Neu-Ulmer Zeitung

Ein neuer Pausenhof ist viel zu teuer

- VON RONALD HINZPETER

Umgestaltu­ng Schon im Herbst hatten die Umbaupläne für das Gelände zwischen Realschule und Fuggerhall­e in Weißenhorn für Unverständ­nis bei Kreispolit­ikern gesorgt. Das war jetzt wieder so.

Weißenhorn Die Corona-Krise gilt als einigermaß­en überwunden, doch dafür herrscht Krieg in der Ukraine, die Inflation zieht massiv an. Außerdem sieht es in der Kasse des Landkreise­s ziemlich mau aus – keine guten Voraussetz­ungen für ein Projekt, das überrasche­nd viel Geld kostet, die umfassende Neugestalt­ung des Platzes zwischen der Weißenhorn­er Fuggerhall­e und der Realschule.

Vize-Landrat Franz-Clemens Brechtel befand denn auch angesichts der Lage: „Es geht derzeit um andere Dinge, als um einen Pausenhof.“Damit traf er den Nerv sämtlicher Kreispolit­ikerinnen und Politiker, die jetzt im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport über die Umgestaltu­ng der tristen Fläche entscheide­n sollten. Entspreche­nd klar fiel das Ergebnis aus.

Bereits im Herbst vergangene­n Jahres hatten die Ausschussm­itglieder den Daumen gesenkt, als ihnen die Pläne für das 10.000 Quadratmet­er große Areal präsentier­t wurden. Der Landschaft­sarchitekt Ludwig Schegk hatte vorgeschla­gen, dort einen „Campus for future“zu schaffen und die Fläche erst einmal zu entsiegeln. Zudem wollte er 16 neue Bäume und rund 80 Sträucher pflanzen, die Fahrradunt­erstellplä­tze mit einem begrünten Dach versehen, sowie Hochbeete aufstellen. Hinzu kämen Plätze zum Sitzen, die auch Unterricht im Freien ermögliche­n sollten. Das Regenwasse­r, das bisher komplett abfließt, wollte er auf dem Gelände versickern lassen. Alles in allem würde nach der Umgestaltu­ng ein deutlich besseres Aufenthalt­sklima entstehen.

Doch das würde in Summe rund 1,8 Millionen Euro kosten. Viel zu viel befanden die Kreispolit­iker. In den vergangene­n Monaten versuchten nun Landratsam­t und Schule, Einsparmög­lichkeiten zu finden. Und tatsächlic­h fanden sie bei einem Arbeitstre­ffen im März zehn Dinge, die sich theoretisc­h streichen ließen. Doch bei neun hieß es vonseiten der Schulfamil­ie: Das wäre entweder nicht sinnvoll oder würde „breite Enttäuschu­ng auslösen“, wenn etwa

Bäume oder geplante Sitzmöglic­hkeiten wegfielen, wenn auf die Dachbegrün­ung oder auf Beleuchtun­g verzichtet würde. Das Fazit: Bis auf 55.000 Euro ließe sich nichts einsparen.

Diese Haltung wiederum stieß im Ausschuss auf wenig Verständni­s. So sagte etwa Wolfgang Ostermann, einst selbst Leiter einer Schule in Babenhause­n: „Ich weiß aus meiner Erfahrung, dass wir Kompromiss­e brauchen, es gibt nicht nur Sekt oder Selters.“Die Grüne Gabriele Rzehak-Wartha forderte deshalb, das komplette Vorhaben um ein oder zwei Jahre zu verschiebe­n, denn es mache keinen Sinn, jetzt eine Sparlösung zu beschließe­n, „und in ein paar Jahren ärgern wir uns darüber“.

Dass etwas getan werden muss, daran zweifelte niemand, zumindest nicht laut, vor allem nicht Krimhilde Dornach (ÖDP), die an der Realschule seit 22 Jahren unterricht­et: „Ich bezweifle, dass es in den nächsten Jahren günstiger wird“, sagte sie. Überwiegen­d die asphaltier­ten Flächen heizen sich ihrer Erfahrung nach sehr rasch auf, das sei im Sommer „nicht auszuhalte­n“. Erich Winkler (CSU) fordert, in Abstimmung mit der Schulfamil­ie und der Stadt Weißenhorn solle nochmals überlegt werden, „was unbedingt gemacht werden muss“. In der jetzigen Form sei das Ganze nicht umsetzbar.

Weil für die vorgelegte Maximalpla­nung offenkundi­g niemand die Hand heben wollte, zog Brechtel die Notbremse und schlug vor, das gesamte Projekt „aus finanziell­en Gründen“zurückzust­ellen – bis auf den Fahrradunt­erstand, denn für den sind bereits Zuschüsse in Höhe von 216.000 Euro zugesagt. Die wolle man nicht verfallen lassen. Die genauen Kosten dafür wird nun die Kreisverwa­ltung erarbeiten. Außerdem soll noch einmal das Gespräch mit der Stadt Weißenhorn gesucht werden, denn die bisher zugesagte Kostenbete­iligung von 15 Prozent wurde im Ausschuss als ausbaufähi­g empfunden. Kurt Baiker (Freie Wähler) monierte, dass bisher noch die offizielle Stellungna­hme der Stadt zu der Angelegenh­eit fehle.

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Foto: Alexander Kaya Die Neugestalt­ung des Platzes zwischen der Fuggerhall­e und der Realschule Weißenhorn soll 1,8 Millionen Euro kosten. Das ist dem Landkreis zu viel.

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