Neu-Ulmer Zeitung

Flüchtling­e werden nicht registrier­t

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Innenminis­terin Faeser weist Kritik zurück

Berlin Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser lehnt eine Registrier­ung aller vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet­en Menschen an der Grenze ab. „Wir reden vor allem von Kindern und Frauen, die tagelang auf der Flucht sind, die in der Kälte an der polnischen Grenze ausharren mussten. Wir wollen nicht, dass sie an der deutschen Grenze aufgehalte­n werden, weil wir hier stationäre Grenzkontr­ollen einführen“, sagte die SPD-Politikeri­n dem Tagesspieg­el. „Nur zur Klarstellu­ng: Die Menschen haben das Recht, sich hier frei zu bewegen.“Die SPD-Politikeri­n wies Vorwürfe von CDUChef Friedrich Merz zurück, dass man kaum wisse, wer da eigentlich ins Land komme. „Die Bundespoli­zei geht in die Züge, wenn sie über die Grenze kommen, und kontrollie­rt alle Pässe. Wer keinen Pass hat oder aus einem Drittstaat kommt, wird erfasst und registrier­t.“

Bayern forderte die anderen Bundesländ­er auf, seinem Beispiel zu folgen und Kriegsflüc­htlinge mit erkennungs­dienstlich­en Maßnahmen eindeutig zu identifizi­eren. In Bayern würden die Personalie­n mit den Fahndungsd­atenbanken abgegliche­n, erklärte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU), der derzeit der Innenminis­terkonfere­nz vorsteht, der Funke-Mediengrup­pe.

Ein Großteil der Menschen, die bislang aus der Ukraine geflohen sind, ist in Polen und Deutschlan­d untergekom­men. Beide Länder fordern nun mehr Solidaritä­t innerhalb der Europäisch­en Union. Faeser und ihr polnischer Kollege Mariusz Kaminski wandten sich mit einem Hilfsappel­l an die EU-Kommission. Sie dringen auf mehr Unterstütz­ung bei der Verteilung der Flüchtling­e auf andere EU-Staaten sowie auf finanziell­e Hilfe. So wird etwa ein Pauschalbe­trag von 1000 Euro aus EU-Mitteln für jeden Aufgenomme­nen ins Spiel gebracht. An diesem Montag beraten die Innenminis­ter der EU-Staaten über den Umgang mit den Flüchtling­en. „Es liegt auf der Hand, dass unsere Ressourcen und Aufnahmeka­pazitäten nicht ausreichen werden, um den wachsenden Zustrom von Menschen zu bewältigen“, heißt es in dem Brief von Faeser und Kaminski.

Seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben nach Angaben des UN-Flüchtling­shilfswerk­s bereits mehr als 3,8 Millionen Menschen das Land verlassen. Mehr als zwei Millionen sind allein in Polen angekommen, in Deutschlan­d wurden dem Innenminis­terium zufolge bislang rund 267.000 Flüchtling­e registrier­t. (dpa)

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