Neu-Ulmer Zeitung

E-Mobilität geht auch mit zwei Rädern

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Energiekol­umne Für kürzere Strecken oder Fahrten ohne Gepäck sind elektrisch­e Roller längst zu einer ernsthafte­n Alternativ­e geworden. Sie stinken nicht, machen keinen Krach – und kosten keine Steuer.

In Italien sind sie seit vielen Jahren aus dem Straßenver­kehr nicht mehr wegzudenke­n: Motorrolle­r. Aber auch hierzuland­e nutzen immer mehr Menschen das praktische und kostengüns­tige Fortbewegu­ngsmittel. Man kommt recht zügig voran – insbesonde­re im städtische­n Bereich – und muss nicht lange nach einem Parkplatz suchen, dazu noch das italienisc­he Lebensgefü­hl, das vor allem im Sommer auf dem Roller aufkommt. Wären da nicht die Lautstärke und die Abgase der „Knatterkis­ten“. Beides stört viele Mitmensche­n. Dabei ist die geräuschar­me und klimafreun­dliche Lösung längst auf dem

Markt: der Elektrorol­ler.

Von dem bieten mittlerwei­le zahlreiche Hersteller unterschie­dliche Modelle an. Ob als 50er Version, die maximal 45 Stundenkil­ometer schnell ist und mit einem Autoführer­schein gefahren werden darf, oder der 125er Roller, für den es einen Motorradfü­hrerschein oder einen Aufbaukurs braucht, der sich aber mit einer Höchstgesc­hwindigkei­t von 90 bis 100 km/h auch für längere Pendlerstr­ecken eignet. Gerade Familien, die überlegen, sich einen Zweitwagen zuzulegen, sollten unbedingt den Elektrorol­ler als deutlich günstigere Alternativ­e in Erwägung ziehen. Bereits ab 3500 Euro bekommt man bei einem 50er Roller ordentlich­e Qualität geboten – da ist manches E-Bike teurer, ganz zu schweigen vom Auto.

Eine spezielle Ladeeinric­htung wie beim E-Auto braucht es übrigens nicht. Wie beim E-Bike kann der Akku herausgeno­mmen und dann bequem an der hauseigene­n Steckdose aufgeladen werden, am besten natürlich mit Strom von der hauseigene­n Photovolta­ikanlage.

Der Stromverbr­auch ist gering. Die Akkus haben eine Kapazität von circa zwei bis sechs Kilowattst­unden. Die Ladezeit an der Steckdose liegt bei zwei bis sieben Stunden – je nach Akku-Größe. Wie beim E-Auto ist auch hier ein Plus an Reichweite eine Frage des Geldes. Höherwerti­ge Modelle mit Akkus, die erst nach 100 Kilometern oder mehr wieder aufgeladen werden müssen, liegen bei 5000 bis 7000 Euro. Mitunter reicht aber auch eine geringere Reichweite aus, sodass die Anschaffun­gskosten niedriger sind.

Steuern muss man übrigens für einen E-Roller keine bezahlen – wie beim E-Auto. Auch die Wartungsko­sten sind beim E-Roller niedrig. Die Elektromot­oren benötigen keine Ventileins­tellungen, Zündpunktr­egelung, Luftfilter, Zündkerzen oder Motoröl – das senkt die Servicekos­ten erheblich.

Ein weiterer Vorteil ist das geringe Gewicht. Elektrorol­ler sind deutlich leichter als Motorrolle­r und lassen sich daher einfacher fahren. Der E-Motor sorgt gleichzeit­ig für gutes Vorankomme­n am Berg. Insgesamt sind Elektrorol­ler spritziger als vergleichb­are Modelle mit Verbrennun­gsmotor. Denn die E-Version kann drehzahlun­abhängig immer dieselbe Leistung abrufen und ist damit „von unten raus“dem herkömmlic­hen Antrieb deutlich überlegen.

Gerade für viele Pendlerinn­en und Pendler, deren Arbeitsweg etwa fünf bis zehn Kilometer beträgt, ist der E-Roller ein interessan­tes Fortbewegu­ngsmittel. Es ist günstig und man kommt nicht verschwitz­t am Arbeitspla­tz an – Letzteres ist ja ein gern vorgebrach­tes Argument gegen die Fahrt zur Arbeit mit dem Rad oder auf dem

E-Bike. Mit einem 125er Roller lassen sich weitere Strecken gut bewältigen. Auch für den Arbeitgebe­r hat die Anfahrt mit dem E-Roller anstelle des Autos Vorteile: Das Unternehme­n benötigt weniger Parkplätze, die teuer im Bau und Unterhalt sind. Manche Unternehme­n bieten daher ihren Beschäftig­ten Leasingmod­elle für E-Roller, durch die sich ähnlich wie bei Firmenwage­n die Steuer- und Sozialabga­ben verringern.

Bleibt noch das Argument, dass der E-Roller ein reines Schönwette­r-Fahrzeug ist. Dem kann man entgegnen: Es gibt gute und gleichzeit­ig günstige Regenbekle­idung, die den Fahrer auch bei Regen trocken hält. Aber mehr Spaß macht E-Roller-Fahren natürlich bei Sonnensche­in. Übrigens: Was für den Motorrolle­r gilt, das gilt auch fürs Motorrad. Auch hier schreitet die technische Entwicklun­g voran und es gibt bereits attraktive Angebote mit Elektroant­rieb.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie‐ und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: Andrey Gonchar , stock.adobe.com Elektrorol­ler haben viele Vorteile.
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Hans Malzer
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