Neu-Ulmer Zeitung

Blühende Landschaft­en

- VON FLORIAN EISELE

Fußball Werder und Kaiserslau­tern, Schalke und Braunschwe­ig: Traditions­vereine hatten es lange schwer. In dieser Saison scheint das anders zu sein, aus den Krisenklub­s wurden Aufstiegsa­spiranten. Das hat unterschie­dliche Gründe.

Augsburg Die Zeiten für Traditions­klubs waren zuletzt schlecht: Mit dem Hamburger SV stieg 2018 das letzte Gründungsm­itglied aus der Bundesliga ab. Der 1. FC Kaiserslau­tern meldete als ehemaliger deutscher Meister Insolvenz in Liga drei an. Und im vergangene­n Jahr mussten die vermeintli­chen Dauer-Erstligist­en Schalke und Bremen in die zweite Liga. Der Frühling des Jahres 2022 lässt aber die Hoffnungen bei den Anhängern vieler einstmals großer Vereine wieder blühen – und das quer durch die Republik.

Zugegeben: Bei Werder Bremen und dem FC Schalke 04, den beiden Bundesliga­absteigern der vergangene­n Saison, war die Chance auf eine Rückkehr in die Beletage vor der Saison relativ groß. Schließlic­h weisen die langjährig­en ErstligaSc­hwergewich­te den größten Etat im Unterhaus auf. Aber auch sonst ist das zuletzt arg strapazier­te Verhältnis zwischen den Fans und ihren Klubs in dieser Saison besser geworden. Bei Bremen geht es bergauf, seit Trainer Ole Werner von Markus Anfang übernommen hat, der wegen eines gefälschte­n Impfpasses gehen musste.

Beim FC Schalke sind nun nicht nur der ungeliebte Dauer-Mäzen Tönnies, sondern auch Trikotspon­sor Gazprom nicht mehr an Bord. Als Trainer hat Eurofighte­r Michael Büskens bis Saisonende übernommen. Soll heißen: Einige atmosphäri­sche Probleme gibt es nicht mehr. Die Schalke-Fans sorgten kürzlich zum Spitzenspi­el der Schalker gegen Bremen für ein ausverkauf­tes Stadion – und feierten ihr Team selbst nach der krachenden 1:4-Niederlage noch. Aktuell hat Schalke als Zweitligae­rster beste Chancen auf den Aufstieg, während Bremen hinter dem ebenfalls wieder erstarkten SV Darmstadt 98 derzeit als Dritter in die Relegation müsste. Dahinter haben mit dem HSV und St. Pauli zwei Hamburger Klubs Chancen – und das, obwohl der HSV sich schon fast aus dem Aufstiegsr­ennen verabschie­det zu haben schien.

Auch ein Verein aus der Region hat noch gute Chancen, über 20 Jahre nach dem Zwangsabst­ieg aus der zweiten Liga in die Verbandsli­ga Baden-Württember­g bald wieder in einer Profi-Liga zu spielen: Der SSV Ulm steht derzeit auf Rang zwei der Regionalli­ga Südwest und hat zwei Spieltage vor Schluss zwei Punkte Rückstand auf Tabellenfü­hrer Elversberg. Nur Platz eins berechtigt zum Aufstieg in Liga 3, doch das scheint noch möglich. Woran es liegt, dass es bei den Spatzen auf einmal dauerhaft gut läuft? In diesem Zusammenha­ng fällt vor allem ein Name: Thomas Wörle.

Der Krumbacher, der zuletzt die Frauenmann­schaft des FC Bayern München betreut hatte, brachte die Mannschaft auf Kurs. Der derzeit verletzte Torjäger Tobias Rühle schwärmt in den höchsten Tönen von dem Ex-Profi und sagt: „Er ist fachlich überragend und menschlich eine echte Ausnahmeer­scheinung.“Wörle habe aus den verschiede­nen Charakterk­öpfen eine unzertrenn­liche Einheit geformt. Auch wenn es in diesem Jahr noch nicht klappen sollte mit dem Aufstieg: Die Spatzen locken wieder Zuschauer ins Donaustadi­on. Zuletzt kamen über 3500 Besucher, um sich die Spiele anzusehen. Und der Drei-JahresPlan sieht den Aufstieg ohnehin erst für die kommende Saison vor.

Anders sieht es beim 1. FC Kai‐ serslauter­n aus: Die Rückkehr in die zweite Liga soll am besten jetzt gelingen. Dafür sind die Pfälzer in Vorleistun­g gegangen und haben im Winter Stürmer Terence Boyd aus Halle verpflicht­et. Das ist teuer, aber weit entfernt vom finanziell­en Harakiri der vergangene­n Jahre. Ende 2020 hatte der vierfache deutsche Meister Insolvenz anmelden müssen und wird seither vor allem durch die Saar-Pfalz-Invest GmbH (SPI) von fünf regionalen saarländis­ch-pfälzische­n Unternehme­rn finanziell getragen. Die SPI hat für elf Millionen Euro 33 Prozent des Kapitals erworben. Vor kurzem kam noch ein neuer Geldgeber hinzu: Eine Investoren­gruppe um die Pacific Media Group (PMI) beteiligte sich mit einem Anteil von knapp unter zehn Prozent. Finanziell ist der FCK nun endlich solide, während es unter Trainer Marco Antwerpen sportlich Schritt für Schritt nach oben ging. Der ehemalige Würzburg-Coach lotste Spieler wie FCA-Leihgabe Felix Götze oder Mike Wunderlich in die Pfalz. Lange schien der direkte Aufstieg hinter dem 1. FC Magdeburg möglich – nach einer Schwächeph­ase überholte aber Eintracht Braunschwe­ig den FCK. Aktuell scheint der Weg über die Relegation zu führen, hier steht Dynamo Dresden bereits als Teilnehmer fest.

Auch in den restlichen Regionalli­gen stehen bekannte Klubs oben: In Bayern ist das aber nicht die Reserve des FC Bayern, sondern die Spielverei­nigung Bayreuth, die gegen den Verfolger FCB mit einem 4:0 für klare Verhältnis­se sorgte. Im Norden steht DDR-Rekordmeis­ter Dynamo Berlin vor Relegation­sspielen gegen den VfB Oldenburg, während im Westen Rot‐Weiß Essen auf die wohl ärgerlichs­te Weise den Aufstieg verpasst: Wegen eines Böllerwurf­s wurde das Spiel gegen Preußen Münster als 0:2-Niederlage gewertet. Das kostete Essen die Tabellenfü­hrung an die Preußen, die nun wohl aufsteigen werden. rasieren, dann pfeifen, wurde ihm unmissvers­tändlich signalisie­rt.

Das erzählte der 43-Jährige jetzt der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung und dokumentie­rte den Vorfall mit Chatprotok­ollen. „Stokes erklärte mir, dass Headcoache­s und Sportdirek­toren Bärte nicht mögen und sich darüber beschweren würden“, sagte der Ausgeschlo­ssene mit Bezug auf Richard Stokes, den Schiedsric­hter-Chef der Euroleague. In Europas höchster Basketball-Klubliga kam der Referee, der in der Bundesliga über 500 Partien geleitet hat, fortan nicht mehr zum Einsatz. Ein klarer Fall von Diskrimini­erung.

Der Schiedsric­hter schaltete Juristen ein und drohte, an die Öffentlich­keit zu gehen. Es sei ihm nicht nur um ihn selbst gegangen, sondern auch darum, solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern. Sein Name ist, kein Witz: Benjamin Barth.

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Nach den sportliche­n Rodungsarb­eiten der vergangene­n Jahre scheint nun eine Ära der Renaissanc­e gekommen zu sein – und das quer durch die Republik. Unser Karikaturi­st Christoph Härringer hat das auf seine Weise verarbeite­t.

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