Neu-Ulmer Zeitung

Stadträte ärgern sich über „Schattenha­ushalt“

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Etat Jedes Jahr muss Neu-Ulm erhebliche Summen vor sich herschiebe­n, weil Vorhaben nicht fertig geworden sind. 2021 blieb besonders viel Geld übrig – es geht um einen zweistelli­gen Millionenb­etrag.

Neu‐Ulm Jahr für Jahr das gleiche Spiel: Weil Vorhaben in Neu-Ulm nicht abgearbeit­et werden konnten, muss das dafür eingeplant­e Geld in den Haushalt des nächsten Jahres geschoben werden. Und regelmäßig ärgern sich die Stadträtin­nen und -räte über diese millionens­chweren „Haushaltsr­este“. Doch diesmal blieb besonders viel Geld liegen.

Sieben Seiten lang ist die Liste, die den Mitglieder­n des Finanzauss­chusses in der jüngsten Sitzung vorgelegt wurde. Die darin aufgeliste­ten Summen reichen von 100 Euro für Büromöbel für das EdwinSchar­ff-Museum bis zu Beträgen von mehr als einer Million Euro, etwa für den Neubau der Mehrzweckh­alle Gerlenhofe­n, das Kinderhaus Burlafinge­n und den Anbau und die Sanierung des Jugendhaus­es. Für das Kinderhaus am Illerpark wurden sogar 2,8 Millionen Euro geschoben. Insgesamt summieren sich die Haushaltsa­usgabenres­te aus dem Jahr 2021 auf 18,2 Millionen Euro.

Die Gründe sind vielfältig: Personal-Engpässe, Lieferschw­ierigkeite­n, fehlende Angebote. „Das hat sich verschärft“, sagte Stadtbaudi­rektor Markus Krämer. Er sei selber sehr enttäuscht über die Summe von 11,2 Millionen Euro, die allein im Dezernat 3 (Umwelt, Planen und

Bauen) zu Buche schlage. Teilweise spielte auch die Corona-Pandemie eine Rolle. Und manche Vorhaben konnten nicht abgeschlos­sen werden, weil die Zuwendungs­bescheide der Regierung von Schwaben noch nicht vorlagen.

Die Räte ärgert’s trotzdem. „Das ist schon langsam rekordverd­ächtig“, sagte Johannes Stingl (CSU) über die Gesamtsumm­e von mehr als 18 Millionen Euro. 2020 seien es noch rund zehn Millionen Euro gewesen. Das gehe in die falsche Richtung. „Ich habe den Eindruck, dass wir bei dem Versuch, Planung und Vollzug in Einklang zu bringen, etwas stagnieren.“Es gehe um die Etathoheit des Stadtrats. „Wir sollten im Auge behalten, dass keine solchen Schattenha­ushalte vor sich hergeschob­en werden.“Die CSUFraktio­n stehe einer externen Projektste­uerung aufgeschlo­ssen gegenüber.

„Als Stadtrat ist man frustriert und verärgert“, sagte Rudolf Erne (SPD). Und auch viele Bürgerinne­n und Bürger seien sauer, denn Projekte verzögerte­n sich. Erne äußerte zwar Verständni­s für die Schwierigk­eiten durch Corona oder PersonalEn­gpässe. Er meinte aber auch: „Man kann alles Mögliche akzeptiere­n, aber keine 18 Millionen.“Zumal es derzeit so sei, „dass jede Verschiebu­ng zu einer Verteuerun­g führt“.

Der Tagesordnu­ngspunkt habe wirklich Wiedererke­nnungswert, meinte Gerlinde Koch (Grüne). Sie wollte wissen, wie der aktuelle Stand in Sachen Projektste­uerer sei. Damit sei eine externe Firma beauftragt worden, erläuterte Dezernent Anton Bullinger. „Da sind wir schon recht weit gediehen.“In der nächsten Sitzung des Ausschusse­s für Finanzen, Inneres und Bürgerdien­ste solle das Thema „Strategisc­hes Projektcon­trolling“diskutiert werden, voraussich­tlich Ende April.

Zu den Vorhaben, die auf dieses Jahr geschoben wurden, sagte Markus Krämer: „Ich gehe davon aus, dass die Mittel abfließen. Es gibt kein Projekt, das überhaupt nicht läuft.“Es handle sich stattdesse­n um Verzögerun­gen von Monaten. Es gebe das gemeinsame Ziel, die Haushaltsr­este deutlich abzubauen. An die Rätinnen und Räte gewandt sagte der Stadtbaudi­rektor: „Ich wäre genauso enttäuscht wie Sie, wenn wir nächstes Jahr wieder ein solches Ergebnis hätten.“

● 7‐Tage‐Inzidenz (RKI‐Wert): 2210,2 Neuinfekti­onen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner

● Sieben‐Tage‐Fallzahl: 3886 ● Todesfälle bisher: 231 (+1)

● Corona‐Patienten auf Intensiv‐ station: 2 (davon beatmet: 0)

● Intensivbe­tten frei: 4

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Foto: A. Kaya (Symbolbild) Die sogenannte­n Haushaltsr­este summieren sich in Neu‐Ulm auf einen zweistelli­gen Millionenb­etrag. Das ärgert Stadträtin­nen und Stadträte.

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