Neu-Ulmer Zeitung

Die Signale aus dem Saarland

- VON STEFAN LANGE

So klein ist das Saarland, dass es bisweilen etwas verniedlic­ht wird. Ei jo, das Saarland halt. Die Bedeutung dieser ersten Landtagswa­hl des Jahres ist allerdings ungleich größer, denn der Wahlsonnta­g hat bemerkensw­erte Befunde offengeleg­t. Erstens: Nach der Bundestags­wahl läuteten viele Experten das Ende der Zweier-Koalitione­n ein. Deutschlan­d werde sich daran gewöhnen müssen, in Bund und Ländern von mindestens drei Parteien regiert zu werden, hieß es.

Das Saarland beweist, dass dem nicht so sein muss. Dort regiert künftig sogar die SPD alleine. Und auch in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen – wo im Mai gewählt wird – sind den Umfragen zumindest zufolge Zweier-Koalitione­n möglich.

Zweite Erkenntnis: Der SPDSieg ist zwar einerseits auf die persönlich­e Strahlkraf­t der Spitzenkan­didatin Anke Rehlinger zurückzufü­hren. Anderseits wurden die Sozialdemo­kraten auch so stark, weil die kleineren Parteien erschrecke­nd schwach aufgetrete­n sind. Ausgerechn­et die im Saarland ultrarecht­e

AfD überwand die Fünf-ProzentHür­de – Grüne, FDP und Linke sind laut vorläufige­m Endergebni­s draußen. Die Populisten bleiben damit Bestandtei­l der Parlamente.

Die Umfragen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein lassen eine Verfestigu­ng dieses Zustands befürchten. Es gab mal eine Zeit, da waren sich die etablierte­n Parteien einig, dass die AfD zurückgedr­ängt werden müsse, sie in den Parlamente­n nichts zu suchen habe. Dass Union, Grüne, SPD und FDP dieses Ziel offenbar aufgegeben haben, ist die bitterste Erkenntnis dieses Wahltages.

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