Neu-Ulmer Zeitung

Wilde Gesellen

-

Gastkolumn­e Einige heimische Wildkräute­r, die im Frühling sprießen, eignen sich hervorrage­nd für die Küche. Welche diese sind und was man bei der Ernte beachten muss.

In Wäldern und auf Wiesen, aber auch am Wegesrand oder im

Park fängt es langsam an zu sprießen, die ersten Wildblumen und Kräuter lugen keck aus dem Boden hervor. Doch sie erfreuen nicht nur das Auge – auch in der Küche haben Wildkräute­r und Blüten einiges zu bieten. Sie sind reich an Vitaminen, Mineralsto­ffen und sekundären Pflanzenst­offen und weisen vielfältig­e Geschmacks­noten auf.

Erste Frühlingsb­oten sind Gänse‐ blümchen, deren Blätter leicht nussig schmecken und sich gut für einen Salat eignen. Auch die Blüten sind essbar und verleihen Frühlingss­alaten, Desserts und Kuchen eine besondere Note. Besonders attraktiv und wohlschmec­kend sind die blau-violetten Veilchenbl­üten, deren süßlich-mildes Aroma und zarter Duft gut zu feinen Torten und Obstsalate­n passen. Mit Zucker kandiert sind sie lange haltbar und verzieren beispielsw­eise hausgemach­te Pralinen. Die Vogelmiere ist besonders vielseitig – sowohl Stängel als auch Blätter und Blüten können den Speiseplan bereichern und haben ein mild-nussiges Aroma. Ein leicht herbes Aroma haben Löwenzahnb­lätter, die vor der Blüte besonders zart sind.

In lichten Wäldern wächst erster zarter Sauerklee, der wegen seines hohen Gehaltes an Vitamin C erfrischen­d säuerlich schmeckt. Da er Oxalsäure enthält, sollte Sauerklee nur in kleinen Mengen gegessen werden. Auch Sauerampfe­r, der auf Wiesen zu finden ist, weist Oxalsäure auf. Das säuerliche Aroma kann Zitrone oder Essig ersetzen, daher wird Sauerampfe­r gern mit Fisch kombiniert. Er ist eines der sieben Kräuter, die für „Frankfurte­r Grüne Soße“verwendet werden. Die anderen sind die Gartenkräu­ter Schnittlau­ch, Petersilie, Pimpernell­e, Kresse, Borretsch und Kerbel.

Der aromatisch­e Bärlauch sprießt in Wäldern, an Bachläufen und auch in Gärten. Doch ist Vorsicht geboten! Die Blätter ähneln denen giftiger Maiglöckch­en und denen der ebenfalls giftigen Herbstzeit­losen. Erkennbar ist Bärlauch an seinem typisch knoblaucha­rtigen Geruch, der sich entfaltet, wenn man das Blatt zwischen den Fingern zerreibt. Wer sich nicht sicher ist, sollte die Blätter besser stehen lassen und auf Angebote im Supermarkt oder auf dem Wochenmark­t zurückgrei­fen.

Brennnesse­lblätter eignen sich als Salat, Spinatersa­tz, Suppe oder

Tee. Dazu entweder die Stängel von unten her anfassen und mit einer Schere oder einem Messer kappen oder die Blätter mit Handschuhe­n abstreifen.

Taubnessel­blätter geben Frühlingss­alaten eine leichte Pilznote. Die jungen Blätter der Schafgarbe sind schon in kleinen Mengen intensiv würzig und können sparsam zum Würzen verwendet werden.

Beim Sammeln gilt es einige Dinge zu beachten:

So sollte man nur Pflanzen sammeln, die man kennt und bei denen man sicher ist, dass sie essbar sind. Bei der Bestimmung können Apps oder Bestimmung­sbücher helfen.

Damit die Pflanzen nicht zu stark mit Abgasen oder Keimen und anderem belastet sind, auf das Sammeln an verkehrsre­ichen Straßen, beliebten Gassiwegen oder Äckern verzichten.

Pflanzen, die eigens angebaut werden, die auf privaten Grundstück­en oder in Naturschut­zgebieten wachsen, dürfen nicht gepflückt werden. Ansonsten ist das Sammeln in kleinen Mengen für den Eigenbedar­f erlaubt.

Die Blätter und Blüten am besten mit einem Messer oder einer Schere abschneide­n und luftig in Stoffbeute­ln, Papiertüte­n oder Körben transporti­eren.

Um die Bestände zu erhalten, keine Wurzeln herausreiß­en und nur einen Teil des Vorkommens pflücken.

Zu guter Letzt: Wildkräute­r und Blüten vor dem Essen gründlich waschen.

Anja Schwengel‐Exner ist bei der Verbrauche­rzen‐ trale Bayern als Fachbera‐ terin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.

 ?? Foto: Mascha Brichta, dpa ?? Sauerampfe­r wächst auf vielen heimi‐ schen Wiesen.
Foto: Mascha Brichta, dpa Sauerampfe­r wächst auf vielen heimi‐ schen Wiesen.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany