Neu-Ulmer Zeitung

Gerade noch mal gut gegangen

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Basketball Ulm kommt gegen Frankfurt erst in den letzten Minuten in Fahrt und gewinnt 61:58. Mit insgesamt nur 119 Zählern stellen beide Teams aber Saisontief­stwert in der Bundesliga auf.

Frankfurt/Ulm 12, 14, 12. Die Basketball­er von Ratiopharm Ulm hatten in den ersten drei Spielabsch­nitten gegen die Fraport Skyliners in Frankfurt nicht wirklich viel auf die Reihe gebracht. Zu viele Ballverlus­te, eine ungewöhnli­ch hohe Fehlerquot­e und verheerend­e Wurfstatis­tiken standen auf dem Papier. Die Hypothek schien dieses Mal einfach zu groß zu sein, mit einem Rückstand von 38:45 ging es in den letzten Spielabsch­nitt. Doch dann fasste sich insbesonde­re Sindarius Thornwell ein Herz, übernahm Verantwort­ung und führte das Team in Orange beim Tabellen-17. doch noch zum Auswärtssi­eg. Frankfurts Lukas Wank meinte hinterher: „Respekt vor Ulm. Die erfahrenen Spieler waren in der Schlusspha­se da, als sie gebraucht wurden.“

Doch warum eigentlich erst, als es schon fast zu spät war? Steckten den Ulmern doch noch die Reisestrap­azen des Eurocups während der Woche in den Knochen? Vor der Partie hatte jedenfalls Coach Jaka Lakovic am Mikrofon von Magentaspo­rt noch versichert, dass die Einstellun­g immer dieselbe sei, egal ob auf nationalem oder internatio­nalem Parkett. Seine Mannschaft machte es anfangs auch gut, hielt die Gastgeber weg vom eigenen Korb und führte nach fünf Minuten mit 11:6. Doch Frankfurt hielt dagegen – und das viel zitierte Momentum, dieses flatterhaf­te Ding, wechselte die Seiten. Die Skyliners attackiert­en die Ulmer früh und aggressiv – und sie gewannen mit jeder gelungenen Aktion noch mehr Selbstvert­rauen. Bei Ratiopharm hingegen lief in dieser Phase der Partie so gut wie gar nichts. Von der Freiwurfli­nie nicht (am Ende 50,0 Prozent) und auch nicht aus dem Feld (43,1). Gerade einmal 16 Punkte gelangen in 17 Spielminut­en. Erst nach einer Auszeit von Coach Lakovic legten die Ulmer einen 10:0-Lauf aufs Parkett und gingen nach zwei Vierteln mit einer knappen 26:25-Führung in die Kabine. Mit nur 51 Punkten zur Pause hatten beide Teams einen Saisontief­stwert aufgestell­t.

Auch im weiteren Verlauf war die Partie defensiv geprägt. Frankfurt machte aber weniger Fehler und fand auch offensiv seinen Rhythmus. Der Vorsprung wurde immer größer und fand über 41:34 beim Zwischenst­and von 44:36 seinen Höhepunkt. Es schien alles, aber wirklich alles auf den ersten Sieg unter dem neuen Trainer Luca Dalmonte herauszula­ufen. Bis Thornwell zu seinem perfekten Finish ansetzte. In den letzten sechs Minuten markierte der US-Amerikaner elf seiner insgesamt 16 Zähler. Zweieinhal­b Minuten vor Ende leitete Jaron Blossomgam­e mit einem erfolgreic­hen Dreier die Wende ein, Ulm führte plötzlich wieder mit 56:55. Thornwell legte noch einen weiteren Treffer aus der Distanz drauf (59:55). Am Ende hieß es 61:58.

„Gegen Ende der Saison werden die Spiele härter, niemand will mehr verlieren. Aber wir haben gut gekämpft“, meinte Thornwell nach der Partie. Seinen starken Schlussspu­rt erklärte der US-Amerikaner mit einer Verletzung am Handgelenk in der ersten Spielhälft­e. „Erst als die Schmerzmit­tel nach der Pause gewirkt haben, habe ich mich freier und besser gefühlt. Und meine Mitspieler haben mich natürlich auch in gute Positionen gebracht“, sagte er. Seine Ulmer feierten damit den dritten Bundesliga-Sieg in Folge. Frankfurt hingegen wartet weiter auf den nächsten Heimsieg gegen Ulm. Der letzte Erfolg in eigener Halle gelang am 28. Mai 2016 in den Play-offs. Die Serie allerdings entschied damals trotzdem Ratiopharm Ulm für sich.

Ratiopharm Ulm Blossomgam­e 16 Punk‐ te, Thornwell 16, Christon 15, Klepeisz 4, Bretzel 4, Herkenhoff 3, Jallow 3, Günther, Evans, Krimmer.

 ?? Foto: Eibner‐Pressefoto/Ulrich Scherbaum ?? Semaj Christon (am Ball) erzielte gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt 15 Punkte.
Foto: Eibner‐Pressefoto/Ulrich Scherbaum Semaj Christon (am Ball) erzielte gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt 15 Punkte.

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