Wenn für 10.000 Geräte ein kleines Bauteil fehlt
Hauptversammlung Die Rational AG macht nach dem Corona-Einbruch viel Boden wett. Doch zuletzt fehlten dem Ausstatter von Profiküchen wichtige Elektronikkomponenten. Da hilft es nur, Geräte teilfertig vorzumontieren.
Landsberg Manchmal kommt alles zusammen. Die weltweiten Turbulenzen haben zuletzt auch den erfolgreichen Profiküchen-Ausstatter Rational aus Landsberg am Lech eingeholt, der Restaurants oder Kantinen zum Beispiel mit Kombidämpfern ausstattet. „2020 war ein besonderes Jahr, 2021 war ein besonderes Jahr und 2022 scheint es auch zu werden“, sagte RationalChef Peter Stadelmann auf der Hauptversammlung. Erst rast die Corona-Pandemie um die Welt, dann treiben Versorgungsengpässe in der Industrie die Preise auf Rekordhöhen, nun tobt in der Ukraine zum ersten Mal seit vielen Jahren ein Krieg in Europa. Das alles ist nicht spurlos an Rational vorübergegangen, die Firma sucht aber einen eigenen Weg aus dem Tal.
Nach langen Jahren stetigen Wachstums hatte vor allem die Corona-Krise Rational getroffen. Restaurants mussten zeitweise schließen, Küchenausstattung war da weniger gefragt. Mit den sinkenden Infektionszahlen im Sommer 2021 besserte sich die Lage aber schnell. Die Menschen freuten sich, rauszugehen, im Gasthaus zu essen und etwas gemeinsam zu trinken. In
Landsberg beendete Rational die Kurzarbeit, die Aufträge sprudelten wieder. Im Herbst aber kam ein anderes Problem auf: Weltweit waren Elektronikkomponenten, vor allem Chips, knapp. Rational fehlten plötzlich wichtige Teile. Der Schweizer Unternehmenschef kennt die problematischen Komponenten genau: zum einen die Steuerrechner, bekannt als CPU, die in den Küchengeräten stecken, zum anderen fehlte das Input/Outboard-Board in großer Zahl. „Diese Teile bestehen ihrerseits aus rund 1000 Komponenten, die in Europa endmontiert werden, aber häufig aus Asien stammen“, sagte Stadelmann. „Wenn eines fehlt, geht es nicht.“Da China weiter verbissen gegen Corona vorgeht und der Hafen in Shanghai geschlossen ist, macht man sich bei Rational darauf gefasst, dass die Situation auch dieses Jahr schwierig bleibt.
Rational hat einen eigenen Weg gefunden, mit dem Mangel umzugehen: Die Küchengeräte werden bis auf die fehlenden Teile montiert, dann erst einmal eingelagert und später, wenn Nachschub kommt, komplettiert. In Landsberg war man dabei froh, 2021 eben erst ein neues Versandzentrum mit 10.000 Quadratmetern Fläche fertiggestellt zu haben. Dort konnten die nicht ganz fertigen Geräte warten. Rund 10.000 Rational-Geräte stehen – bis auf die fehlenden Teile – zur Endmontage und Auslieferung im Schnitt bereit. Um die längeren Lieferzeiten zu kompensieren, hat Rational auch begonnen, vormontierte Geräte in Überseelager auszuliefern. Sind die elektronischen Bauteile dann verfügbar, werden sie per Luftfracht nachgeliefert und von lokalen Fachleuten eingebaut.
Bei Rational ist man deshalb optimistisch: Bereits 2021 wuchs der Umsatz um 20 Prozent auf rund 780 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um rund 50 Prozent auf 160 Millionen Euro. Auch in den kommenden Monaten will Rational zum Wachstumskurs zurückkehren: „Wir sind sehr gut ins neue Jahr gestartet, die Nachfrage hält an“, sagte Stadelmann und erwartet, den Umsatz 2022 um zehn bis 15 Prozent steigern zu können.
Das Geschäft mit der Ukraine und Russland hat Rational angesichts des Krieges weitgehend eingestellt. Beides zusammen mache rund drei Prozent des Umsatzes aus, sagte Stadelmann. In Russland hat Rational 40 Mitarbeitende, in der Ukraine sechs. Er sei „erleichtert“, dass man die ukrainischen Familien in Polen in Sicherheit habe bringen können. Investiert wird an anderer Stelle: In Wittenheim im Elsass baut Rational ein neues Produktionsgebäude, dazu ein Trainingscenter und Büros. Läuft alles nach Plan, soll dort 2023 die Produktion starten. Den Ausbau des neuen Verwaltungsgebäudes in Landsberg hatte Rational wegen der HomeofficePhase in der Corona-Zeit verschoben, dieses Jahr sollen die Flächen fertiggestellt werden.
Die Aktionärinnen und Aktionäre erhalten 7,50 Euro Dividende pro Aktie, dazu kommt eine Sonderdividende von 2,50 Euro. Der Aktienkurs hatte zuletzt aber gelitten: Vom Hoch Mitte 2021 bei über 1000 Euro ist er auf rund 560 Euro am Mittwoch gefallen. Finanzchef Jörg Walter machte dafür allgemeine Kurskorrekturen an den Börsen verantwortlich.
Langfristig sieht das Unternehmen jedoch große Wachstumschancen: Menschen weltweit verpflegen sich zunehmend außer Haus, Köchinnen und Köche sind aber knapp. „In England sucht man im Schnitt fünf Monate nach einem Koch“, meinte Stadelmann. Die Geräte des Unternehmens helfen hier: Sie könnten viele Vorgänge in den Küchen übernehmen und fehlende Fachkräfte ersetzen.