Surfen in der Stadt
Freizeit Nach München hat nun auch Nürnberg ein Angebot für Wellenreiter. Städte wie Augsburg oder Ulm könnten folgen.
Nürnberg Wer in Bayern Wellenreiten will, für den war der Eisbach in München bislang die erste Adresse. Seit mehr als vier Jahrzehnten stehen dort die Enthusiasten an 365 Tagen im Jahr auf ihren Surfbrettern und reiten die nach Angaben der Stadt „weltweit konstanteste, größte und beste Flusswelle mitten in einer Großstadt“. In Bayern war sie bisher auch die einzige ihrer Art.
Am vergangenen Freitag aber bekam die Münchner Eisbachwelle Konkurrenz: Nach zehn Jahren Planung und einjähriger Bauzeit wurde in Nürnberg die zweite stehende Surfer-Welle im Freistaat offiziell eröffnet. Für ihn sei es immer ein Dorn im Auge gewesen, dass es „nur in München so eine tolle Welle gibt“, sagte Ministerpräsident Markus Söder, gebürtiger Nürnberger. Denn: „Der Franke kann ja genauso gut surfen.“Man habe jetzt also eine „Copacabana am Wöhrder See“, sagte Söder mit Blick auf das Naherholungsgebiet in der ehemaligen Vorstadt Wöhrd. Das zur Hälfte vom Freistaat Bayern finanzierte Projekt sei umweltfreundlich angelegt, beinhalte unter anderem eine Fischtreppe und sei für Surfer mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bequem zu erreichen.
Etwa drei Millionen Euro kostete die Umsetzung. Die acht Meter breite „Fuchslochwelle“entsteht durch eine Anlage in einem Kanal parallel zur Pegnitz. Ein Wehr staut das Flusswasser auf, das durch den Kanal über eine Rampe gelenkt wird. Unten trifft es auf langsameres Wasser: Eine Welle entsteht. Über Module kann ihre Größe und damit ihr Schwierigkeitsgrad für die Surfer gesteuert werden.
Nach Einschätzung des Deutschen Wellenreiterverbandes liegt Nürnberg mit der neuen Attraktion im Trend. In mehreren deutschen Städten gebe es Planungen, in den nächsten Jahren ebenfalls derartige Wellen zu erschaffen – so auch in unserer Region. In Augsburg soll in absehbarer Zeit eine Surfwelle an einem aus der Wertach ausgeleiteten Kanal entstehen. Hinter dem Vorhaben steht der Verein „Surffreunde Augsburg“. Der Bau könnte noch in diesem oder im kommenden Jahr starten. Geplant ist der Einbau einer verstellbaren Rampe, sodass die Welle je nach Könnerstufe gestaltet werden kann, heißt es seitens des Vereins. Die Kosten sollen bei knapp 340.000 Euro liegen. Der Freistaat hat im vergangenen Jahr schon eine Förderung angekündigt, auch die Stadt erwägt eine finanzielle Unterstützung. Seinen Eigenanteil will der etwa 250 Mitglieder starke Verein über Sponsoring und Darlehen bestreiten. Die Anlage soll eingezäunt und nur für Vereinsmitglieder unter Aufsicht nutzbar sein.
„Noch nicht spruchreif“sind hingegen die Planungen in Ulm, wie Moritz Reulein, einer der Initiatoren dort, sagt. Gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Verein „Ulm Surfin“macht er sich seit mehreren Jahren für eine ganzjährige Surfwelle im Stadtgebiet stark. Zahlreiche Gespräche seien schon geführt worden, man sei mit Firmen in Kontakt, die solche Welle bauen könnten und man habe auch schon mögliche Standorte im Kopf, sagt Reulein. Er hofft, dass sich eine Ulmer Welle „in den nächsten zwei bis vier Jahren“realisieren lässt. (mit dpa)