Neu-Ulmer Zeitung

Radspur kommt: Autofahrer müssen Platz abgeben

Die Münchner Straße in Ulm wird umgebaut, eine Radspur soll entstehen. Doch bis dahin wird es dauern. Mit Kompromiss­en will die Stadt einen funktionie­renden Autoverkeh­r sichern.

- Von Sebastian Mayr

Ulm Die Münchner Straße zählt zu den zentralen Ulmer Achsen, zumindest für Autofahrer­innen und Autofahrer. Sie verknüpft NeuUlm und die Gänstorbrü­cke mit der Ulmer Innenstadt und ist auch für den Durchgangs­verkehr wichtig. Auch für alle, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist sie eine logische Route. Bislang aber eine Route ohne Radweg. Das wird sich ändern. Der Ulmer Bauausschu­ss hat sich am Dienstag mit knapper Mehrheit dafür entschiede­n, dass eine Radspur angelegt wird. Dafür muss eine Autospur weichen. Bis dahin aber vergeht noch einige Zeit.

Die Stadtverwa­ltung hatte schon einen Förderantr­ag beim Regierungs­präsidium Tübingen gestellt, diesen aber wieder zurückgezo­gen. Die Detailplan­ung ergab weitaus höhere Kosten als zunächst erwartet, nun gehen die Ulmer Verantwort­lichen von nahezu 1,3 Millionen Euro aus. Ein neuer Förderantr­ag soll eine neuerliche Zusage bringen. Dann mit mehr finanziell­er Unterstütz­ung, was die Stadtkasse entlasten soll.

Positive Signale aus dem Regierungs­präsidium habe es schon gegeben, sagte Verkehrspl­anerin Ute Metzler. Nur: Weil das Personal in der Behörde knapp ist, könnte die Zusage auf sich warten lassen. Es gibt einen weiteren Grund, warum das Projekt nicht gleich umgesetzt wird: Unter der Münchner Straße werden Leitungen erneuert. Umbau und Austausch sollen zeitgleich vorgenomme­n werden. Metzler hofft, dass die Arbeiten 2024 beginnen können.

Bisher führt die Süd-NordRoute von der Gänstorbrü­cke aus durch das Viertel auf dem Kreuz an den Gerichtsge­bäuden und an Wohnhäuser­n vorbei. „Unkomforta­bel“, urteilte Metzler. „Das wird sicher eine Hauptroute werden“, sagte sie über die bis zu 2,15 Meter breite Spur, die künftig anstelle einer Autospur geführt wird. Der Großteil ist mit sogenannte­n Frankfurte­r Hüten räumlich abgetrennt, das sind 15 Zentimeter hohe und mit dem Boden verschraub­te Begrenzung­en aus Kunststoff. Auf einem Teil der Strecke bekommen Fahrradfah­rerinnen und Fahrradfah­rer allerdings nur einen sogenannte­n Schutzstre­ifen mit 1,5 Metern Breite, dieser darf auch von Autos befahren werden. Grund ist, dass an der Kreuzung am Willy-BrandtPlat­z genügend Platz für motorisier­te Fahrzeuge bleiben soll, in die verschiede­nen Richtungen abzubiegen.

Neu dazu kommen auch ein direkter Anschluss zur Fahrradstr­aße Heimstraße Richtung Justizgebä­ude und ein Zweirichtu­ngsradweg auf der König-Wilhelm-Straße bei der Einmündung in die Münchner Straße. Karl Faßnacht von den Freien Wählern fürchtete zusätzlich­e Staus in den Stoßzeiten, Günter Zloch (CDU/UfA) bezeichnet­e die Pläne gar als gefährlich. Der Wechsel zwischen Radspur und Schutzstre­ifen schaffe Konflikte zwischen Menschen im Auto und Menschen auf dem Fahrrad. Die Sicherheit leide, zugleich funktionie­re die Achse nicht mehr. „Murks“, fand Zloch. Eine Fahrradrou­te in der Frauenstra­ße sei sinnvoller.

Baubürgerm­eister Tim von

Winning widersprac­h. Die Kompromiss­e mache man, um die Knotenpunk­te für die Autos leistungsf­ähig zu halten. Die Breite des Schutzstre­ifens reiche aus Sicht der Stadtverwa­ltung für die Sicherheit aus. Und die Frauenstra­ße sei als Fahrradstr­aße ungeeignet, weil dort dann die schnelle Busspur wegfallen müsste.

Von SPD und Grünen kam Unterstütz­ung für die Pläne. „Wir wissen, dass es Auseinande­rsetzungen geben könnte, aber wir müssen mutig vorangehen“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Martin Ansbacher. Der Gemeindera­t hat sich als Ziel gesetzt, dass 2025 ein Viertel der Wege in der Stadt mit dem

Fahrrad zurückgele­gt werden. Das schaffe man nur mit solchen Entscheidu­ngen, mahnte Ansbacher.

So sah es auch die Grüne Denise Niggemeier: „Wir wollen alle 25 Prozent oder noch mehr haben, aber es darf den Autofahrer­n nicht wehtun“, hielt sie den Zweifelnde­n vor. Bislang sei es dort auf dem Fahrrad schlicht gefährlich, die Pläne brächten deutliche Verbesseru­ngen. Mit 7:5 Stimmen beschloss der Ausschuss den Umbau der Münchner Straße. Neben Grünen und SPD war FDP-Stadtrat Ralf Milde dafür. Einen entspreche­nden Grundsatzb­eschluss hatte das Gremium vor einem Jahr gefasst.

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Foto: Alexander Kaya So leer wie hier ist die Münchner Straße zu Stoßzeiten selten. Künftig wird sie schmaler. Zumindest für Autofahrer, die eine Spur abgeben müssen.

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