Parkplatz in der Steingasse in Ulm bleibt ein Politikum
Verkehr Das Ulmer City Marketing und die IHK Ulm sprechen sich für die Erhaltung des Parkplatzes aus, der mit seinen anliegenden Fachgeschäften als wichtiger Anker für den Handel gilt.
Ulm Die gut 40 Parkplätze hinter dem Sporthaus Klamser an der Ulmer Frauenstraße bewegen seit Längerem die Gemüter. Weil sich Anwohnerinnen und Anwohner wie berichtet über Treffen der Poser- und Tuning-Szene beklagt hatten, hat die Stadt Ulm den Parkplatz Steingasse nach dem Schwörwochenende umgebaut: Herausnehmbare Poller, eine Schranke und Bodenschwellen sollten das Ärgernis einbremsen, bis Ende Oktober wurde auch ein Revierdienst eingesetzt.
Nun macht sich die Ulmer Händlerschaft für den Erhalt des Parkplatzes stark. Der Parkplatz in der Steingasse sei zum einen für die Geschäfte an der Frauenstraße und zum anderen für die Geschäftslagen der östlichen Innenstadt selbst, wie Hafengasse, Kornhausgasse und angrenzende, von großer Bedeutung, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der Werbegemeinschaft
„Beteiligungsprozess“in der Öffentlichkeit. Darin wird dem Parkplatz „Signalwirkung für die ganze östliche Innenstadt und darüber hinaus“zugeschrieben.
„Die Geschäfte in der Frauenstraße sind extrem wichtige Frequenzbringer für die anliegenden Gassen“, sagt Josef Röll, Handelsexperte der IHK Ulm. Der Facheinzelhandel, der sich in der Vergangenheit gemäß den Möglichkeiten seines Standorts entwickelte, habe dementsprechend seine Sortimente und Services angepasst sowie Mitarbeiter und Ausbildungsplätze darauf ausgerichtet, ergänzt Michael Klamser, Inhaber von Sport Klamser in der Frauenstraße. Eine Änderung der Gegebenheiten wäre für diese Geschäfte fatal.
Die Kundinnen und Kunden der anliegenden Geschäfte nutzen aufgrund deren Sortimente wie zum Beispiel größere Elektro- und Sportgeräte sowie Musikinstrumente die einfach erreichbaren Parkplätze der Steingasse in der Nähe. Darüber hinaus seien die Parkplätze für die anliegenden Kliniken und Ärzte für eingeschränkte Menschen ein wichtiges Erreichbarkeitskriterium. Der Parkplatz Steingasse trage demnach immens zum Funktionieren des gesamten Quartiers bei und gilt nach Meinung der Händler und Händlerinnen als wichtige Säule für den Fortbestand des Handels, der in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der Pandemie massiv gelitten hat.
Um der Lärmbelästigung und dem Verschmutzungsgrad zu begegnen, schlagen die IHK Ulm und das Ulmer City Marketing eine Bewirtschaftung der Parkfläche über Schranken und Parkscheine von 9 bis 20 Uhr sowie eine Integration der Parkfläche in das neue Parkleitsystem der Stadt Ulm vor. Es gibt auch andere Stimmen: Der Verein Leben in der Stadt (Leise) schlug der Stadtverwaltung schriftlich vor, den Parkplatz zu schließen und in eine Grünfläche umzuwandeln. Die Ulmer Stadtverwaltung sprach im November vergangenen Jahres von „Verkehrszahlen im niedrigen Bereich“: Eine Verkehrszählung im Herbst 2021 ergab weniger als 1000 Autos am Tag, was einer sehr geringen Verkehrsbelastung entspreche.
Ein neuer Stadtgarten in der Steingasse würde laut einer Beschlussvorlage aus dem vergangenen Jahr als weiteres „grünes Zimmer“gut in das Konzept der Ulmer Stadtgärten passen und könnte einen historischen Bezug zur Situation des Klostergartens in reichsstädtischer Zeit herstellen. Eine Kompromisslösung könnte die Kombination aus Parkplatz und Stadtgarten.
Die Stadtverwaltung jedenfalls hat vier Vorschläge erarbeitet, wie es auf dem Parkplatz weitergehen kann. Nun wird von der Stadtverwaltung die öffentliche Diskussion gesucht („Beteiligungsprozess“), bevor der Ulmer Gemeinderat irgendwann entscheiden muss.