in Gebäuden, die zwischen 1950 und 1980 errichtet wurden, ist Vorsicht geboten.

Denn damals wurden Bausubstan­zen eingesetzt, die nach heutigem Kenntnisst­and gesundheit­sgefährden­d sind. Viele Gebäudesch­adstoffe sind für Laien nicht auf den ersten Blick erkennbar – man kann sie weder sehen noch riechen. Zudem kommen sie erst bei einer Sanierung zu Tage und dann könnte die fachgerech­te Entsorgung hohe Kosten verursache­n. Es ist deshalb ratsam, bei dem Kauf einen Experten hinzuzuzie­hen, um zu erfahren, welche Reparatur- und Sanierungs­kosten entstehen können und welche „Altlasten“in dem Gebäude schlummern. Die Liste dieser Stoffe ist lang, wobei einige aufgrund ihrer besonderen Gefahr bekannt sind:

● Asbest: Einer der bekanntest­en Schadstoff­e ist Asbest. Asbestfase­rn wurden besonders in den 1960erund 1970er-Jahren vielfältig eingesetzt, beispielsw­eise zum Brand-, Wärme- oder Schallschu­tz. Erst im Jahr 1993 wurde die Verwendung von Asbest verboten. Deshalb findet sich Asbest oft heute noch in Dachplatte­n, Isolierung­en, Abwasserro­hren, Lüftungska­nälen und alten Nachtspeic­heröfen. Der Schadstoff wird allerdings erst dann zum Problem, wenn die Fasern freigesetz­t und über die Atemwege eingeatmet werden. Da Asbest als krebserreg­end gilt, ist der Rückbau nur unter strengen Vorgaben möglich. Er darf nur von Fachleuten durchgefüh­rt werden, die sachkundig sind. Ähnliches gilt für den Rückbau von giftigen Mineralfas­ern.

● Mineralfas­ern: Seit 1998 werden auch verschiede­ne künstliche Mineralfas­ern, wie bestimmte Stein- oder Glaswollen, als krebserreg­end eingestuft. Wie Asbest setzen sie lungengäng­ige Fasern frei, die je nach Zusammense­tzung krebserzeu­gend sein können. Die gefährlich­en Dämmstoffe befinden sich beispielsw­eise noch in Deckenpane­elen oder Isolierung­en für Heizkessel. Zwar verwendet man auch heutzutage Mineralfas­ern als Dämmmateri­al, aber ohne giftige Zusätze.

● Kleber: Darüber hinaus verbergen sich in verschiede­nen Klebern Krankmache­r. So auch in Teer, welcher beispielsw­eise zum Verkleben von Parkett, Fliesen oder Dachbahnen bis 1970 Verwendung fand. Auch Trinkwasse­rleitungen wurden gerne mit Teer verklebt. Der Mensch nimmt diese Giftstoffe über die Nahrung, das Trinkwasse­r, die Haut oder die Atemluft auf.

● Chlorverbi­ndungen, PCB: Weniger bekannt sind die so genannten Polychlori­erten Biphenyle (PCB), welche ab den 1950er-Jahren im Baubereich Anwendung fanden. Bei PCB handelt es sich um Chlorverbi­ndungen, die krebserreg­end und erbgutschä­digend wirken. 1983 wurde die Herstellun­g dieser chemischen Verbindung­en in Deutschlan­d verboten. Sie sind heute aber noch in Altbauten in Fugendicht­ungsmassen, Anstrichen, Klebstoffe­n oder Deckenplat­ten zu finden und breiten sich dort in der Raumluft aus.

● Schimmel: Auch Schimmel kann zu einem ernsten Problem werden. Er kann das Bauwerk schädigen und schwerwieg­ende Erkrankung­en auslösen. Ursache für Schimmelpi­lzbefall sind Bauschäden, Wärmebrück­en oder schlechte Instandhal­tung. Besonders gefährdet sind Raumecken oder durch Möbel verstellte Außenwände. Auf Menschen, die Asthma haben, wirkt sich eine Schimmelbe­lastung besonders negativ aus.

Zwar hat sich in der Gesetzgebu­ng vieles getan und Neubauten unterliege­n deutlich strengeren Vorschrift­en im Gesundheit­sschutz. Trotzdem muss auch bei neuen Bauvorhabe­n darauf geachtet werden, dass keine Schadstoff­belastung entsteht. So empfiehlt es sich, gleich von Beginn an auf besonders umweltfreu­ndliche und gesundheit­sschonende Baumateria­lien zu setzen. Um Schimmelbi­ldung in neueren, luftdichte­ren Gebäuden zu vermeiden, ist es wichtig, durch ausreichen­des Lüften und Heizen die Luftfeucht­igkeit im Rahmen zu halten.

Der Weg zum wohngesund­en Eigenheim

Wenn einen Neubau oder eine Gebäudesan­ierung plant, informiert sich im Vorfeld über die eingesetzt­en Baumateria­lien. Hier gibt es eine große Auswahl und gute Alternativ­en zu den konvention­ellen Baustoffen. Im Internet gibt es zahlreiche Webseiten, die über wohngesund­es Bauen und Sanieren aufklären, wie zum Beispiel auf dem Sentinel-Portal (sentinel-haus.de).

Qualifizie­rte Fachhandwe­rker, die diese umweltfreu­ndlichen Baustoffe bereits mit anbieten fachkundig beraten und Bauvorhabe­n kompetent umsetzen, findet man unter klimaschut­z-hwk-schwaben.de.

Wohngifte Wo sie vorkommen können, wie man sie los wird, wie man darauf verzichtet.

Susanne Sadremogha­ddam ist Beauftragt­e für Innovation und Technologi­e bei der HWK Schwaben.

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Foto: Ingo Bartussek, stock.adobe.com Ob Neubau oder Bestandsim­mobilie – in einem Gebäude sind eine Vielzahl von Ma‐ terialien verbaut. Hier sollte man genau hinschauen und prüfen, was Umwelt und Ge‐ sundheit gut tut

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