Ein neuer Pausenhof ist viel zu teuer
Umgestaltung Schon im Herbst hatten die Umbaupläne für das Gelände zwischen Realschule und Fuggerhalle in Weißenhorn für Unverständnis bei Kreispolitikern gesorgt. Das war jetzt wieder so.
Weißenhorn Die Corona-Krise gilt als einigermaßen überwunden, doch dafür herrscht Krieg in der Ukraine, die Inflation zieht massiv an. Außerdem sieht es in der Kasse des Landkreises ziemlich mau aus – keine guten Voraussetzungen für ein Projekt, das überraschend viel Geld kostet, die umfassende Neugestaltung des Platzes zwischen der Weißenhorner Fuggerhalle und der Realschule.
Vize-Landrat Franz-Clemens Brechtel befand denn auch angesichts der Lage: „Es geht derzeit um andere Dinge, als um einen Pausenhof.“Damit traf er den Nerv sämtlicher Kreispolitikerinnen und Politiker, die jetzt im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport über die Umgestaltung der tristen Fläche entscheiden sollten. Entsprechend klar fiel das Ergebnis aus.
Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatten die Ausschussmitglieder den Daumen gesenkt, als ihnen die Pläne für das 10.000 Quadratmeter große Areal präsentiert wurden. Der Landschaftsarchitekt Ludwig Schegk hatte vorgeschlagen, dort einen „Campus for future“zu schaffen und die Fläche erst einmal zu entsiegeln. Zudem wollte er 16 neue Bäume und rund 80 Sträucher pflanzen, die Fahrradunterstellplätze mit einem begrünten Dach versehen, sowie Hochbeete aufstellen. Hinzu kämen Plätze zum Sitzen, die auch Unterricht im Freien ermöglichen sollten. Das Regenwasser, das bisher komplett abfließt, wollte er auf dem Gelände versickern lassen. Alles in allem würde nach der Umgestaltung ein deutlich besseres Aufenthaltsklima entstehen.
Doch das würde in Summe rund 1,8 Millionen Euro kosten. Viel zu viel befanden die Kreispolitiker. In den vergangenen Monaten versuchten nun Landratsamt und Schule, Einsparmöglichkeiten zu finden. Und tatsächlich fanden sie bei einem Arbeitstreffen im März zehn Dinge, die sich theoretisch streichen ließen. Doch bei neun hieß es vonseiten der Schulfamilie: Das wäre entweder nicht sinnvoll oder würde „breite Enttäuschung auslösen“, wenn etwa
Bäume oder geplante Sitzmöglichkeiten wegfielen, wenn auf die Dachbegrünung oder auf Beleuchtung verzichtet würde. Das Fazit: Bis auf 55.000 Euro ließe sich nichts einsparen.
Diese Haltung wiederum stieß im Ausschuss auf wenig Verständnis. So sagte etwa Wolfgang Ostermann, einst selbst Leiter einer Schule in Babenhausen: „Ich weiß aus meiner Erfahrung, dass wir Kompromisse brauchen, es gibt nicht nur Sekt oder Selters.“Die Grüne Gabriele Rzehak-Wartha forderte deshalb, das komplette Vorhaben um ein oder zwei Jahre zu verschieben, denn es mache keinen Sinn, jetzt eine Sparlösung zu beschließen, „und in ein paar Jahren ärgern wir uns darüber“.
Dass etwas getan werden muss, daran zweifelte niemand, zumindest nicht laut, vor allem nicht Krimhilde Dornach (ÖDP), die an der Realschule seit 22 Jahren unterrichtet: „Ich bezweifle, dass es in den nächsten Jahren günstiger wird“, sagte sie. Überwiegend die asphaltierten Flächen heizen sich ihrer Erfahrung nach sehr rasch auf, das sei im Sommer „nicht auszuhalten“. Erich Winkler (CSU) fordert, in Abstimmung mit der Schulfamilie und der Stadt Weißenhorn solle nochmals überlegt werden, „was unbedingt gemacht werden muss“. In der jetzigen Form sei das Ganze nicht umsetzbar.
Weil für die vorgelegte Maximalplanung offenkundig niemand die Hand heben wollte, zog Brechtel die Notbremse und schlug vor, das gesamte Projekt „aus finanziellen Gründen“zurückzustellen – bis auf den Fahrradunterstand, denn für den sind bereits Zuschüsse in Höhe von 216.000 Euro zugesagt. Die wolle man nicht verfallen lassen. Die genauen Kosten dafür wird nun die Kreisverwaltung erarbeiten. Außerdem soll noch einmal das Gespräch mit der Stadt Weißenhorn gesucht werden, denn die bisher zugesagte Kostenbeteiligung von 15 Prozent wurde im Ausschuss als ausbaufähig empfunden. Kurt Baiker (Freie Wähler) monierte, dass bisher noch die offizielle Stellungnahme der Stadt zu der Angelegenheit fehle.
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