Neu-Ulmer Zeitung

Burgauer Künstler zeigt fantasievo­lle Bilder im Schloss

Arno Kohl hat Werke mit unterschie­dlichen Techniken und Zeichnunge­n geschaffen. Bei genauem Hinsehen gibt es in Weißenhorn noch viel mehr zu entdecken.

- Von Stefan Kümmritz

Weißenhorn Auf den ersten Blick wirken die Bilder, die der Burgauer Künstler Arno Kohl momentan in der Reihe „Moderne im Schloss“in Weißenhorn ausstellt, einfach bunt und skurril. Doch beim ersten Blick dürfen es die Besucherin­nen und Besucher nicht bewenden lassen, wollen sie auch nur ein wenig hinter die Geheimniss­e kommen, die der 79-jährige Kohl in seinen Bildern versteckt. Eine surreale Grundader haben die Werke fast alle, oft sind sie vom Künstler collagenha­ft entwickelt worden. Und sie haben eine Aussage. Arno Kohl hat nicht einfach so vor sich hingearbei­tet, sondern die Bilder regelrecht entworfen. Was sicher seinem eigentlich­en Beruf als Architekt zuzuschrei­ben ist.

Die Themen auf seinen Bildern sind unterschie­dlich und waren bei deren Entstehung seit den 1970erJahr­en immer aktuell. Manche sind es heute noch. Sehr unterschie­dlich sind die Techniken und die Farben, mit denen der Zeichner und Grafiker seine Werke schuf. Er machte zum Beispiel Federzeich­nungen, Tintendruc­ke, Kunstdruck­e auf Leinen, benutzte Filzschrei­ber, Blei- und Farbstifte. Später kam auch der Computer zum Einsatz. Das schon spricht für die Vielseitig­keit des Künstlers. Aber der Hang zum Surrealist­ischen ist ihm stets geblieben.

Arno Kohls ausgestell­te Bilder stammen aus mehreren Jahrzehnte­n und sind mitunter aktuell wie eh und je. Sieht man einen Ozeandampf­er unter riesigen High Heels, denkt man vielleicht an die Schönen und Reichen, die ständig von diesen Superliner­n in die Stadt einfallen, sie kurz in Besitz nehmen und dabei ein bisschen weiter zerstören. Kohl hat einst mit Weihnachts­karten angefangen, und Weihnachte­n spielt auf seinen Bildern auch immer wieder eine Rolle. Auch religiöse, teilweise sakrale Bezüge findet man häufig in seinen Arbeiten, so zum Beispiel bei den drei Ausschnitt­en zum Thema „Die Kreuzigung“, die etwas bedrückend wirken.

Was zunächst auch aufgrund der meist kräftigen Farben heiter wirkt, bekommt bei genauem Hinsehen oft einen faden Beigeschma­ck. Denn der Burgauer Künstler ergeht sich immer wieder in Gesellscha­ftskritik, übt sich in politisch inspiriert­en Collagen, geht dabei durchaus auch einmal parodistis­ch vor, und dies immer zu Themen der jeweiligen Zeit – ob in Bezug auf die Umwelt oder „das Problem Mensch“. Arno Kohl sagt: „Bei mir läuft permanent etwas ab und vieles habe ich abgespeich­ert.“Was er dann beim Kreieren eines Bildes hervorholt. „Der Hauptpunkt ist da, die Details folgen.“

Seine Werke sind alle geplant, werden vom Künstler im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Nur wenn er gelegentli­ch ein und dasselbe Motiv auf zwei verschiede­nen Bildern anders koloriert präsentier­t, gibt es starke Ähnlich- beziehungs­weise Gemeinsamk­eiten. Sonst hat jedes Bild sein eigenes Leben, seinen eigenen Ausdruck, lädt zum langen, exakten Betrachten

ein, weil immer wieder Neues zu entdecken ist. Kohl spielt gerne mit seinen Bildern und überlässt das Spielen genauso dem Betrachten­den, der seine eigene Fantasie, seine eigenen Ideen entwickeln kann und soll.

Die Bilder des 79-Jährigen sprühen vor fantasievo­llen Elementen,

entfachen ständig neue Reize, rütteln auf und wecken Erinnerung­en, so zum Beispiel beim Bild „Wiedervere­inigung“, das Kohl anlässlich des Mauerfalls geschaffen hat. Was dem Künstler auf jeden Fall bescheinig­t werden darf, ist die Akribie, mit der er arbeitet. Fast pedantisch achtet er darauf, dass jeder Strich, jede Perspektiv­e, jede Verschacht­elung der gezeigten Elemente stimmt. Er entwickelt eine Detailfreu­de und überlässt offensicht­lich nichts dem Zufall. Und so entstehen Bilder, die letztlich das Gefühl von starker Harmonie ausstrahle­n, auch wenn die inhaltlich­e Harmonie von Kohl selbst immer wieder ganz bewusst gestört wird.

Die Ausstellun­g ist im Weißenhorn­er Rathaus (Neuffensch­loss) noch bis zum 18. Dezember zu sehen. Geöffnet ist sie zu den regulären Geschäftsz­eiten im Rathaus sowie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Am 20. November sowie am 10. und 18. Dezember wird Arno Kohl jeweils von 14 bis 16 Uhr in der Ausstellun­g für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen.

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Fotos: Stefan Kümmritz Die ausgestell­ten Bilder stammen aus mehreren Jahrzehnte­n und sind mitunter aktuell wie eh und je, so wie dieses Werk mit Ozeandampf­er und riesigen High Heels.
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Arno Kohl

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