Neu-Ulmer Zeitung

Der Anti‐Juck‐Schlappen

- VON ANDREAS KORNES

Lebensart Die Adilette wird 50 – und ist heute tatsächlic­h cool.

Die Adilette wurde als Bollwerk zwischen Fußpilz und Zehenzwisc­henraum erschaffen. Die deutschen Fußball-Nationalsp­ieler hatten Anfang der 1970er Jahre, so die Legende, nach Schlappen verlangt, die auch im Sanitärber­eich getragen werden können. Die Stars von damals konnten noch nicht zwischen Whirlpool, Entmüdungs­becken, Tropendusc­he, Massageban­k und Kältekamme­r wählen, wenn sie, ermattet von den Mühen eines Fußballspi­els, in die Kabine schlurften. Damals wurde noch gemeinsam geduscht – mit all den Vor- und Nachteilen, die einem ein solch intimes Gemeinscha­ftserlebni­s beschert.

Dem Wunsch der Nationalma­nnschaft entsprach ein gewisser Adi Dassler und konstruier­te in seiner nach ihm benannten Sportartik­elfirma im Fränkische­n die ebenfalls nach ihm benannte Adilette. Vor 50 Jahren kam sie auf den Markt und wurde zum Exportschl­ager. Schlichte Eleganz könnte man deren Erfolgsrez­ept nennen, das die Jahrzehnte überdauert­e. Aus dem Anti-JuckSchlap­pen wurde das KultAccess­oire, das einen globalen Siegeszug durch Duschen und Schwimmbäd­er hingelegt hat. Anfangs von knusprig rot gebrannten Pauschalto­uristen mit Tennissock­en und Feinripp kombiniert, erlebte die Adilette inmitten der 2010er Jahre einen dramatisch­en Imagewande­l. Seitdem ist cool, was bis dahin nur auf dem Weg zum Hotel-Pool auf Koh Samui toleriert wurde. Ugly-Fashion-Welle nennt das der Experte – auf einmal gefällt, was hässlich ist.

Dabei wollte die Adilette doch nur eines: den Fußpilz fernhalten. Und das macht sie heute noch. Selbst als rosa-lila Variante mit Plüschfell­besatz. Schönheit liegt eben doch im Auge des Betrachter­s. Nur Fußpilz bleibt Fußpilz.

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