Er will Jesus ähnlicher werden
Silberdistel Der Sohn Gottes ist für ihn Quelle der Kraft. Als Oberministrant in Ottobeuren versucht Benjamin Nägele, andere zu inspirieren. Für sein Engagement wird er ausgezeichnet.
Ottobeuren Wie er in dieser Zeit, in der Krieg herrscht in Europa, Hoffnung schöpft? Durch seinen Glauben an Jesus Christus. Und er will andere Menschen inspirieren, ihren Glauben zu vertiefen, damit auch sie voller Hoffnung sind. Benjamin Nägele ist Oberministrant der Pfarrei Sankt Alexander und Theodor in Ottobeuren. Und in seinem Ehrenamt derart engagiert, dass er von unserer Zeitung mit der Silberdistel ausgezeichnet wird. Seit vielen Jahren verleihen wir sie an Menschen aus der Region, die sich in besonderer Weise ehrenamtlich engagieren.
Von ehrenamtlicher Arbeit könne dabei eigentlich nicht gesprochen werden, sagt Benjamin Nägele. Er steht in der Sakristei der Ottobeurer Basilika. In verzierten Schränken fallen fein gearbeitete Utensilien für den Gottesdienst ins Auge. Im Deckengemälde darüber wäscht Jesus einem seiner Jünger die Füße. „Mein tiefer Glaube und die Aufgaben, die ich dafür erfülle, sind mein Leben.“Nicht direkt Arbeit. Er hängt seinen weißen Chorrock und den schwarzen Rock an einen Kleiderständer, bereit für den nächsten Gottesdienst.
Der 33-Jährige hat ein Ziel: Jesus Christus immer ähnlicher zu werden. Liebevoll, barmherzig. Dies will er anderen Menschen vorleben. Zum Beispiel in wöchentlichen Ministrantenstunden, bei monatlichen größeren Veranstaltungen und auch in Gottesdiensten. Benjamin Nägele und die anderen Ministranten und
Ministrantinnen unterstützen den Priester und sorgen dafür, dass die Feier würdig vollzogen wird. „Und dass so für die Kirchenbesucher jeder Sonntag ein kleines Osterfest wird.“
Mit zehn Jahren war er Ministrant, seit 2008 ist er Oberministrant. Es ist nicht nur seine Aufgabe,
die 130 Messdienerinnen und Messdiener zu koordinieren, also wer in welchem Gottesdienst den Priester unterstützt. Dafür sitzt Nägele Stunden über einer Excel-Tabelle – vielleicht nicht seine liebste Arbeit, aber eine sehr wichtige, wie er lächelnd sagt. Er sei auch dafür da, den Ministranten im Kindes- und
Jugendalter den Glauben näherzubringen, sie spirituell zu inspirieren. Damit sie Jesus näherkommen und daraus etwas in den Alltag mitnehmen können. „Die Liebe, die er uns vorgelebt hat, in die Welt zu tragen. In der Schule, bei Treffen mit Freunden. Niemanden auszuschließen, also so zu leben, wie Jesus es auch gemacht hat: barmherzig, liebevoll, für die anderen da sein.“
Benjamin Nägele arbeitet als Prozessoptimierer bei Magnet Schultz in Memmingerberg. Die Stunden, in denen er sich danach für das Amt des Oberministranten engagiert, will er nicht zählen, zu sehr liebt er, was er tut. Würde sich seine Verlobte, die er im Sommer heiraten wird, nicht über etwas mehr Zeit mit ihm freuen? Er lächelt: „Sie war selbst Ministrantin“und verstehe ihn.
Ums Verstehen geht es auch während der Ministranten-Treffen. Wie funktioniert ein Gottesdienst, wann müssen sie knien, sitzen, stehen, wann wird das Weihrauchfass geschwenkt? Das bringt Nägele den Messdienern und Messdienerinnen gemeinsam mit jungen Leitern bei. Aber noch viel mehr. So führt er sie während Fahrten nach Rom und Turin schon mal auf die Spuren von Heiligen. Und erklärt, was hinter kirchlichen Festen und den Sakramenten steckt. Auch das Gebet, „der Kontakt mit Jesus“, sei wichtig und werde stets in den Mittelpunkt gestellt. „Dabei entsteht eine Gemeinschaft im Glauben, so wie Jesus sagte: ,Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.‘“
Nicht zu theoretisch, sondern altersgerecht soll es sein. Darauf komme es auch in Familien- und Jugendgottesdiensten an, die er mit organisiert und umsetzt: Damit die jungen Kirchenbesucher Bibelstellen verstehen, greift Nägele schon mal darauf zurück, mit anderen Ministranten Szenen schauspielerisch nachzuahmen. Denn auch die Jüngsten sollten die Möglichkeit haben, „Jesus in der Kirche zu begegnen, ihn im Herzen aufzunehmen“.