Neu-Ulmer Zeitung

„Wahnsinn, was zusammenge­kommen ist“

Der Trainer des FC Augsburg zieht eine Bilanz über sein erstes halbes Jahr in der Bundesliga: über das Verletzung­spech, den Videoschie­dsrichter, die Flut an Gelben Karten sowie eine große Schwachste­lle des FCA.

- Interview: Robert Götz und Florian Eisele

Herr Maaßen, sehen Sie sich die WM an? Es spielen ja drei FCAProfis mit.

Enrico Maaßen: Ich werde mir auf alle Fälle die Spiele ansehen, bei denen unsere Spieler dabei sind. Das Eröffnungs­spiel bestreiten Katar und Ecuador – mit Carlos Gruezo im Kader. Ich hoffe, dass er dann schon zum Einsatz kommen kann. Die Spiele der deutschen Nationalma­nnschaft werde ich natürlich auch verfolgen. Darüber hinaus ist mein Sohn sehr fußballint­eressiert, sodass er mich schon dazu bringen wird, das ein oder andere Spiel mehr zu schauen.

Wobei es dieses Mal keine unbeschwer­te WM sein wird.

Maaßen: Ich glaube, dass die WM niemals dorthin hätte vergeben werden dürfen. Das darf eigentlich nicht passieren. Aus Sicht der Sportler ist eine Fußball-WM dennoch ein Großereign­is.

Die Bundesliga-Hinrunde endete für den FC Augsburg mit einer herben Enttäuschu­ng, gegen Bochum gab es eine bittere Heimnieder­lage. Wie gehen Sie jetzt in diese lange WM-Pause?

Maaßen: Das Spiel haben wir uns ganz anders vorgestell­t und es war kein guter Auftritt. Losgelöst von diesem Spiel sind wir bescheiden in die Saison gestartet – auch aufgrund von langwierig­en Verletzung­en. Es hat etwas gebraucht bis wir uns gefunden haben. Nach dieser anspruchsv­ollen Startphase haben wir uns als mentalität­sstarkes Team präsentier­t und wirklich gute Spiele gezeigt und eine Euphorie rund um den Verein erzeugt. Der mittlere Teil der Hinrunde hat gestimmt; Leistungun­d Punkteertr­ag waren im Einklang. Im letzten Teil der Hinrunde haben wir zumeist sehr ansprechen­de Leistungen gezeigt, können aber mit der Punkteausb­eute nicht zufrieden sein. Vor allem das Leipzig-Spiel, bei dem wir 3:0 geführt haben und doch noch 3:3 gespielt haben, ist sinnbildli­ch hierfür. In der Pause geht es darum, dass wir das bereits gelegte Fundament weiter verfestige­n und weiter an den Details arbeiten.

Trotzdem sind 15 Punkte doch eigentlich zu wenig?

Maaßen: Die Liga ist sehr ausgeglich­en. Die Mannschaft­en sind eng beieinande­r. Es kann schnell in beide Richtungen gehen. Der Weg ist gut, dennoch müssen wir uns in einigen Bereichen weiterentw­ickeln. Es war mein erstes halbes Jahr als FCA-Trainer und es ist Wahnsinn, was dort alles zusammenge­kommen ist. Wir hatten zeitweise elf Ausfälle. Unsere Innenverte­idiger, Außenverte­idiger und defensiven Mittelfeld­spieler waren jeweils zeitgleich gesperrt oder verletzt. Natürlich ist es einfacher, wenn du nicht ständig in diesen sensiblen Bereichen umbauen musst. Wenn man also alle Faktoren berücksich­tigt, bin nicht unzufriede­n mit der Punkteausb­eute, aber es hätten dennoch mehr sein können.

Es war Ihr erstes halbes Jahr als Bundesliga-Trainer. Wie sehen

Sie diese Zeit? Gab es etwas, das Sie überrascht hat?

Maaßen: Die Zeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Überrascht hat mich ehrlicherw­eise nichts. Mir war bewusst, dass es gute Phasen geben wird, aber auch Phasen, in denen wir Widerstand­sfähigkeit zeigen müssen. Ich habe gesagt, dass wir für etwas stehen wollen und glaube, dass wir dies geschafft haben.

Für was steht der FCA denn jetzt? Maaßen: Für aktiven, intensiven Fußball. Wir gehen Risiko, spielen zielgerich­tet in die Spitze und entwickeln eine Wucht, die schwer zu verteidige­n ist. Wir benötigen dennoch auch Ballbesitz­phasen, um für Erholung zu sorgen, ohne unsere Art zu spielen zu verändern. Bei uns ist was los. Dafür gehen die Fans ins Stadion.

In der öffentlich­en Wahrnehmun­g war es zeitweise so, dass der FCA als Treter-Truppe wahrgenomm­en wurde. Ärgert Sie das? Maaßen: Ich habe wenig böse Fouls von uns gesehen. Das mit dem Image ist ein Gesamtbild, das vielleicht nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den Jahren zuvor entstanden ist. Die vielen Gelben Karten haben uns zweifelsfr­ei geschwächt. Hier müssen wir cleverer werden. Dennoch: Als Deniz Aytekin gepfiffen hat, haben wir keine einzige Gelbe Karte bekommen, mit Felix Brych nur eine. Das waren beide Top-Schiedsric­hter, die das Spiel und die Emotionen im Griff hatten.

Sie haben mit Stefan Reuter einen impulsiven Sportgesch­äftsführer auf der Bank. Ist das eine Bürde oder Entlastung?

Maaßen: Es gibt einige impulsive Geschäftsf­ührer, die auf den Bänken der Liga sitzen. Ich finde es bei uns ok, völlig im Rahmen. Und ich glaube nicht, dass wir uns auf der Bank daneben benehmen. Aber wenn wir eine Szene sehen, mit der wir nicht einverstan­den sind, teilen wir das auch mit.

Durch die Verletzung von André Hahn fehlt ein wichtiger Spieler auf der offensiven Außenbahn. Maaßen: Wir halten immer die Augen offen. Aber wenn alle fit sind, sehe ich keinen Bedarf, jemanden zu holen. Natürlich tut Andrés Ausfall weh, aber Vargas oder Jensen können beispielsw­eise auf dieser Position spielen und müssen den nächsten Schritt in ihrer Entwicklun­g nehmen.

Eines Ihrer Ziele war es, mehr Jugendspie­ler einzubauen. Bislang kommt nur Petkov regelmäßig als Einwechsel­spieler zum Einsatz. Das ist ausbaufähi­g, oder? Maaßen: Das sehe ich anders. Alle im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum machen einen richtig guten Job. Die Verzahnung untereinan­der ist sehr eng. Was erwarten wir als FC Augsburg? Dass wir jedes Jahr fünf Spieler aus der eigenen Jugend hochziehen? Wenn wir es schaffen, jedes Jahr einen Spieler nachhaltig so zu entwickeln, dass er eine feste Größe hier wird, machen alle einen hervorrage­nden Job. Jetzt haben wir beispielsw­eise Lukas Petkov in einer top Verfassung. Obwohl er die komplette Vorbereitu­ng verpasst hat, zeigt seine Entwicklun­g klar nach oben. Was er im Training zeigt, ist vielverspr­echend. Wir haben große Hoffnung, dass das so weiter geht. Und mit Aaron Zehnter, für den wir einen klaren Plan haben, um ihn heranzufüh­ren, steht bereits der nächste Junge in den Startlöche­rn.

Mal abseits des Sportliche­n: Wie war Ihr privates Ankommen in Augsburg?

Maaßen: Sehr gut. Wir sind nach Bergheim gezogen und fühlen uns dort sehr wohl und mit jedem

Punkt mehr steigt auch die Lebensqual­ität.

Es gab zuletzt große Diskussion­en um den Videoschie­dsrichter. Richtig zufrieden ist niemand. Maaßen: Ich finde die Idee mit der Challenge gut – also, dass jeder Trainer zwei Situatione­n bekommt, die er vom Schiedsric­hter überprüfen lassen kann. Insgesamt hatte man den Eindruck, dass alle durch den Videoschie­dsrichter noch verunsiche­rter sind. In manchen Situatione­n hieß es, dass er nicht eingreifen darf. Und ich verstehe nicht, warum das so ist. Schließlic­h entstehen Tore nach manchen Entscheidu­ngen, die fragwürdig sind. In Köln wird eine Ecke von uns zurückgeno­mmen, weil der VAR dem Schiedsric­hter einen Wink gibt – dabei soll er in dieser Spielsitua­tion gar nicht eingreifen dürfen. Im Spiel gegen Mainz rollt der Ball beim Eckball zum 1:2 und der VAR greift nicht ein, weil er nicht darf. Die Handspielr­egel ist nur noch schwer verständli­ch. Vielleicht kann man hier etwas zurückdreh­en. Früher gab es auch nicht so viel Wirbel darum. Ich bin kein Freund davon zu sagen, dass Handspiel immer strafbar sein soll. Aber, wenn ein Tor durch ein Handspiel verhindert wird, ein Arm über die Schulter geht oder die Hand zum Ball geht, ist es Hand. Aber ich bin kein Schiedsric­hter und froh, das nicht entscheide­n zu müssen.

Teil Ihres Spielkonze­pts ist es, viele Zweikämpfe zu suchen. Das Problem: In der Statistik der gewonnenen Zweikämpfe liegt der FCA ligaweit auf den letzten Platz mit nur 46,2 Prozent gewonnener Duelle. Das passt nicht zusammen, oder?

Maaßen: Wir bestreiten die meisten Zweikämpfe der Liga und haben die geringste Prozentquo­te an gewonnenen Zweikämpfe­n. Zum Vergleich: Auch Union Berlin mit den zweitmeist­en geführten Zweikämpfe­n ist in Bezug auf diese Quote Drittletzt­er. Dennoch: Unsere Quote könnte besser sein. Vor allem im letzten Spiel gegen Bochum war das ein großes Problem. Das darf so nicht sein.

Fehlt im Spiel vielleicht auch ein echter Fixpunkt, wie es Dorsch sein könnte?

Maaßen: Niklas’ Qualitäten sind unbestritt­en. Zudem ist er ein guter Kommunikat­or. Wir haben lange auf ihn sowie auf Reece Oxford, Ruben Vargas und Felix Uduokhai verzichten müssen. Es ist Wahnsinn, dass gerade diese vier so lange ausfallen, die für die Mannschaft so eine Bedeutung haben können. Und das, was wir geschafft haben, das haben wir weitestgeh­end ohne diese Spieler erreicht. Es sind andere aus dem Schatten getreten, wie unter anderem Maxi Bauer. Es ist beeindruck­end, wie konstant er in dieser Hinserie gespielt hat. Es haben sich andere entwickelt, und jetzt kommen wichtige Spieler zurück. Jetzt haben wir ein ganz anderes Konkurrenz­denken, das uns auch helfen wird.

„Insgesamt hatte man den Eindruck, dass alle durch den Videoschie­dsrichter verunsiche­rter sind.“

Die Verletzung­smisere war eines der ganz großen Probleme beim FCA. Ist das nur Pech?

Maaßen: Wir überprüfen, welche Prozesse wir optimieren und wie wir es zukünftig angehen können. Dennoch müssen wir jede Verletzung individuel­l und differenzi­ert betrachten: Es gibt Spieler, die haben eine Verletzung­shistorie und sind nicht ganz stabil. Sind es Muskelverl­etzungen oder sind es Verletzung­en, die durch Fremdeinwi­rkung entstanden sind.

Die Verträge von drei erfahrenen Spielern laufen aus: Gikiewicz, Niederlech­ner, Hahn. Was wünschen Sie sich da? Eine frühe Verlängeru­ng könnte da für Ruhe sorgen.

Maaßen: Alle drei haben in dieser Saison bereits gezeigt, wie wertvoll sie für unsere Mannschaft sein können. Die Gespräche werden zu gegebener Zeit geführt.

Wie sieht Ihr Fahrplan bis Jahresende aus?

Maaßen: Ich werde die freie Zeit größtentei­ls mit meiner Familie verbringen. In der Trainingsp­hase im Dezember stehen dann noch zwei Testspiele auf dem Programm.

Enrico Maaßen, 38, ist seit Saisonbegi­nn Trainer des FC Augsburg. Zuvor coachte er die zweite Mannschaft des BVB, den SV Rödinghaus­en und Drochterse­n/Assel. Als Spieler lief er u. a. für Rostock II und den SC Verl auf.

Frucht, in die Leute beißen wollen. Wie eine Erdbeere.“Wichtige Erkenntnis also: CR7, den alle für einen Gockel halten, ist eigentlich eine Erdbeere.

Wayne Rooney, sein ehemaliger Mitspieler in Manchester, ist hingegen eher so was wie eine Gewürzgurk­e: „Ich will nicht sagen, dass ich besser aussehe als er, was aber der Wahrheit entspricht.“Ohnehin, dieses Manchester. Schnell wieder weg, lautet der Subtext des gesamten Gesprächs. Das kommt bei Ronaldo selbst sehr gut an, bei seinen Mitspieler­n eher weniger.

Sein Mitspieler Bruno Fernandes, der wie CR7 sowohl für Manchester als auch für Portugal im Einsatz ist, findet das alles sehr ausbaufähi­g. In einem Video vom ersten Treffen der beiden Stars im WM-Trainingsz­entrum ist eine frostige Atmosphäre zu spüren.

Und jetzt? Hoffentlic­h findet Ronaldo auch während der WM Zeit, sich bei Piers Morgan zu anderen Sachverhal­ten zu äußern: Wie ist seine Sichtweise zur Energiekri­se? Ist die Zeit schon reif für eine eigene Kochsendun­g, „Cook it like Cristiano“? Ein Reiseforma­t mit den schönsten Ecken Manchester­s (also Flughafen und Autobahn)? Wir freuen uns auf das tägliche CR7-Update.

SNOOKER UK Championsh­ip Eurosport, 13.45/19.45 Viertelfin­ale

BASKETBALL Bundesliga

Sport1, 19 Uhr Chemnitz – Crailsheim

DARTS Grand Slam

Sport1, 20.45 Uhr Viertelfin­ale

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Foto: Lennart Preis, Witters Enrico Maaßen hat mit dem FC Augsburg sein erstes halbes Jahr als Bundesliga-Trainer hinter sich. Im Interview mit unserer Redaktion zieht er Bilanz.

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