Neu-Ulmer Zeitung

Verlässt die Bundeswehr Mali?

Frankreich hat die Mission beendet, während russische Söldner, unterstütz­t von der malischen Regierung, in die Lücke stoßen. Das Ende des deutschen Engagement­s in dem Krisenland könnte jetzt näher rücken.

- Von Simon Kaminski

Berlin Die Franzosen sind raus, die Briten wollen raus – soll jetzt auch die Bundeswehr Mali verlassen? Die von Frankreich zusammen mit Kanada und weiteren EU-Mitglieder­n im Jahr 2013 gestartete AntiTerror-Einsatz „Barkhane“in dem Krisenland in Nordwest-Afrika wurde im August 2022 beendet. Sie gilt als gescheiter­t, denn anfänglich­e Erfolge im Kampf gegen die gut ausgerüste­ten Milizen der Terrorgrup­pe Islamische­r Staat in der Sahelzone (ISGS) erwiesen sich als wenig nachhaltig. Auch die EUAusbildu­ngsmission für malische Streit- und Sicherheit­skräfte EUTM sowie die UN-Friedensmi­ssion Minusma stehen längst auf der Kippe – an beiden Einsätzen ist die Bundeswehr beteiligt. Die Frage ist allerdings wie lange noch.

Umstritten ist die Beteiligun­g der Bundeswehr mit aktuell rund 1200 Männern und Frauen in der deutschen Politik, schon seit sie 2014 begann. Doch nach der Interventi­on russischer Militärs und Einheiten der berüchtigt­en Söldner-Truppe Wagner sowie dem Abzug des militärisc­h und logistisch mit Abstand am schlagkräf­tigsten Kontingent­s der früheren

Kolonialma­cht Frankreich mehren sich die Forderunge­n, die deutschen Soldaten und Soldatinne­n abzuziehen. Zumal die malische Regierung die Arbeit ausländisc­hen Militärs zunehmend erschwert, Kritiker sagen sabotiert.

Mitte dieser Woche meldete die Nachrichte­nagentur afp, dass sich die Bundesregi­erung bereits auf einen Abzug im nächsten Jahr verständig­t habe. Der Bericht wurde jedoch am Mittwochab­end sowohl vom Auswärtige­n Amt als auch vom Verteidigu­ngsministe­rium dementiert. Es sei dazu noch keine Entscheidu­ng gefallen, hieß es. Als sicher gilt jedoch, dass die Ministerie­n Pläne für einen koordinier­ten, schrittwei­sen Abzug erarbeitet haben. Eine chaotische Flucht wie aus Afghanista­n soll sich nicht wiederhole­n.

Die Lage in Mali mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern gilt humanitär, wirtschaft­lich und politisch als äußerst instabil. Ulf Laessing, Leiter des Regionalpr­ogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), deren Hauptsitz sich in der malischen Hauptstadt Bamako befindet, spricht von einer sich „stetig verschlech­ternden Sicherheit­slage“. Daran habe auch die „russische Militärint­ervention“nichts geändert. Im Gegenteil:

„Nachdem bei Aktionen der Wagner-Söldner und der malischen Armee auch Zivilisten getötet wurden, sind die Dschihadis­ten wieder auf dem Vormarsch“, sagte Laessing per Telefon aus Bamako unserer Redaktion. Allerdings machten im Land Gerüchte die Runde, dass auch die Russen Mali verlassen wollen. Im Dezember laufe der auf ein Jahr befristete Vertrag zwischen Moskau und Bamako

aus, der die Präsenz der Russen regelt. Laessing: „Moskau macht nichts umsonst. Die malische Regierung hat aber Zahlungssc­hwierigkei­ten. Der Wunsch des Kremls, am Ertrag des Abbaus von Gold beteiligt zu werden, stößt in Bamako auf Vorbehalte.“Zudem sei Russland natürlich durch das militärisc­he Desaster im UkraineKri­eg unter Druck.

Laessing hofft auch angesichts dieser Entwicklun­g, dass Deutschlan­d nicht vorschnell entscheide­t, die Mission zu beenden. Dies würde dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin einen Triumph ermögliche­n. Viele Malier würden hoffen, dass die Deutschen bleiben, dafür müsse die Regierung in Bamako aber auch etwas tun. „Eines der Hauptprobl­eme für die Bundeswehr ist, dass die Regierung in Bamako seit dem 11. Oktober keine Aufklärung mit Drohnen mehr genehmigt. Ohne ein verlässlic­hes Lagebild wird es auf Dauer aber nicht gehen.“

An eine Wendung zum Positiven in Mali glaubt der Experte für Außenpolit­ik der Union, Roderich Kieswetter (CDU), nicht mehr. „Wir sollten abziehen“, sagte der Sicherheit­spolitiker unserer Redaktion. Nach seiner Einschätzu­ng seien die Ziele des derzeit „gefährlich­sten Einsatzes der Bundeswehr“in Mali nicht mehr erreichbar. „Eine nachhaltig­e Lösung für die Luftnahunt­erstützung wurde nach dem Abzug der französisc­hen Kampfhubsc­hrauber nicht gefunden.“Auch mangele es an der „Bereitscha­ft Malis“, die „internatio­nale Präsenz zu akzeptiere­n“.

In der Union gibt es jedoch auch ganz andere Stimmen: Der außenpolit­ische Sprecher der CDU/CSUBundest­agsfraktio­n, Jürgen Hardt, sprach sich am Donnerstag gegen einen Rückzug der Bundeswehr aus. „Es steht zu befürchten, dass andere Staaten dem Beispiel der

Bundesregi­erung folgen und Minusma seinem Auftrag dann nur noch schwer nachkommen kann“, sagte der CDU-Politiker. Auch Laessing ist davon überzeugt, dass das deutsche Kontingent „die letzte Bastion“für die Mission ist.

Kiesewette­r hingegen plädiert dafür, nach einem Abzug „Ansätze zu finden, wie wir zur Stabilität in der Sahelzone beitragen können“. Dazu gehöre „sicher auch in Zukunft eine militärisc­he Komponente“. Ohne die militärisc­hen Fähigkeite­n Frankreich­s sei das derzeit kaum möglich.

Doch das muss nicht das letzte Wort sein: Für die Sahelzone, die sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer über mehrere Staatsgren­zen erstreckt und als Rückzugsge­biet für Terrorgrup­pen gilt, hat der französisc­he Präsident Emmanuel Macron eine neue Strategie im Anti-TerrorKamp­f angekündig­t. Paris will auf befristete Militär-Missionen setzen, die auf einer breiten Partnersch­aft beruhen. Rund 3000 französisc­he Soldaten sind auch nach dem Auslaufen der „Barkhane“-Mission in Niger, Tschad und Burkina Faso stationier­t. Doch auch diese Staaten blicken, wie zuvor Mali, mit großem Misstrauen auf das französisc­he Engagement.

In Bamako gibt es Gerüchte über einen Abzug der Russen

McCarthy schwierige­r, Siege bei Abstimmung­en zu erzielen. Er braucht für Initiative­n die Stimmen sowohl gemäßigter Republikan­er als auch Trump-Getreuer. Unklar bleibt, wie Trumps Ankündigun­g, ins Rennen um eine zweite Amtszeit zu gehen, die Dynamik bei den Republikan­ern beeinfluss­t.

Biden betonte in einem Glückwunsc­h-Schreiben an McCarthy, er sei bereit, mit den Republikan­ern im Abgeordnet­enhaus zu arbeiten, „um Ergebnisse für arbeitende Familien zu erreichen“. Die Wahl habe gezeigt, dass Menschen die politische Gewalt und Trumps Behauptung, ihm sei der Wahlsieg gestohlen worden, ablehnten.

McCarthy wurde diese Woche zwar als Anführer der Republikan­er in der Kammer bestätigt. Er bekam aber nur 188 Stimmen, während 31 republikan­ische Abgeordnet­e für den rechten Herausford­erer Andy Biggs stimmten. Um Pelosi im Januar als Chef der Kammer abzulösen, braucht McCarthy die Mehrheit der gesamten Parlaments­kammer. Der Posten ist die Nummer drei in der politische­n Rangfolge der USA, nach Präsidente­nund Vizepräsid­entenamt.

Mit der Mehrheit im Senat können Demokraten Initiative­n von Republikan­ern aus dem Repräsenta­ntenhaus stoppen. Die Republikan­er drohen aber damit, parlamenta­rische Untersuchu­ngen gegen Demokraten anzustoßen: zur Lage an der Grenze zu Mexiko, zur FBI-Durchsuchu­ng bei Donald Trump und zu Geschäften von Bidens Sohn Hunter. (dpa)

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Foto: Arne Immanuel Bänsch, dpa Vor dem Abflug? Deutsche Soldaten in der malischen Stadt Gao. Die Politik debattiert über ein Ende des Auslandsei­nsatzes.

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