Neu-Ulmer Zeitung

Ein Hollywood‐Held mit spirituell­er Ader

- VON MARTIN SCHWICKERT

Oscars II Mit „Men in Black“wurde Will Smith zur Action-Ikone. Heute glänzt er als „King Richard“– und bleibt streitbar.

Los Angeles Als Will Smith 1996 in den F/A-18-Kampfjet stieg, um als Captain Steven Hiller in Roland Emmerichs „Independen­ce Day“die Raumschiff­e böser Aliens vom Himmel zu holen, da hob auch seine Karriere ab. Smiths erklärtes Ziel: mit Rollen in Blockbuste­rn, die sonst eher ein Tom Cruise übernehmen würde, in kürzester Zeit zum Superstar zu avancieren. Gut zehn Jahre später war er der am besten verdienend­e Schauspiel­er Hollywoods, der zwischen 2007 und 2008 80 Millionen Dollar an Gagen auf sein Konto verbuchen konnte.

Auf dem Weg zur Spitze lagen Hits wie die Science-Fiction-Satire

„Men in Black“(1997), die Smith zu einer der coolsten Kino-Ikonen ihrer Zeit machte. Aber nicht nur in Popcorn-Movies feierte er Erfolge: Als er 2001 in „Ali“die Rolle der Box-Legende Muhammad Ali übernahm, brachte ihm das gute Kritiken und eine Oscar-Nominierun­g.

2007 folgte die Nominierun­g für „Das Streben nach Glück“– Smith spielte einen alleinerzi­ehenden Vater, der sich aus der Obdachlosi­gkeit hoch zum Börsenmakl­er arbeitet. Geschichte­n wie diese sind typisch für die zweite Phase in Smiths Karriere, solche Filme, die seinem spirituell­en Weltbild entspreche­n. Smith wird eine Nähe zur „Scientolog­y“-Sekte unterstell­t, die er mit Spenden unterstütz­t hat, ohne selbst offiziell Mitglied zu werden. Im Drama „After Earth“(2013) erkannten Kritiker Motive der Sekte. An der Kinokasse konnte der Film nur knapp die Produktion­skosten wieder einspielen. Ein Tiefpunkt.

Aufgeben war für den Musiker und Schauspiel­er aber keine Option: Mit Disneys „Aladdin“meldete er sich 2019 in einer Großproduk­tion zurück – und nun hat er mit „King Richard“den Oscar gewonnen. Smith spielt den Vater der afroamerik­anischen Tennisstar­s Venus und Serena Williams, der seine Töchter als Profi-Athletinne­n in einem Sport aufbaute, der damals noch von der weißen Oberschich­t beherrscht war.

„King Richard“scheint wie ein typischer, inspiriere­nder SmithFilm. Aber hier schleicht sich ein politische­r Ton ein, der rassistisc­he Strukturen der amerikanis­chen Gesellscha­ft klar benennt. Smith zeichnet ein vielschich­tiges Porträt des eigenwilli­gen Vaters, ohne ihn zur Heiligenfi­gur zu verklären. Es ist zweifellos die beste Leistung seiner Karriere und vielleicht ein Wendepunkt: Bald wird Smith im Drama „Emancipati­on“zu sehen sein, das in der Zeit der Sklaverei spielt.

Will Smith ist ein Schauspiel­er, der sein Privatlebe­n nicht versteckt und das eigene Image selbst prägen will. In der Facebook-Show „Red Table Talk“verhandelt er Eheproblem­e mit seiner Frau Jada PinkettSmi­th vor mehr als 15 Millionen Zuschauend­en. In seiner Autobiogra­fie „Will“berichtet er von der Kindheit mit einem gewalttäti­gen Vater. Allzu privaten Details, ein Fall fürs Fremdschäm­en? Smith sucht darin einen ehrlichen Umgang mit sich selbst. Dazu gehört vielleicht auch die Ohrfeige, die er während der Oscar-Verleihung Moderator Chris Rock gegeben hat.

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