Neu-Ulmer Zeitung

Alles wie früher

- VON MICHAEL STIFTER

Retro Das Wahlergebn­is im Saarland weckt Erinnerung­en an alte Zeiten.

Wundern Sie sich nicht, sollte Dagmar Berghoff heute Abend die Nachrichte­n in der „Tagesschau“verlesen. Weil: Alle Zeichen stehen in diesen Tagen auf Retro. Jüngster Beleg dafür ist das Saarland. Ein Landtag, drei Parteien, absolute Mehrheit – mehr Bonner Republik geht wohl kaum. Fehlt nur noch, dass die SPD den Bundeskanz­ler stellt. Wie bitte? Ach ja, dieser Olaf Scholz. Stimmt. Aber was ganz anderes: die Fußball-Bundesliga. Felix Magath, Meister der Medizinbäl­le, steht dort neuerdings wieder an der Seitenlini­e und es kann nur eine Frage von Wochen sein, bis Otto Rehhagel bei einem derangiert­en

Zweitligis­ten die kontrollie­rte Offensive ausruft. Früher war eben auch nicht alles verkehrt. Kann doch kein Zufall sein, dass die CDU heute den gleichen Fraktionsc­hef hat wie zur 22 Jahren. Damals, als unser Smartphone noch ein Münzfernsp­recher war und Friedrich Merz ein junger Wilder. Oder das Fernsehen: Zurück in die Zukunft, heißt das Programm. Nicht nur „Wetten, dass..!?“, sondern auch „TV total“und „7 Tage, 7 Köpfe“hat man eigens entmottet, um uns ein heimeliges Nostalgie-Gefühl zu senden. Unbestätig­ten Gerüchten zufolge ist die „Sportschau“drauf und dran, die Bundesliga-Rechte zurückkauf­en, nur um uns dann samstags exklusiv einen Vierminüte­r vom torlosen Duell zwischen Bayer 05 Uerdingen und dem FC Homburg/Saar zu servieren – anmoderier­t von Heribert Faßbender. Und übrigens, falls Dagmar Berghoff heute Abend in den Nachrichte­n behaupten sollte, Elizabeth II. sei Königin von England – das hat nichts mit Retro zu tun, das nennt man Ausdauer. In der Politik lesen Sie mehr aus dem Saarland, die Randbemerk­ung im Sport dreht sich ebenfalls um großes Comeback.

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