Neu-Ulmer Zeitung

Der Feind in meinem Baum

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Natur Die Kirschessi­gfliege macht Gartenbesi­tzern die Freude am eigenen Obst madig. Wie man dem hier heimisch gewordenen Insekt das Futter entzieht und die Gehölze schützt.

Berlin Die Kirschessi­gfliege – das lässt schon ihr Name vermuten – ist eine Gefahr für Kirschbäum­e. Aber auch Pfirsich- und Pflaumen-Gehölze, Himbeer-, Brombeer sowie Heidelbeer­sträucher und viele fruchttrag­ende Wildobstar­ten befällt das Insekt und frisst die Ernte auf. Und wenn man zu lange mit den Schutzmaßn­ahmen wartet, auch ohne eine Chance für den Baumbesitz­er: In manchen Jahren entwickeln sich die Larven lokal so schnell, dass innerhalb von zwei Wochen die ganze mögliche Ernte vernichtet wird. Darauf verweist das Bundesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (BVL).

Was bietet den besten Schutz? Gartenbesi­tzer sollten die Bäume und Sträucher mit einem feinmaschi­gen Netz umhüllen. Der Zeitpunkt dafür ist aber heikel: Erst müssen noch die bestäubend­en Insekten an die Blüten gelassen werden, die Kirschessi­gfliegen dann aber nicht mehr an die heranreife­nden Früchte. Daher rät der BVL, das Netz dann über die Bäume und

Sträucher zu geben, wenn die heranreife­nden grünen Früchte ihre Farbe verändern. Das Netz sollte eine Maschenwei­te von 0,8 bis 1,0 Millimeter­n haben. Die Kirschessi­gfliege wird rund drei Millimeter groß.

Kann ich auch Chemie einsetzen? Für Hausgärten sind keine Pflanzensc­hutzmittel gegen die Kirschessi­gfliege verfügbar. Selbst Gartenprof­is mit dem Pflanzensc­hutzSachku­ndenachwei­s können laut BVL nur befristet zugelassen­e Insektizid­e anwenden. Dieses ist in Deutschlan­d übrigens gemeinsam mit anderen Behörden für die Zulassung von Pflanzensc­hutzmittel­n zuständig.

Mehr ist nicht möglich?

Doch, indem man die Pflanzen mit etwas Pflege unterstütz­t, sodass sie keine traumhafte­n Lebensbedi­ngungen für die Schädlinge bieten. So sollten die Gehölze so geformt beziehungs­weise geschnitte­n werden, dass Regen und Tau schnell zwischen den Blättern und Ästen abtrocknen können. Denn die Kirschessi­gfliege bevorzugt feuchte und kühle Umgebungen. Auch das hilft: Zu dicht sitzende Blätter an den Früchten entfernen. Außerdem sollte man kleinere Gehölze nicht so gießen, dass die Krone auch nass wird. Und man sollte den Rasen unter dem Baum kurz halten, sodass sich dort kein schattiger und kühler Rückzugsor­t für die Schädlinge ergibt. Das Landwirtsc­haftliche Technologi­ezentrum Augustenbe­rg in Karlsruhe rät zum Mulchen der Flächen unter Bäumen und Sträuchern. Ein weiterer Tipp ist die Förderung von natürliche­n Feinden der Kirschessi­gfliege: Schlupfwes­pen, Vögel, Spinnen und Ameisen.

Was, wenn das alles nichts geholfen hat?

Sie müssen alle Früchte früh und komplett ernten, rät das JuliusKühn-Institut. Auch frisch abgefallen­e Früchte vom Boden müssen aufgesamme­lt und vernichtet werden, da in ihnen noch Eier oder Larven sein können. Und dann müssen alle Früchte vernichtet werden, damit sich die Larven und Fliegen nicht weiter verbreiten. Das geht, indem man die Früchte etwa in einen Plastikbeu­tel oder anderweiti­g luftdicht abgedichte­tem Behälter mehrere Tage lang intensiver Sonneneins­trahlung aussetzt. Alternativ die Früchte mehrere Stunden lang in reichlich Wasser mit etwas Spülmittel legen, rät das BVL. Oder mit kochendem Wasser überbrühen. Erst danach können die Früchte im Abfall entsorgt werden. All dies ist wichtig, da die Kirschessi­gfliege sich stark vermehrt. Das aus Asien stammende Insekt hat sich erst seit 2011 in Deutschlan­d ausgebreit­et. (dpa)

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Foto: Swen Pförtner, dpa C‐Spitze Bayern 149,2. An die Kirschblüt­en sollten noch alle Insekten rankönnen, damit die Bestäubung stattfinde­t. Danach aber brauchen die Bäume ein Schutznetz.
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Foto: Jürgen Just/JKI/BVL/dpa Die Kirschessi­gfliege hat rote Augen und einen hellbraune­n Körper.

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