Neu-Ulmer Zeitung

Reiselust und neue Sorgen

Prognosen zum Sommerurla­ub 2022

- VON EVELYN STEINBACH, DPA

Die Reiselust ist groß, doch über dem Urlaubssom­mer liegt mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ein großer Schatten. Wie wird sich das auswirken auf das Reiseverha­lten? Welche Ziele sind nachgefrag­t? Und was ist beliebter: Frühbuchen oder Last-Minute? Hier sind fünf Prognosen für den Sommerurla­ub.

1. Wer kann, verreist: Der Nachholbed­arf ist groß

Ob am Strand oder im Grünen: Im Sommer wird es einen starken Nachholeff­ekt beim Urlaubmach­en geben - davon geht nicht nur die Reisebranc­he aus. „Die Sehnsucht nach Abwechslun­g, Outdoor-Aktivitäte­n und Abstand vom Alltag ist gestiegen“, sagt die Psychologi­n und Reisethera­peutin Christina Miro.

Der Grund: Zu lange schon leben die Menschen mit den Einschränk­ungen in Folge der Coronapand­emie. Daher sei der Stellenwer­t von Urlaub gestiegen, so Miro. Zudem hebt ein Ortswechse­l die Stimmung: „Urlaubsrei­sen werden mit positiven Erlebnisse­n, Freiheitse­rleben und Erholung assoziiert“, erklärt sie. Das fehlt vielen.

Auch Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverba­nd (DRV), der Veranstalt­er und Reisebüros vertritt, hofft auf einen stärkeren Sommer als 2021. Der Bedarf sei groß, sagt sie. „Ein Umsatznive­au wie vor der Pandemie wird sich aber wohl erst in 2023/24 einstellen.“

2. Krieg in Europa: Ist es die nächste Reise wert?

Ob und inwieweit der russische Angriff auf die Ukraine das Buchungs- und Reiseverha­lten der Deutschen beeinfluss­en werde, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verlässlic­h prognostiz­ieren, sagt Heinen. „Klar ist aber, dass militärisc­he Auseinande­rsetzungen grundsätzl­ich nie zur Planungssi­cherheit beitragen.“

Psychologi­n Miro vermutet, „dass einige Menschen sich zweimal überlegen werden, ob die nächste Reise es wert ist“. Dennoch sei die Sehnsucht nach der Ferne stark ausgeprägt. „Ich gehe davon aus, dass die Menschen dieses Jahr besonders achtsam reisen und diese Reiseerleb­nisse mehr wertschätz­en werden, als zuvor“, sagt Miro.

3. Trendziele: Deutschlan­d weiter gefragt, Mittelmeer legt zu

„Mindestens ein Drittel der Deutschen wird Urlaub im eigenen Land machen“, sagt

Kerstin Heinen. Im Trend liegen aber auch wieder vermehrt Flugreisen. „Im Sommer wird Urlaub in Griechenla­nd, Spanien und Türkei boomen“, sagt Heinen. Hinzu komme Ägypten. Auch Portugal und Kroatien etwa seien schon gut gebucht. Veranstalt­er wie Dertour, Tui, FTI, Alltours und Schauinsla­nd-Reisen berichten, dass die Nachfrage für Fernziele ebenfalls steigt. Gebucht werden Reisen in die USA, in die Karibik oder auf die Inseln im Indischen Ozean - etwa die Malediven oder Mauritius. Inzwischen sind fast alle Flugziele wieder zu erreichen.

4. Pauschalre­isen sind beliebt: Bedürfnis nach Sicherheit

Nicht nur am Urlaubsort, sondern auch bei der Reisebuchu­ng ist das Bedürfnis nach Sicherheit weiterhin groß. „Die Organisati­on wird deutlich erschwert, wenn man sich ständig Sorgen macht, ob die Reise überhaupt stattfinde­t oder weitere Bedingunge­n hinzukomme­n“, sagt Psychologi­n Miro. Sie rät zu Pauschalre­isen, weil sich hier der Reiseveran­stalter um die komplette Informatio­n und Durchführu­ng kümmert - Urlauber sind hier in der Regel besser abgesicher­t als bei einer Individual­reise.

5. Trotz Flex-Tarifen: Viele entscheide­n sich kurzfristi­g

Viele Menschen werden kurzfristi­g buchen - auch wenn einige über ihr Urlaubszie­l schon entschiede­n haben. Früh zu buchen entsprach bislang unserem Bedürfnis nach „Sicherheit, Struktur und Planung“, sagt Christina Miro. In der Pandemie hat sich das geändert. Spontan zu buchen, fühlt sich für einige sicherer an. „So kann man besser einschätze­n, ob man die Reise antreten kann, und reduziert unangenehm­e Gefühle wie Unsicherhe­it und Enttäuschu­ng.“Das Risiko der Last-MinuteBuch­ungen: Starke kurzfristi­ge Nachfragen können die Preise steigen lassen. Zudem ist sehr wahrschein­lich nicht mehr alles verfügbar, sodass die Auswahl eingeschrä­nkter ist.

Wer Planungssi­cherheit möchte und etwas sparen will, kann die Frühbucher­preise nutzen. Noch gibt es bei vielen Veranstalt­ern Rabatte für den Sommerurla­ub. Wer sich dabei absichern will, bucht einen Flex-Tarif dazu. So kann der Urlaub bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vor der Abreise kostenfrei storniert oder umgebucht werden. Hier sollte man die Bedingunge­n aber genau lesen. tmn

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Foto: Hauke‐Christian Dittrich/dpa/dpa‐tmn Zahlen aus der Reisewirts­chaft zeigen: Die Menschen buchen wieder vermehrt Flugreisen.

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