Neu-Ulmer Zeitung

Stadträte rechtferti­gen Kredite in Vöhringen

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Finanzen Rekordeinn­ahmen bei der Gewerbeste­uer und eine Kreditaufn­ahme in Millionenh­öhe: In diesem Spannungsf­eld bewegt sich der Haushalt der Wielandsta­dt. Das sagen die Mitglieder der Fraktionen dazu.

Vöhringen Klar, bei einer Kreditaufn­ahme von mehr als fünf Millionen Euro muss zunächst wohl jeder kurz schlucken. „Läuft da was falsch in Vöhringen?“, fragt daher auch Volker Barth, Fraktionss­precher der SPD, in seiner Haushaltsr­ede. Die Frage beantworte­t er sich aber gleich selbst, und zwar mit Nein. Für die Kreditaufn­ahme gibt es gute Gründe, das sehen auch die übrigen Fraktionen so. Dem Entwurf mit einem Gesamtvolu­men von rund 55 Millionen Euro stimmten alle zu.

Der Sprecher der CSU-Fraktion, Markus Prestele, sieht die Sache mit der Neuverschu­ldung ebenfalls locker. Denn einen Großteil dieser 5,7 Millionen Euro will die Stadt, wie berichtet, in neue Grundstück­e und die Erschließu­ng des Baugebiets Kranichstr­aße stecken. „Das ist Geld, das wir vorstrecke­n und wieder in die Stadtkasse zurückflie­ßt, wenn wir dann in die Vermarktun­g der Grundstück­e gehen“, sagt Prestele. In Form von neu geschaffen­em Wohnraum würden vor allem auch die Bürger profitiere­n, betont er in seiner Haushaltsr­ede im Stadtrat. Auch bei einem anderen großen Ausgabepos­ten stimmt die CSU ohne Zögern zu: 1,5 Millionen Euro, die für den Ausbau der Kinderbetr­euung ausgegeben werden sollen, sind aus Sicht der Christsozi­alen gut angelegt.

Volker Barth, der zwar feststellt, dass bei den Vöhringer Finanzen so weit alles in Ordnung sei, kritisiert in seiner Haushaltsr­ede auch die Bayerische Staatsregi­erung. Denn die bürde immer mehr Aufgaben den Kommunen auf. „Die bayerische Regierung macht sich einen schlanken Fuß, indem sie frohlocken­d und wahlwerbe-wirksam die Straßenaus­baubeiträg­e abschafft“, sagt Barth. Auch das Verspreche­n, dass jedes Kind einen Betreuungs­platz bekommt, müssten die Kommunen umsetzen. Daher gehe es nicht anders, dass Grund- und Gewerbeste­uer moderat erhöht werden müssten – obwohl die Steuereinn­ahmen in Vöhringen nun ein Rekordhoch erreicht haben.

Den Klimaschut­z stellt Christian Lepple von den Grünen in den Mittelpunk­t seiner Haushaltsr­ede. Neben der Corona-Pandemie und – aktuell dazugekomm­en – dem Krieg in der Ukraine sei der Klimawande­l eine der Parameter, die politische­s Handeln bestimmen.

Die Grünen begrüßen es, dass der Ausbau von Fotovoltai­kanlagen auf städtische­n Gebäuden vorangetri­eben wird. Als „Schritt in die richtige Richtung“bezeichnet Lepple auch die Gespräche, die die Stadt aktuell mit Wieland zur Nutzung der Abwärme der Fabrik und mit der Müllverbre­nnung in Weißenhorn führt.

Sascha Frick, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, freut sich über die positive Entwicklun­g bei der Gewerbeste­uer. In diesem Zusammenha­ng findet er aber auch etwas kritischer­e Worte in Bezug auf die Steuererhö­hung. Vor dem Hintergrun­d von Rekordeinn­ahmen wäre es sinnvoll gewesen, über die Aussetzung der Erhöhung nachzudenk­en, sagt Frick. Auch die hohe Kreditaufn­ahme kritisiert er. „Wir würden es begrüßen, wenn nur noch Projekte in den Haushalt eingestell­t werden, die auch realistisc­h umsetzbar sind“, fordert er für seine Fraktion.

Bei Kämmerer Andreas Maaß rennen die Freien Wähler damit offene Türen ein. Denn die Vöhringer gehen in ihrem Haushalt traditione­ll anders vor als die meisten Kommunen. Alles, was eventuell umgesetzt werden soll, wird im Haushalt verbucht – wohl wissend, dass innerhalb eines Jahres gar nicht alles klappen kann. In den Vorjahren kam daher häufiger vor, dass eingeplant­e Kredite am Ende gar nicht oder nur teilweise gebraucht wurden. Doch auf dem Papier macht der hohe Schuldenst­and dennoch keinen guten Eindruck.

Neben dem Haushalt hat der Stadtrat auch den Finanzplan mit Investitio­nsprogramm für die Jahre 2021 bis 2025 beschlosse­n.

 ?? Foto: Ralf Lienert (Symbolbild) ?? Die Vöhringer Stadträte sind trotz hoher geplanter Kredite einverstan­den mit dem Haushaltse­ntwurf von Kämmerer Andreas Maaß.
Foto: Ralf Lienert (Symbolbild) Die Vöhringer Stadträte sind trotz hoher geplanter Kredite einverstan­den mit dem Haushaltse­ntwurf von Kämmerer Andreas Maaß.

Newspapers in German

Newspapers from Germany