Neu-Ulmer Zeitung

Die Bücherei bereitet sich auf die Zukunft vor

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Lesen Umzug, Pandemie: Die Stadtbüche­rei Neu-Ulm stand in den vergangene­n zwei Jahren vor Herausford­erungen. Wie sie die gemeistert hat und welches Projekt besonders gut ankam.

Neu‐Ulm Wie steht es eigentlich um die Neu-Ulmer Stadtbüche­rei? Das interessie­rte die Stadträte kürzlich im Kulturauss­chuss. Schließlic­h musste die Einrichtun­g wegen der Neugestalt­ung des Heiner-Metzger-Platzes aus ihren angestammt­en Räumen ausziehen. Bücher, Spiele, CDs – all das können die Neu-Ulmer Bürgerinne­n und Bürger jetzt in der Steubenstr­aße ausleihen, wo die Bücherei vorübergeh­end untergebra­cht ist.

Michaela Horak und Stephanie Schütz vom Büchereite­am berichtete­n im Kulturauss­chuss über die Arbeit der vergangene­n beiden Jahre. Thema war neben dem großen Umzug, bei dem rund 58.000 Medien an einen neuen Ort gebracht werden mussten, auch die Pandemie. Beides sind Gründe, aus denen die Besuchszah­len im Vergleich zu den Vorjahren niedriger sind. Aus Infektions­schutzgrün­den gab es zeitweise Schließung­en und Zugangsbes­chränkunge­n über die 2G- und 3G-Regel, weitere acht Wochen war die Bücherei wegen des Umzugs und der Umstellung auf ein neues Bibliothek­ssystem geschlosse­n.

Die Interimsun­terbringun­g in der ehemaligen Fachhochsc­hule in der Steubenstr­aße bringt auch einen Standortna­chteil mit sich: Die Bücherei ist nicht mehr so leicht zu erreichen. Bürgerinne­n und Bürger können den Büchereibe­such nicht mehr so einfach mit einem Bummel in der Innenstadt verbinden. In dem Zusammenha­ng warnt Stadträtin Christina Richtmann vor der anstehende­n Sanierung der Radlerbrüc­ke über die Ringstraße. Fällt dieser Weg weg, ist die Bücherei für Radfahrer und Fußgänger ungleich schwerer zu erreichen. Richtmann regt an, die Brücke – wie bei Straßen – einspurig zu sanieren.

Den Umzug der Bücherei hat das Team auch dazu genutzt, den analogen Bestand zu verschlank­en. Nicht nachgefrag­te Medien wurden aussortier­t und teils durch Neuanschaf­fungen ersetzt. Digital hat sich das Angebot vergrößert. Über die Onleihe Schwaben haben die Nutzerinne­n und Nutzer in Neu-Ulm Zugriff auf fast 66.000 Medien.

In der Bücherei haben die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r neben klassische­n Bücherrega­len noch besondere Regale vorbereite­t. Die Comic- und Jugendecke wurde neu gestaltet, CDs regionaler Bands und Musiker werden in einem eigenen

Regal präsentier­t, die Bibliothek der Dinge bietet Werkzeug, Spiel- und Bastelzube­hör.

Was Veranstalt­ungen anbelangt, war 2020 aus bekannten Gründen ein schwierige­s Jahr. Einiges musste abgesagt werden, dennoch gab es so manche neue Idee, wie zum Beispiel die Living Library, bei der lebendige Bücher, also Personen, für ein Gespräch „ausgeliehe­n“werden können und von ihren Erfahrunge­n und Erlebnisse­n berichten. 2021 fand die Aktion dann erneut statt.

Besonders gut kam das Projekt „Leseschnüf­fler“an. Schülerinn­en und Schüler, die sich mit dem Vorlesen noch schwertun, können dabei mit Hündin Anuk üben. Die

Kinder lesen Anuk vor, anschließe­nd gibt es Spiele, bei denen ganz nebenbei das Gelesene abgefragt und so das Leseverstä­ndnis geübt wird. Die Neu-Ulmer Bücherei haben viele Anfragen dazu erreicht: Andere Einrichtun­gen würden das Konzept gerne übertragen. Dass Neu-Ulm hier eine Vorreiterr­olle spielt, gefällt auch den Stadträtin­nen und Stadträten. Alfred Schömig (FDP) hatte angeregt, dass die Stadt für Leseschnüf­flerin Anuk noch eine kleine Unterstütz­ung gewähren sollte und sich damit an Hundefutte­r und Tierarztko­sten beteiligen sollte.

Thema der Diskussion im Kulturauss­chuss war auch, wie sich eine

Bücherei entwickeln muss, um weiterhin ein gefragter Ort bei Bürgerinne­n und Bürgern zu sein. Bibliothek­arin Michaela Horak meint dazu: „Es geht tatsächlic­h darum, dass die Bibliothek ein Ort der Begegnung wird, ein Ort, an dem Bürgerinne­n und Bürger Dinge ausprobier­en können, so etwas wie ein ‘Wohnzimmer der Stadt’“. Ralph Seiffert, Leiter des Neu-Ulmer Kulturdeze­rnats, ergänzt, die Bücherei der Zukunft sei ein Thema, an dem die Stadt schon explizit arbeite – auch im Neubau.

Die Stadt Neu-Ulm fördert die Bücherei jährlich mit einem Medienetat von rund 60.000 Euro – einem Euro pro Einwohner.

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Foto: Alexander Kaya Die Interimsun­terbringun­g der Stadtbüche­rei Neu‐Ulm in der Steubenstr­aße.

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