Burgauer Künstler zeigt fantasievolle Bilder im Schloss
Arno Kohl hat Werke mit unterschiedlichen Techniken und Zeichnungen geschaffen. Bei genauem Hinsehen gibt es in Weißenhorn noch viel mehr zu entdecken.
Weißenhorn Auf den ersten Blick wirken die Bilder, die der Burgauer Künstler Arno Kohl momentan in der Reihe „Moderne im Schloss“in Weißenhorn ausstellt, einfach bunt und skurril. Doch beim ersten Blick dürfen es die Besucherinnen und Besucher nicht bewenden lassen, wollen sie auch nur ein wenig hinter die Geheimnisse kommen, die der 79-jährige Kohl in seinen Bildern versteckt. Eine surreale Grundader haben die Werke fast alle, oft sind sie vom Künstler collagenhaft entwickelt worden. Und sie haben eine Aussage. Arno Kohl hat nicht einfach so vor sich hingearbeitet, sondern die Bilder regelrecht entworfen. Was sicher seinem eigentlichen Beruf als Architekt zuzuschreiben ist.
Die Themen auf seinen Bildern sind unterschiedlich und waren bei deren Entstehung seit den 1970erJahren immer aktuell. Manche sind es heute noch. Sehr unterschiedlich sind die Techniken und die Farben, mit denen der Zeichner und Grafiker seine Werke schuf. Er machte zum Beispiel Federzeichnungen, Tintendrucke, Kunstdrucke auf Leinen, benutzte Filzschreiber, Blei- und Farbstifte. Später kam auch der Computer zum Einsatz. Das schon spricht für die Vielseitigkeit des Künstlers. Aber der Hang zum Surrealistischen ist ihm stets geblieben.
Arno Kohls ausgestellte Bilder stammen aus mehreren Jahrzehnten und sind mitunter aktuell wie eh und je. Sieht man einen Ozeandampfer unter riesigen High Heels, denkt man vielleicht an die Schönen und Reichen, die ständig von diesen Superlinern in die Stadt einfallen, sie kurz in Besitz nehmen und dabei ein bisschen weiter zerstören. Kohl hat einst mit Weihnachtskarten angefangen, und Weihnachten spielt auf seinen Bildern auch immer wieder eine Rolle. Auch religiöse, teilweise sakrale Bezüge findet man häufig in seinen Arbeiten, so zum Beispiel bei den drei Ausschnitten zum Thema „Die Kreuzigung“, die etwas bedrückend wirken.
Was zunächst auch aufgrund der meist kräftigen Farben heiter wirkt, bekommt bei genauem Hinsehen oft einen faden Beigeschmack. Denn der Burgauer Künstler ergeht sich immer wieder in Gesellschaftskritik, übt sich in politisch inspirierten Collagen, geht dabei durchaus auch einmal parodistisch vor, und dies immer zu Themen der jeweiligen Zeit – ob in Bezug auf die Umwelt oder „das Problem Mensch“. Arno Kohl sagt: „Bei mir läuft permanent etwas ab und vieles habe ich abgespeichert.“Was er dann beim Kreieren eines Bildes hervorholt. „Der Hauptpunkt ist da, die Details folgen.“
Seine Werke sind alle geplant, werden vom Künstler im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Nur wenn er gelegentlich ein und dasselbe Motiv auf zwei verschiedenen Bildern anders koloriert präsentiert, gibt es starke Ähnlich- beziehungsweise Gemeinsamkeiten. Sonst hat jedes Bild sein eigenes Leben, seinen eigenen Ausdruck, lädt zum langen, exakten Betrachten
ein, weil immer wieder Neues zu entdecken ist. Kohl spielt gerne mit seinen Bildern und überlässt das Spielen genauso dem Betrachtenden, der seine eigene Fantasie, seine eigenen Ideen entwickeln kann und soll.
Die Bilder des 79-Jährigen sprühen vor fantasievollen Elementen,
entfachen ständig neue Reize, rütteln auf und wecken Erinnerungen, so zum Beispiel beim Bild „Wiedervereinigung“, das Kohl anlässlich des Mauerfalls geschaffen hat. Was dem Künstler auf jeden Fall bescheinigt werden darf, ist die Akribie, mit der er arbeitet. Fast pedantisch achtet er darauf, dass jeder Strich, jede Perspektive, jede Verschachtelung der gezeigten Elemente stimmt. Er entwickelt eine Detailfreude und überlässt offensichtlich nichts dem Zufall. Und so entstehen Bilder, die letztlich das Gefühl von starker Harmonie ausstrahlen, auch wenn die inhaltliche Harmonie von Kohl selbst immer wieder ganz bewusst gestört wird.
Die Ausstellung ist im Weißenhorner Rathaus (Neuffenschloss) noch bis zum 18. Dezember zu sehen. Geöffnet ist sie zu den regulären Geschäftszeiten im Rathaus sowie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Am 20. November sowie am 10. und 18. Dezember wird Arno Kohl jeweils von 14 bis 16 Uhr in der Ausstellung für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen.