Aus dem früheren Gorki Park wird ein Treffpunkt der JU
Disco Einst spielten dort die Toten Hosen vor 2000 Menschen, künftig geht es leiser zu. Das sind die Pläne.
Neu‐Ulm Generationen von DiscoGängern erinnern sich noch heute an zahllose durchtanzte Nächte und schweißtreibende Konzerte in der Lessingstraße 8 in Neu-Ulm. Zum Beispiel an den Auftritt der Toten Hosen vor 30 Jahren, die im März 1992 ihre Tournee „Menschen, Tiere, Sensationen“vor mehr als 2000 Besucherinnen und Besuchern im Gorki Park starteten. Doch zuletzt stand die einstige Disco-Hochburg im Gewerbegebiet leer. Jetzt zieht dort die JU Neu-Ulm ein. Wir gehen der Frage nach, was die Junge Union vorhat und blicken in die Vergangenheit der früheren Kultdisco.
Nach der legendären Diskothek Gorki Park folgten im Laufe der Jahre verschiedene weitere Großlokale, etwa das A7 und zuletzt der Taxim-Club. Dieser machte im Jahr 2018 zu und damit war die glorreiche Disco-Zeit in der Lessingstraße 8 vorbei. Zwei Jahre später kam die Junge Union ins Spiel.
Während des Kommunalwahlkampfs 2020 sei die JU Neu-Ulm gewachsen, habe eine eigene Liste aufgestellt und es seien Freundschaften entstanden, sagte der Ortsvorsitzende Alexander Welte. Auch nach der Wahl trafen sich die Mitglieder regelmäßig. „Wir hatten aber keinen Ort, an dem man sich zusammensetzen und ungestört unterhalten kann. Wir dachten uns: Es wäre cool, wenn wir eine eigene Location hätten.“
Doch da war ja diese große, leere Halle in der Lessingstraße. Die gehört der Familie Welte, die in unmittelbarer Nachbarschaft ihren
Metallverarbeitungsbetrieb führt. „Ein Glücksfall“, so Alexander Welte. Sein Vater und sein Onkel gaben ihre Zustimmung und so konnte die Junge Union im Herbst 2021 loslegen und einen Teil der Fläche für ihre Zwecke umgestalten. In dem früheren Disco-Gebäude gebe es einen Nebenraum, einen ehemaligen Dancefloor, in dem circa 150 Leute Platz hätten, so der JUOrtsvorsitzende. „Den haben wir für uns hergerichtet.“
Die jungen Politikerinnen und Politiker putzten, strichen die Wände, beschafften sich ein Sofa, Tische und Hocker und dekorierten die Bar in JU-Optik. An die Wand hängten sie alte Wahlplakate. In diesem Raum treffen sich die JU-Mitglieder seitdem regelmäßig. Aufgrund der Corona-Pandemie verzögerte sich die offizielle Eröffnung, doch jetzt wird dies nachgeholt: Am Donnerstag, 31. März, stellt die Junge Union ab 19 Uhr das JU-Clubhouse in Neu-Ulm der Öffentlichkeit vor.
„Wir wollen ein Angebot für junge Leute schaffen, die politisch interessiert sind und sich austauschen wollen“, sagte Alexander Welte. Der 26-Jährige, der gerade seine Masterarbeit in Maschinenbau macht und nächstes Jahr in den Familienbetrieb einsteigen wird, betonte: „Jeder darf kommen, man muss kein JU-Mitglied sein.“Es gehe darum, Kontakte zu knüpfen und herauszufinden, was junge Menschen in Neu-Ulm bewegt.
Die ehemalige Disco soll als Raum für eigene Veranstaltungen genutzt werden, beispielsweise eine Podiumsdiskussion zur geplanten ICE-Neubaustrecke Ulm–Augsburg, soll aber auch anderen Organisationen zur Verfügung gestellt werden. Auch Konzerte schließt Welte nicht aus: „Schauen wir mal, was sich da ergibt.“Nur eines kommt nicht mehr zurück: die Zeit der großen Discos.
Gerade als Gorki Park erlebte der Bau eine legendäre Blütezeit. Betreiber Hermann Mader hatte zuerst 1989 seine Disco Gorki Park im Sendener „Adler“-Gebäude eingerichtet. Schon der Auftakt war ein Knaller: Nina Hagen spielte ein Baustellenkonzert. Angeblich war sie Miteigentümerin, doch tatsächlich hatte sie nur gegen Geld ihren Namen hergegeben. Die Großdisco musste schließlich nach Neu-Ulm umziehen, weil die Statik des Gebäudes in Senden als Konzerthalle nicht taugte. Im einstigen „Liberty“in der Lessingstraße, in dem besonders gerne die in Neu-Ulm stationierten US-Soldaten über die Stränge schlugen, ließ Mader nicht nur die Puppen tanzen, sondern auch reihenweise rockende Weltstars aufmarschieren.
Nachdem Gianna Nannini gleich zu Anfang den Laden vollgemacht hatte, ging es Schlag auf Schlag. Der schillernde und bestens vernetzte Hermann Mader holte beispielsweise – um nur einige zu nennen – die wiederbelebten Glamrocker The Sweet, Uriah Heep, die Toten Hosen, Asia und Queensryche und auch Steppenwolf wollten noch mal „Born To Be Wild“sein. Für das Wilde sorgten vor allem HeavyBands wie Saxon oder Axxis. Jedenfalls tat Mader viel, um den Laden vollzumachen, und sei es mit einer Misswahl. Irgendwann in den 1990ern ging die Ära Gorki Park nach einigen aufregenden Jahren – inklusive Streitigkeiten mit der Stadtverwaltung über die mangelhafte Sicherheit bei Konzertereignissen vor rund 2000 Leuten – still und leise zu Ende. Dann kamen andere, die aus der Halle wieder einen reinen Tanztempel machten.
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