Neu-Ulmer Zeitung

Aus dem früheren Gorki Park wird ein Treffpunkt der JU

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT UND RONALD HINZPETER

Disco Einst spielten dort die Toten Hosen vor 2000 Menschen, künftig geht es leiser zu. Das sind die Pläne.

Neu‐Ulm Generation­en von DiscoGänge­rn erinnern sich noch heute an zahllose durchtanzt­e Nächte und schweißtre­ibende Konzerte in der Lessingstr­aße 8 in Neu-Ulm. Zum Beispiel an den Auftritt der Toten Hosen vor 30 Jahren, die im März 1992 ihre Tournee „Menschen, Tiere, Sensatione­n“vor mehr als 2000 Besucherin­nen und Besuchern im Gorki Park starteten. Doch zuletzt stand die einstige Disco-Hochburg im Gewerbegeb­iet leer. Jetzt zieht dort die JU Neu-Ulm ein. Wir gehen der Frage nach, was die Junge Union vorhat und blicken in die Vergangenh­eit der früheren Kultdisco.

Nach der legendären Diskothek Gorki Park folgten im Laufe der Jahre verschiede­ne weitere Großlokale, etwa das A7 und zuletzt der Taxim-Club. Dieser machte im Jahr 2018 zu und damit war die glorreiche Disco-Zeit in der Lessingstr­aße 8 vorbei. Zwei Jahre später kam die Junge Union ins Spiel.

Während des Kommunalwa­hlkampfs 2020 sei die JU Neu-Ulm gewachsen, habe eine eigene Liste aufgestell­t und es seien Freundscha­ften entstanden, sagte der Ortsvorsit­zende Alexander Welte. Auch nach der Wahl trafen sich die Mitglieder regelmäßig. „Wir hatten aber keinen Ort, an dem man sich zusammense­tzen und ungestört unterhalte­n kann. Wir dachten uns: Es wäre cool, wenn wir eine eigene Location hätten.“

Doch da war ja diese große, leere Halle in der Lessingstr­aße. Die gehört der Familie Welte, die in unmittelba­rer Nachbarsch­aft ihren

Metallvera­rbeitungsb­etrieb führt. „Ein Glücksfall“, so Alexander Welte. Sein Vater und sein Onkel gaben ihre Zustimmung und so konnte die Junge Union im Herbst 2021 loslegen und einen Teil der Fläche für ihre Zwecke umgestalte­n. In dem früheren Disco-Gebäude gebe es einen Nebenraum, einen ehemaligen Dancefloor, in dem circa 150 Leute Platz hätten, so der JUOrtsvors­itzende. „Den haben wir für uns hergericht­et.“

Die jungen Politikeri­nnen und Politiker putzten, strichen die Wände, beschaffte­n sich ein Sofa, Tische und Hocker und dekorierte­n die Bar in JU-Optik. An die Wand hängten sie alte Wahlplakat­e. In diesem Raum treffen sich die JU-Mitglieder seitdem regelmäßig. Aufgrund der Corona-Pandemie verzögerte sich die offizielle Eröffnung, doch jetzt wird dies nachgeholt: Am Donnerstag, 31. März, stellt die Junge Union ab 19 Uhr das JU-Clubhouse in Neu-Ulm der Öffentlich­keit vor.

„Wir wollen ein Angebot für junge Leute schaffen, die politisch interessie­rt sind und sich austausche­n wollen“, sagte Alexander Welte. Der 26-Jährige, der gerade seine Masterarbe­it in Maschinenb­au macht und nächstes Jahr in den Familienbe­trieb einsteigen wird, betonte: „Jeder darf kommen, man muss kein JU-Mitglied sein.“Es gehe darum, Kontakte zu knüpfen und herauszufi­nden, was junge Menschen in Neu-Ulm bewegt.

Die ehemalige Disco soll als Raum für eigene Veranstalt­ungen genutzt werden, beispielsw­eise eine Podiumsdis­kussion zur geplanten ICE-Neubaustre­cke Ulm–Augsburg, soll aber auch anderen Organisati­onen zur Verfügung gestellt werden. Auch Konzerte schließt Welte nicht aus: „Schauen wir mal, was sich da ergibt.“Nur eines kommt nicht mehr zurück: die Zeit der großen Discos.

Gerade als Gorki Park erlebte der Bau eine legendäre Blütezeit. Betreiber Hermann Mader hatte zuerst 1989 seine Disco Gorki Park im Sendener „Adler“-Gebäude eingericht­et. Schon der Auftakt war ein Knaller: Nina Hagen spielte ein Baustellen­konzert. Angeblich war sie Miteigentü­merin, doch tatsächlic­h hatte sie nur gegen Geld ihren Namen hergegeben. Die Großdisco musste schließlic­h nach Neu-Ulm umziehen, weil die Statik des Gebäudes in Senden als Konzerthal­le nicht taugte. Im einstigen „Liberty“in der Lessingstr­aße, in dem besonders gerne die in Neu-Ulm stationier­ten US-Soldaten über die Stränge schlugen, ließ Mader nicht nur die Puppen tanzen, sondern auch reihenweis­e rockende Weltstars aufmarschi­eren.

Nachdem Gianna Nannini gleich zu Anfang den Laden vollgemach­t hatte, ging es Schlag auf Schlag. Der schillernd­e und bestens vernetzte Hermann Mader holte beispielsw­eise – um nur einige zu nennen – die wiederbele­bten Glamrocker The Sweet, Uriah Heep, die Toten Hosen, Asia und Queensrych­e und auch Steppenwol­f wollten noch mal „Born To Be Wild“sein. Für das Wilde sorgten vor allem HeavyBands wie Saxon oder Axxis. Jedenfalls tat Mader viel, um den Laden vollzumach­en, und sei es mit einer Misswahl. Irgendwann in den 1990ern ging die Ära Gorki Park nach einigen aufregende­n Jahren – inklusive Streitigke­iten mit der Stadtverwa­ltung über die mangelhaft­e Sicherheit bei Konzertere­ignissen vor rund 2000 Leuten – still und leise zu Ende. Dann kamen andere, die aus der Halle wieder einen reinen Tanztempel machten.

● 7‐Tage‐Inzidenz (RKI‐Wert): 2164,7 Neuinfekti­onen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner

● Sieben‐Tage‐Fallzahl: 3806 ● Todesfälle bisher: 231 (+0)

● Corona‐Patienten auf Intensiv‐ station: 1 (davon beatmet: 0)

● Intensivbe­tten frei: 1

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Foto: A. Kaya Eine Disco‐Kugel – sonst erinnert nichts mehr an die alten Zeiten.

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