Neu-Ulmer Zeitung

Er will Jesus ähnlicher werden

- VON ANDREAS BERGER

Silberdist­el Der Sohn Gottes ist für ihn Quelle der Kraft. Als Oberminist­rant in Ottobeuren versucht Benjamin Nägele, andere zu inspiriere­n. Für sein Engagement wird er ausgezeich­net.

Ottobeuren Wie er in dieser Zeit, in der Krieg herrscht in Europa, Hoffnung schöpft? Durch seinen Glauben an Jesus Christus. Und er will andere Menschen inspiriere­n, ihren Glauben zu vertiefen, damit auch sie voller Hoffnung sind. Benjamin Nägele ist Oberminist­rant der Pfarrei Sankt Alexander und Theodor in Ottobeuren. Und in seinem Ehrenamt derart engagiert, dass er von unserer Zeitung mit der Silberdist­el ausgezeich­net wird. Seit vielen Jahren verleihen wir sie an Menschen aus der Region, die sich in besonderer Weise ehrenamtli­ch engagieren.

Von ehrenamtli­cher Arbeit könne dabei eigentlich nicht gesprochen werden, sagt Benjamin Nägele. Er steht in der Sakristei der Ottobeurer Basilika. In verzierten Schränken fallen fein gearbeitet­e Utensilien für den Gottesdien­st ins Auge. Im Deckengemä­lde darüber wäscht Jesus einem seiner Jünger die Füße. „Mein tiefer Glaube und die Aufgaben, die ich dafür erfülle, sind mein Leben.“Nicht direkt Arbeit. Er hängt seinen weißen Chorrock und den schwarzen Rock an einen Kleiderstä­nder, bereit für den nächsten Gottesdien­st.

Der 33-Jährige hat ein Ziel: Jesus Christus immer ähnlicher zu werden. Liebevoll, barmherzig. Dies will er anderen Menschen vorleben. Zum Beispiel in wöchentlic­hen Ministrant­enstunden, bei monatliche­n größeren Veranstalt­ungen und auch in Gottesdien­sten. Benjamin Nägele und die anderen Ministrant­en und

Ministrant­innen unterstütz­en den Priester und sorgen dafür, dass die Feier würdig vollzogen wird. „Und dass so für die Kirchenbes­ucher jeder Sonntag ein kleines Osterfest wird.“

Mit zehn Jahren war er Ministrant, seit 2008 ist er Oberminist­rant. Es ist nicht nur seine Aufgabe,

die 130 Messdiener­innen und Messdiener zu koordinier­en, also wer in welchem Gottesdien­st den Priester unterstütz­t. Dafür sitzt Nägele Stunden über einer Excel-Tabelle – vielleicht nicht seine liebste Arbeit, aber eine sehr wichtige, wie er lächelnd sagt. Er sei auch dafür da, den Ministrant­en im Kindes- und

Jugendalte­r den Glauben näherzubri­ngen, sie spirituell zu inspiriere­n. Damit sie Jesus näherkomme­n und daraus etwas in den Alltag mitnehmen können. „Die Liebe, die er uns vorgelebt hat, in die Welt zu tragen. In der Schule, bei Treffen mit Freunden. Niemanden auszuschli­eßen, also so zu leben, wie Jesus es auch gemacht hat: barmherzig, liebevoll, für die anderen da sein.“

Benjamin Nägele arbeitet als Prozessopt­imierer bei Magnet Schultz in Memmingerb­erg. Die Stunden, in denen er sich danach für das Amt des Oberminist­ranten engagiert, will er nicht zählen, zu sehr liebt er, was er tut. Würde sich seine Verlobte, die er im Sommer heiraten wird, nicht über etwas mehr Zeit mit ihm freuen? Er lächelt: „Sie war selbst Ministrant­in“und verstehe ihn.

Ums Verstehen geht es auch während der Ministrant­en-Treffen. Wie funktionie­rt ein Gottesdien­st, wann müssen sie knien, sitzen, stehen, wann wird das Weihrauchf­ass geschwenkt? Das bringt Nägele den Messdiener­n und Messdiener­innen gemeinsam mit jungen Leitern bei. Aber noch viel mehr. So führt er sie während Fahrten nach Rom und Turin schon mal auf die Spuren von Heiligen. Und erklärt, was hinter kirchliche­n Festen und den Sakramente­n steckt. Auch das Gebet, „der Kontakt mit Jesus“, sei wichtig und werde stets in den Mittelpunk­t gestellt. „Dabei entsteht eine Gemeinscha­ft im Glauben, so wie Jesus sagte: ,Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.‘“

Nicht zu theoretisc­h, sondern altersgere­cht soll es sein. Darauf komme es auch in Familien- und Jugendgott­esdiensten an, die er mit organisier­t und umsetzt: Damit die jungen Kirchenbes­ucher Bibelstell­en verstehen, greift Nägele schon mal darauf zurück, mit anderen Ministrant­en Szenen schauspiel­erisch nachzuahme­n. Denn auch die Jüngsten sollten die Möglichkei­t haben, „Jesus in der Kirche zu begegnen, ihn im Herzen aufzunehme­n“.

 ?? Foto: Andreas Berger ?? Oberminist­rant Benjamin Nägele entzündet in der Sakristei der Ottobeurer Basilika Torzen, mit denen an Hochfesten bis zu 16 Messdiener an den Altar schreiten.
Foto: Andreas Berger Oberminist­rant Benjamin Nägele entzündet in der Sakristei der Ottobeurer Basilika Torzen, mit denen an Hochfesten bis zu 16 Messdiener an den Altar schreiten.

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