„Wahnsinn, was zusammengekommen ist“
Der Trainer des FC Augsburg zieht eine Bilanz über sein erstes halbes Jahr in der Bundesliga: über das Verletzungspech, den Videoschiedsrichter, die Flut an Gelben Karten sowie eine große Schwachstelle des FCA.
Herr Maaßen, sehen Sie sich die WM an? Es spielen ja drei FCAProfis mit.
Enrico Maaßen: Ich werde mir auf alle Fälle die Spiele ansehen, bei denen unsere Spieler dabei sind. Das Eröffnungsspiel bestreiten Katar und Ecuador – mit Carlos Gruezo im Kader. Ich hoffe, dass er dann schon zum Einsatz kommen kann. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft werde ich natürlich auch verfolgen. Darüber hinaus ist mein Sohn sehr fußballinteressiert, sodass er mich schon dazu bringen wird, das ein oder andere Spiel mehr zu schauen.
Wobei es dieses Mal keine unbeschwerte WM sein wird.
Maaßen: Ich glaube, dass die WM niemals dorthin hätte vergeben werden dürfen. Das darf eigentlich nicht passieren. Aus Sicht der Sportler ist eine Fußball-WM dennoch ein Großereignis.
Die Bundesliga-Hinrunde endete für den FC Augsburg mit einer herben Enttäuschung, gegen Bochum gab es eine bittere Heimniederlage. Wie gehen Sie jetzt in diese lange WM-Pause?
Maaßen: Das Spiel haben wir uns ganz anders vorgestellt und es war kein guter Auftritt. Losgelöst von diesem Spiel sind wir bescheiden in die Saison gestartet – auch aufgrund von langwierigen Verletzungen. Es hat etwas gebraucht bis wir uns gefunden haben. Nach dieser anspruchsvollen Startphase haben wir uns als mentalitätsstarkes Team präsentiert und wirklich gute Spiele gezeigt und eine Euphorie rund um den Verein erzeugt. Der mittlere Teil der Hinrunde hat gestimmt; Leistungund Punkteertrag waren im Einklang. Im letzten Teil der Hinrunde haben wir zumeist sehr ansprechende Leistungen gezeigt, können aber mit der Punkteausbeute nicht zufrieden sein. Vor allem das Leipzig-Spiel, bei dem wir 3:0 geführt haben und doch noch 3:3 gespielt haben, ist sinnbildlich hierfür. In der Pause geht es darum, dass wir das bereits gelegte Fundament weiter verfestigen und weiter an den Details arbeiten.
Trotzdem sind 15 Punkte doch eigentlich zu wenig?
Maaßen: Die Liga ist sehr ausgeglichen. Die Mannschaften sind eng beieinander. Es kann schnell in beide Richtungen gehen. Der Weg ist gut, dennoch müssen wir uns in einigen Bereichen weiterentwickeln. Es war mein erstes halbes Jahr als FCA-Trainer und es ist Wahnsinn, was dort alles zusammengekommen ist. Wir hatten zeitweise elf Ausfälle. Unsere Innenverteidiger, Außenverteidiger und defensiven Mittelfeldspieler waren jeweils zeitgleich gesperrt oder verletzt. Natürlich ist es einfacher, wenn du nicht ständig in diesen sensiblen Bereichen umbauen musst. Wenn man also alle Faktoren berücksichtigt, bin nicht unzufrieden mit der Punkteausbeute, aber es hätten dennoch mehr sein können.
Es war Ihr erstes halbes Jahr als Bundesliga-Trainer. Wie sehen
Sie diese Zeit? Gab es etwas, das Sie überrascht hat?
Maaßen: Die Zeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Überrascht hat mich ehrlicherweise nichts. Mir war bewusst, dass es gute Phasen geben wird, aber auch Phasen, in denen wir Widerstandsfähigkeit zeigen müssen. Ich habe gesagt, dass wir für etwas stehen wollen und glaube, dass wir dies geschafft haben.
Für was steht der FCA denn jetzt? Maaßen: Für aktiven, intensiven Fußball. Wir gehen Risiko, spielen zielgerichtet in die Spitze und entwickeln eine Wucht, die schwer zu verteidigen ist. Wir benötigen dennoch auch Ballbesitzphasen, um für Erholung zu sorgen, ohne unsere Art zu spielen zu verändern. Bei uns ist was los. Dafür gehen die Fans ins Stadion.
In der öffentlichen Wahrnehmung war es zeitweise so, dass der FCA als Treter-Truppe wahrgenommen wurde. Ärgert Sie das? Maaßen: Ich habe wenig böse Fouls von uns gesehen. Das mit dem Image ist ein Gesamtbild, das vielleicht nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den Jahren zuvor entstanden ist. Die vielen Gelben Karten haben uns zweifelsfrei geschwächt. Hier müssen wir cleverer werden. Dennoch: Als Deniz Aytekin gepfiffen hat, haben wir keine einzige Gelbe Karte bekommen, mit Felix Brych nur eine. Das waren beide Top-Schiedsrichter, die das Spiel und die Emotionen im Griff hatten.
Sie haben mit Stefan Reuter einen impulsiven Sportgeschäftsführer auf der Bank. Ist das eine Bürde oder Entlastung?
Maaßen: Es gibt einige impulsive Geschäftsführer, die auf den Bänken der Liga sitzen. Ich finde es bei uns ok, völlig im Rahmen. Und ich glaube nicht, dass wir uns auf der Bank daneben benehmen. Aber wenn wir eine Szene sehen, mit der wir nicht einverstanden sind, teilen wir das auch mit.
Durch die Verletzung von André Hahn fehlt ein wichtiger Spieler auf der offensiven Außenbahn. Maaßen: Wir halten immer die Augen offen. Aber wenn alle fit sind, sehe ich keinen Bedarf, jemanden zu holen. Natürlich tut Andrés Ausfall weh, aber Vargas oder Jensen können beispielsweise auf dieser Position spielen und müssen den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung nehmen.
Eines Ihrer Ziele war es, mehr Jugendspieler einzubauen. Bislang kommt nur Petkov regelmäßig als Einwechselspieler zum Einsatz. Das ist ausbaufähig, oder? Maaßen: Das sehe ich anders. Alle im Nachwuchsleistungszentrum machen einen richtig guten Job. Die Verzahnung untereinander ist sehr eng. Was erwarten wir als FC Augsburg? Dass wir jedes Jahr fünf Spieler aus der eigenen Jugend hochziehen? Wenn wir es schaffen, jedes Jahr einen Spieler nachhaltig so zu entwickeln, dass er eine feste Größe hier wird, machen alle einen hervorragenden Job. Jetzt haben wir beispielsweise Lukas Petkov in einer top Verfassung. Obwohl er die komplette Vorbereitung verpasst hat, zeigt seine Entwicklung klar nach oben. Was er im Training zeigt, ist vielversprechend. Wir haben große Hoffnung, dass das so weiter geht. Und mit Aaron Zehnter, für den wir einen klaren Plan haben, um ihn heranzuführen, steht bereits der nächste Junge in den Startlöchern.
Mal abseits des Sportlichen: Wie war Ihr privates Ankommen in Augsburg?
Maaßen: Sehr gut. Wir sind nach Bergheim gezogen und fühlen uns dort sehr wohl und mit jedem
Punkt mehr steigt auch die Lebensqualität.
Es gab zuletzt große Diskussionen um den Videoschiedsrichter. Richtig zufrieden ist niemand. Maaßen: Ich finde die Idee mit der Challenge gut – also, dass jeder Trainer zwei Situationen bekommt, die er vom Schiedsrichter überprüfen lassen kann. Insgesamt hatte man den Eindruck, dass alle durch den Videoschiedsrichter noch verunsicherter sind. In manchen Situationen hieß es, dass er nicht eingreifen darf. Und ich verstehe nicht, warum das so ist. Schließlich entstehen Tore nach manchen Entscheidungen, die fragwürdig sind. In Köln wird eine Ecke von uns zurückgenommen, weil der VAR dem Schiedsrichter einen Wink gibt – dabei soll er in dieser Spielsituation gar nicht eingreifen dürfen. Im Spiel gegen Mainz rollt der Ball beim Eckball zum 1:2 und der VAR greift nicht ein, weil er nicht darf. Die Handspielregel ist nur noch schwer verständlich. Vielleicht kann man hier etwas zurückdrehen. Früher gab es auch nicht so viel Wirbel darum. Ich bin kein Freund davon zu sagen, dass Handspiel immer strafbar sein soll. Aber, wenn ein Tor durch ein Handspiel verhindert wird, ein Arm über die Schulter geht oder die Hand zum Ball geht, ist es Hand. Aber ich bin kein Schiedsrichter und froh, das nicht entscheiden zu müssen.
Teil Ihres Spielkonzepts ist es, viele Zweikämpfe zu suchen. Das Problem: In der Statistik der gewonnenen Zweikämpfe liegt der FCA ligaweit auf den letzten Platz mit nur 46,2 Prozent gewonnener Duelle. Das passt nicht zusammen, oder?
Maaßen: Wir bestreiten die meisten Zweikämpfe der Liga und haben die geringste Prozentquote an gewonnenen Zweikämpfen. Zum Vergleich: Auch Union Berlin mit den zweitmeisten geführten Zweikämpfen ist in Bezug auf diese Quote Drittletzter. Dennoch: Unsere Quote könnte besser sein. Vor allem im letzten Spiel gegen Bochum war das ein großes Problem. Das darf so nicht sein.
Fehlt im Spiel vielleicht auch ein echter Fixpunkt, wie es Dorsch sein könnte?
Maaßen: Niklas’ Qualitäten sind unbestritten. Zudem ist er ein guter Kommunikator. Wir haben lange auf ihn sowie auf Reece Oxford, Ruben Vargas und Felix Uduokhai verzichten müssen. Es ist Wahnsinn, dass gerade diese vier so lange ausfallen, die für die Mannschaft so eine Bedeutung haben können. Und das, was wir geschafft haben, das haben wir weitestgehend ohne diese Spieler erreicht. Es sind andere aus dem Schatten getreten, wie unter anderem Maxi Bauer. Es ist beeindruckend, wie konstant er in dieser Hinserie gespielt hat. Es haben sich andere entwickelt, und jetzt kommen wichtige Spieler zurück. Jetzt haben wir ein ganz anderes Konkurrenzdenken, das uns auch helfen wird.
„Insgesamt hatte man den Eindruck, dass alle durch den Videoschiedsrichter verunsicherter sind.“
Die Verletzungsmisere war eines der ganz großen Probleme beim FCA. Ist das nur Pech?
Maaßen: Wir überprüfen, welche Prozesse wir optimieren und wie wir es zukünftig angehen können. Dennoch müssen wir jede Verletzung individuell und differenziert betrachten: Es gibt Spieler, die haben eine Verletzungshistorie und sind nicht ganz stabil. Sind es Muskelverletzungen oder sind es Verletzungen, die durch Fremdeinwirkung entstanden sind.
Die Verträge von drei erfahrenen Spielern laufen aus: Gikiewicz, Niederlechner, Hahn. Was wünschen Sie sich da? Eine frühe Verlängerung könnte da für Ruhe sorgen.
Maaßen: Alle drei haben in dieser Saison bereits gezeigt, wie wertvoll sie für unsere Mannschaft sein können. Die Gespräche werden zu gegebener Zeit geführt.
Wie sieht Ihr Fahrplan bis Jahresende aus?
Maaßen: Ich werde die freie Zeit größtenteils mit meiner Familie verbringen. In der Trainingsphase im Dezember stehen dann noch zwei Testspiele auf dem Programm.
Enrico Maaßen, 38, ist seit Saisonbeginn Trainer des FC Augsburg. Zuvor coachte er die zweite Mannschaft des BVB, den SV Rödinghausen und Drochtersen/Assel. Als Spieler lief er u. a. für Rostock II und den SC Verl auf.
Frucht, in die Leute beißen wollen. Wie eine Erdbeere.“Wichtige Erkenntnis also: CR7, den alle für einen Gockel halten, ist eigentlich eine Erdbeere.
Wayne Rooney, sein ehemaliger Mitspieler in Manchester, ist hingegen eher so was wie eine Gewürzgurke: „Ich will nicht sagen, dass ich besser aussehe als er, was aber der Wahrheit entspricht.“Ohnehin, dieses Manchester. Schnell wieder weg, lautet der Subtext des gesamten Gesprächs. Das kommt bei Ronaldo selbst sehr gut an, bei seinen Mitspielern eher weniger.
Sein Mitspieler Bruno Fernandes, der wie CR7 sowohl für Manchester als auch für Portugal im Einsatz ist, findet das alles sehr ausbaufähig. In einem Video vom ersten Treffen der beiden Stars im WM-Trainingszentrum ist eine frostige Atmosphäre zu spüren.
Und jetzt? Hoffentlich findet Ronaldo auch während der WM Zeit, sich bei Piers Morgan zu anderen Sachverhalten zu äußern: Wie ist seine Sichtweise zur Energiekrise? Ist die Zeit schon reif für eine eigene Kochsendung, „Cook it like Cristiano“? Ein Reiseformat mit den schönsten Ecken Manchesters (also Flughafen und Autobahn)? Wir freuen uns auf das tägliche CR7-Update.
SNOOKER UK Championship Eurosport, 13.45/19.45 Viertelfinale
BASKETBALL Bundesliga
Sport1, 19 Uhr Chemnitz – Crailsheim
DARTS Grand Slam
Sport1, 20.45 Uhr Viertelfinale