Neu-Ulmer Zeitung

Tor und Jubel

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Fußball 287 Tage nach dem Minuten-Tod trifft Eriksen wieder.

Manchmal gibt es auch im wahren Leben diese anrührende­n Geschichte­n, die wie ein Märchen anmuten. Geschichte­n von Menschen, die das Schicksal mit aller Härte trifft, die sich aber voll Überzeugun­g, Optimismus und Vertrauen in sich selbst wieder zurückkämp­fen – und dafür Respekt und Bewunderun­g verdienen. Der dänische Fußballpro­fi Christian Eriksen ist einer davon.

Denn ihn streckte das Schicksal am 12. Juni 2021 mit geballter Wucht nieder. Im EM-Spiel gegen Finnland brach Eriksen mit einem Herzstills­tand zusammen. „Fünf Minuten war ich tot“, sollte er später berichten. In dieser Zeit kämpften Rettungssa­nitäter um sein Leben und schafften es tatsächlic­h, den Fußballer zu reanimiere­n. Obwohl dem heute 30-Jährigen ein Defibrilla­tor implantier­t wurde, wollte Eriksen schnellstm­öglich seine Karriere fortsetzen. Auch wenn Inter Mailand den Vertrag mit ihm auflöste, da in der italienisc­hen Serie A kein Spieler mit einem Defibrilla­tor-Implantat auflaufen darf.

Der Profi fand im FC Brentford aus England einen neuen Arbeitgebe­r und schaffte den Schritt zurück in die dänische Nationalma­nnschaft. Und dort wurde am Samstag das Märchen wahr. Eriksen schoss 287 Tage nach seinem Herzstills­tand und 114 Sekunden nach seiner Einwechsel­ung ein Tor. Dass sein Team 2:4 gegen die Niederland­e verlor, war fast Nebensache. Sein Traum-Comeback mit Blitz-Tor war der emotionale Höhepunkt. Bei seiner Einwechslu­ng erhoben sich die 50.000 auf den Rängen und begrüßten ihn mit stehenden Ovationen. Bei dieser Willenskra­ft könnte Eriksen auch sein nächstes Ziel erreichen, das ihm vor einem halben Jahr die wenigsten zugetraut hätten: bei der WM in Katar im dänischen Kader zu stehen.

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Foto: dpa

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