Gerade noch mal gut gegangen
Basketball Ulm kommt gegen Frankfurt erst in den letzten Minuten in Fahrt und gewinnt 61:58. Mit insgesamt nur 119 Zählern stellen beide Teams aber Saisontiefstwert in der Bundesliga auf.
Frankfurt/Ulm 12, 14, 12. Die Basketballer von Ratiopharm Ulm hatten in den ersten drei Spielabschnitten gegen die Fraport Skyliners in Frankfurt nicht wirklich viel auf die Reihe gebracht. Zu viele Ballverluste, eine ungewöhnlich hohe Fehlerquote und verheerende Wurfstatistiken standen auf dem Papier. Die Hypothek schien dieses Mal einfach zu groß zu sein, mit einem Rückstand von 38:45 ging es in den letzten Spielabschnitt. Doch dann fasste sich insbesondere Sindarius Thornwell ein Herz, übernahm Verantwortung und führte das Team in Orange beim Tabellen-17. doch noch zum Auswärtssieg. Frankfurts Lukas Wank meinte hinterher: „Respekt vor Ulm. Die erfahrenen Spieler waren in der Schlussphase da, als sie gebraucht wurden.“
Doch warum eigentlich erst, als es schon fast zu spät war? Steckten den Ulmern doch noch die Reisestrapazen des Eurocups während der Woche in den Knochen? Vor der Partie hatte jedenfalls Coach Jaka Lakovic am Mikrofon von Magentasport noch versichert, dass die Einstellung immer dieselbe sei, egal ob auf nationalem oder internationalem Parkett. Seine Mannschaft machte es anfangs auch gut, hielt die Gastgeber weg vom eigenen Korb und führte nach fünf Minuten mit 11:6. Doch Frankfurt hielt dagegen – und das viel zitierte Momentum, dieses flatterhafte Ding, wechselte die Seiten. Die Skyliners attackierten die Ulmer früh und aggressiv – und sie gewannen mit jeder gelungenen Aktion noch mehr Selbstvertrauen. Bei Ratiopharm hingegen lief in dieser Phase der Partie so gut wie gar nichts. Von der Freiwurflinie nicht (am Ende 50,0 Prozent) und auch nicht aus dem Feld (43,1). Gerade einmal 16 Punkte gelangen in 17 Spielminuten. Erst nach einer Auszeit von Coach Lakovic legten die Ulmer einen 10:0-Lauf aufs Parkett und gingen nach zwei Vierteln mit einer knappen 26:25-Führung in die Kabine. Mit nur 51 Punkten zur Pause hatten beide Teams einen Saisontiefstwert aufgestellt.
Auch im weiteren Verlauf war die Partie defensiv geprägt. Frankfurt machte aber weniger Fehler und fand auch offensiv seinen Rhythmus. Der Vorsprung wurde immer größer und fand über 41:34 beim Zwischenstand von 44:36 seinen Höhepunkt. Es schien alles, aber wirklich alles auf den ersten Sieg unter dem neuen Trainer Luca Dalmonte herauszulaufen. Bis Thornwell zu seinem perfekten Finish ansetzte. In den letzten sechs Minuten markierte der US-Amerikaner elf seiner insgesamt 16 Zähler. Zweieinhalb Minuten vor Ende leitete Jaron Blossomgame mit einem erfolgreichen Dreier die Wende ein, Ulm führte plötzlich wieder mit 56:55. Thornwell legte noch einen weiteren Treffer aus der Distanz drauf (59:55). Am Ende hieß es 61:58.
„Gegen Ende der Saison werden die Spiele härter, niemand will mehr verlieren. Aber wir haben gut gekämpft“, meinte Thornwell nach der Partie. Seinen starken Schlussspurt erklärte der US-Amerikaner mit einer Verletzung am Handgelenk in der ersten Spielhälfte. „Erst als die Schmerzmittel nach der Pause gewirkt haben, habe ich mich freier und besser gefühlt. Und meine Mitspieler haben mich natürlich auch in gute Positionen gebracht“, sagte er. Seine Ulmer feierten damit den dritten Bundesliga-Sieg in Folge. Frankfurt hingegen wartet weiter auf den nächsten Heimsieg gegen Ulm. Der letzte Erfolg in eigener Halle gelang am 28. Mai 2016 in den Play-offs. Die Serie allerdings entschied damals trotzdem Ratiopharm Ulm für sich.
Ratiopharm Ulm Blossomgame 16 Punk‐ te, Thornwell 16, Christon 15, Klepeisz 4, Bretzel 4, Herkenhoff 3, Jallow 3, Günther, Evans, Krimmer.